Kinder der Ewigkeit
Aufstieg?«
»Ja.«
Lukas verharrte nachdenklich. »Ich bin damals betrogen worden.«
»Ich weiß, alter Freund. Mir wird das nicht passieren.«
»Das hoffe ich für dich. Hast du nicht aufhören wollen?«
»Ja.« Esebian hörte die Stimmen der anderen in seinem Innern, leise und wortlos. Sie flüsterten miteinander. »Die Umstände haben mich gezwungen, noch einen Auftrag anzunehmen.«
Die Augen in dem Formspeichergesicht musterten Esebian neugierig, aber Lukas stellte keine Frage. »Ein wichtiges Ziel, nehme ich an.«
»Ja.«
»Schwer zu erreichen.«
»Sehr schwer.«
Auch in diesem Raum gab es Regale und Vitrinen, aber sie enthielten keine Kunst der Enha-Entalen, sondern Mordwerkzeuge. Einige von ihnen waren so seltsam geformt, dass Esebian ihren Zweck nicht einmal erraten konnte. Andere erkannte er, obwohl er sie nie benutzt hatte. Zeremoniendolche, wie sie bei den Kirgu verwendet wurden. Schmuckgegenstände, die ein passives Gift enthielten, das sich erst beim Kontakt mit der Haut und der DNS des Opfers in ein aktives Toxikum verwandelte. Sprengfallen aller Art, in zahlreichen unterschiedlichen Tarnungen. Vari-Waffen, für organische und anorganische Projektile ebenso wie für elektromagnetische Strahlung. Eine Vitrine enthielt, nach den Hinweisen in den kleinen Datenfenstern zu urteilen, fünfhundert verschiedene Arten von Viren, Bakterien, Pilzen und Prionen. Weiter hinten gab es einen Schaukasten mit mehreren unscheinbaren Schatullen und schematische Darstellungen frei programmierbarer Nanomaschinen. Ihre Wirkungsweise konnte besonders perfide sein: Im Innern eines Körpers veränderten sie nach und nach die Nukleinsäuren oder wanderten durch die Blut-Hirn-Schranke und nahmen Einfluss auf Erinnerungen, Gefühle und Denkstrukturen. Es gab viele Möglichkeiten zu sterben, und manche waren schrecklicher als andere.
»Ich nehme an, Mikroben kommen für dich ebenso wenig infrage wie Nanowaffen«, sagte Lukas, als sie sich einem Tresen an der Rückwand des Raums näherten.
»Das Ziel ist besser geschützt als jedes andere, mit dem ich es jemals zu tun hatte.«
»Darauf hast du hingewiesen.« Das Formspeichergesicht veränderte sich, wurde jünger, die Augen wachsamer. Eine stumme Frage lag in ihnen, und nach kurzem Zögern beantwortete Esebian sie mit einem wortlosen Nicken.
»Ich verstehe«, sagte Lukas leise. »Ich dachte es mir. Die versteckten Hinweise in deiner Nachricht …«
Auf dem Tresen lag ein kleiner Biomorph in Gestalt einer dunkelbraunen Tasche, wie sie von vielen Menschen für die Aufbewahrung persönlicher Gegenstände benutzt wurde.
»Ich habe ihn bereits auf dich programmiert«, sagte Lukas. »Nur zu.«
Esebian berührte die Tasche, und sie klappte sofort auf. In ihrem Innern lagen drei Gegenstände nebeneinander, der Größe nach geordnet und von einer schützenden Membran umhüllt, die beim dritten Objekt etwas dicker war als bei den ersten beiden.
Lukas deutete auf den ersten Gegenstand, der aussah wie eine harmlose Fingernagelfacette, wie man sie überall in den Tausend Tiefen als Schmuck verwendete. Diese schimmerte kobaltblau, war einen Zentimeter breit und nur etwas länger.
»Für deinen Zeigefinger bestimmt«, sagte Lukas.
Esebian nahm die Facette und legte sie auf den Fingernagel des rechten Zeigefingers, dem sie sich sofort anpasste.
»Eine kurze Berührung genügt«, erklärte Lukas. »Eine halbe Sekunde, mehr nicht. Dann hast du eine vollständige DNS-Matrix für eine leere Kopie. Verlängere den Kontakt auf drei oder vier Sekunden, und du bekommst latente Erinnerungen.«
»Hierfür, nehme ich an«, sagte Esebian und deutete auf den dritten Gegenstand, einen graubraunen Gewebekuchen so groß wie eine Hand und so dick wie ein Finger.
»Ja«, bestätigte Lukas. »Das ist erstklassige Basismasse. Leg die Facette anschließend einfach hinein. Dann brauchst du nur noch genug Nährstoffe für das Wachstum, am besten einen neutralen Proteinbrei. Und natürlich einen Projektor. Aber den trägst du bereits in dir, nicht wahr? Er gehört zu dem Erweiterungspaket, das du … wann von mir bekommen hast?« Ein Surren kam aus dem Artikulator an der Seite des Kopfes. »Ich muss meine Erinnerungen auffrischen. In letzter Zeit verblassen sie recht schnell; der Symbiont frisst nicht nur meinen Leib, sondern auch einen Teil meiner Seele.« Er ließ den Worten ein meckerndes Lachen folgen, und Esebian lächelte höflich, deutete dann auf den zweiten Gegenstand: eine silbrige
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