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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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passiert?«, fragte Esebian, setzte sich auf und schwang die Beine über den Rand der Diagnoseliege. »Und wo ist die Frau, die mich begleitet hat?«
    »Es kam zu einem Unfall beim Filigrantransit.« Der Arzt, in einen moosgrünen Kittel gekleidet, sah sich den Inhalt mehrerer Datenfelder neben der Liege an und deaktivierte sie mit einer knappen Geste. »Der Weber ist gestorben, das Filigran selbst fast tot, und es kommen … Angreifer aus den instabilen Tunneln. Angeblich stammen sie aus anderen Epochen.« Der Mann, etwa sechzig Scheinjahre alt und vermutlich nicht mehr als ein Provisor, atmete tief durch. »Das habe ich jedenfalls gehört. Es wurde eine Nachrichtensperre verhängt«, fügte er vorwurfsvoll hinzu.
    Ich bin um Haaresbreite dem Tod entronnen, dachte Esebian. Es erstaunte ihn, wie kalt ihn diese Erkenntnis ließ. Der Zufall, spöttischer Protagonist auf der kosmischen Bühne, hätte ihm fast einen bitterbösen Streich gespielt, wie damals Evan Ten-Ten, der sich zu sicher gefühlt hatte.
    »Wo sind wir hier?«
    »Auf Hadadd, dem vierten Planeten des Granville-Systems, Konsul. Ihr Ziel, wie aus dem Transitlog der Kapsel hervorging. Sie befinden sich im medizinischen Zentrum Lapinta des Vierten Autarken Bezirks. Diese Abteilung ist für hochrangige Kandidaten reserviert.«
    Frag nach dem Datum , drängte Caleb.
    Instabile Tunnel, Angreifer aus anderen Epochen …
    Von Unruhe erfasst fragte Esebian nach dem Datum, und der Arzt nannte es ihm.
    Wir haben fast zwei Wochen verloren! , sagte Caleb, und die anderen waren so erschrocken, dass sie schwiegen. Der Transit durch das instabile Filigran hat nicht einen Tag gedauert, sondern fast zwanzig!
    Esebian stand auf und verbarg seine Sorge. Vermutlich wartete längst eine Nachricht von Tirrhel auf ihn, mit weiteren Informationen. Und der geplante Aufenthalt des Ziels auf Hadadd …
    »Auf Hadadd sollte eine Tagung des Direktoriats stattfinden«, sagte er. »Ich bin gekommen, um darüber zu berichten. Einige Erlauchte wollen persönlich daran teilnehmen.«
    Ein Signal kam vom Flur, und der Arzt eilte zur Tür. »Bitte entschuldigen Sie, Konsul. Andere Patienten brauchen meine Hilfe. Die Sache mit dem Filigran hat uns mehr Arbeit beschert, als uns allen lieb ist. Was das Direktoriat betrifft … Die Beratungen beginnen morgen.« Er seufzte schwer und theatralisch. »Nicht auszudenken, wenn die Erlauchten in die Unfälle beim Filigran verwickelt worden wären …«
    Er ging und schloss die Tür hinter sich.
    Esebian fühlte keine Benommenheit, aber eine gewisse Distanz zu den Geschehnissen um ihn herum und vielleicht auch zu sich selbst. Seine mentalen Modi schienen etwas durcheinandergeraten zu sein, woraus er den Schluss zog, dass er einen Schock erlitten hatte, dessen Nachwirkungen die emotionalen Balancer noch nicht ganz neutralisiert hatten. Er vergewisserte sich, dass er noch immer den Biomorph trug, mit den drei Objekten darin, trat dann zu den Kommunikationsanschlüssen des Behandlungszimmers und verband seine Kom-Erweiterungen mit den Systemen des Medo-Komplexes. Mehrere mit beschränkter Eigenintelligenz ausgestattete Barrieren schützten vor unbefugtem Zugriff auf die Daten, aber der Prioritätscode eines Konsuls verschaffte ihm sofort freien Zugang.
    Ein Displayfeld entstand vor ihm, obwohl er eigentlich gar keins brauchte.
    »Wo ist Leandra Covitz untergebracht?«, fragte er.
    Seine Kommunikationserweiterungen empfingen die Antwort, noch bevor sie in dem Displayfeld erschien, zusammen mit Angaben über Verletzungen, den derzeitigen Zustand und die voraussichtliche Rekonvaleszenz. Ein Druck wich von ihm, als er sah, dass sie sich schnell erholen würde. Es waren nur einige Zellverpflanzungen nötig gewesen, um beschädigtes Gewebe zu ersetzen.
    Was ist los mit dir? Caleb klang nicht zornig, sondern ungläubig, fast fassungslos. Wieso denkst du zuerst an sie und dann an alles andere? Dir muss doch klar sein, dass das nicht normal ist! Und überhaupt, selbst Lukas hat dich vor ihr gewarnt.
    Über die Verbindung mit den halb intelligenten Systemen von Lapinta kamen weitere Daten, die eine gewisse Relevanz mit den zuerst angeforderten Informationen aufwiesen: Namen anderer Patienten, die ebenfalls von Unfällen beim Filigran betroffen waren, unter ihnen einer, der sofort Esebians Aufmerksamkeit weckte. Akir Tahlon, Erster Hochkommissar und Präfekt des Direktoriats. Er befand sich hier, im medizinischen Zentrum des Vierten Autarken Bezirks, in dieser für

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