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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Transporter der Enha-Entalen.
    »Pilot an Barke«, sagte er und betätigte weitere Kontrollen.
    »Barke hört.«
    »Kommunikationsaktivität. Begrenzen auf Hinweis: Medizinischer Notfall an Bord. Transitpriorität.«
    »Bestätigung.«
    »Kurs: Filigran. Transit vorbereiten.«
    »Bestätigung.«
    Esebian seufzte leise und warf Leandra einen kurzen Blick zu. »Jetzt kann uns die Prinzipalin nicht mehr aufhalten.«
    Leandra antwortete nicht, aber ihre wachen Augen nahmen alles auf.
    Mit tausend Kilometern pro Sekunde fiel das Beiboot an den äußeren Monden des Gasriesen vorbei, wich anderen, langsameren Schiffen aus, die sich ebenfalls im Anflug auf das Filigran befanden, und passierte eine kleine Kontrollstation der lokalen Observanten. Vor ihnen wuchs das Netz aus roten und grünen Energiefäden, und ein Displayfeld zeigte den spinnenartigen Weber: fast einen Kilometer lang, die einzelnen Segmente des Zentralleibs grauschwarz und die erstaunlich dünnen Beine in Bewegung – er war offenbar damit beschäftigt, einige neue Fäden zu verknüpfen.
    Der Filigranport verfügte über sieben lange Dockdorne, an denen Dutzende von mittelgroßen Schiffen mit Gravitationsankern festgemacht hatten. Dahinter und darüber zeigte sich die dunkle Öffnung eines Transittunnels von insgesamt vier. Zwei mehrere hundert Meter lange Walzen der Meronna hatten an der einen Seite Warteposition bezogen – der Weg war frei.
    Das Beiboot eines Enha-Entalen-Schiffes, das einen Notfall meldete, der einen kranken Kandidaten betraf, und um Transitpriorität ersuchte – wer sollte ihm den Flug in den Transittunnel des Filigrans verweigern?
    Esebians Hände bewegten sich, als wollten sie die virtuellen Kontrollen beiseiteschieben. Die Barke verringerte zwar ihre Geschwindigkeit, aber sie blieb sehr schnell, als sie an den Meronna-Walzen vorbeijagte und dem Schlund des vom Weber und seinen Filigranfäden geschaffenen Wurmlochs entgegenstürzte.
    Doch bevor die Gramza in den Transit gehen konnte, wurde es plötzlich dunkel und still an Bord. Gravitationsarme hielten das Beiboot fest.

 
     
     
    Nie den schwachen Blick zu heben
    In das Weben und das Beben,
    Senke das bewimpert Lid,
    Dass es kein Geheimnis sieht.
     
GEDANKENTIEFEN
28
     
    »Jemand hat versucht, Esebian in seiner Villa auf dem Lebensfelsen umzubringen«, sagte Ranidi. »Und dieser Jemand war ein Erlauchter.«
    Akir Tahlon nahm die Worte seines Assistenten mit einer gewissen Befriedigung entgegen, denn sie bestätigten eine seiner Vermutungen, die auf den jüngsten Ermittlungsdaten basierte. Er stand vor einer transparenten Stahlkompositwand und sah hinaus ins All. Zehntausend Kilometer entfernt leuchteten die silbrigen Fäden des Hajok-Filigrans im All, und davor zeigte der Zoomeffekt als Silhouette sowohl die Kuppeln des Filigranports als auch die Hunderte Kilometer langen Denksegmente des Magisters Jae-al-Escoe-Hoivinio-tan-Mauleon-Caliquire-tan-Nesluzan. Er war viel zu groß für einen Transit durchs Wurmloch. Tahlon fragte sich, wie viel Zeit Jae brauchte, um sich selbst – wie von ihm angekündigt – in seine Einzelteile zu zerlegen, in seine Quantenkern-Module, und sie durch das instabil werdende Filigran zu schicken. Vermutlich einige Stunden. Warum wartete Jae, trotz der Gefahr zunehmender Instabilität? Und warum lässt er mich warten, inzwischen mehr als drei Wochen?, dachte Tahlon.
    »Präfekt?«
    Er drehte sich um. Die Wand auf der anderen Seite des Konferenzraums an Bord des Direktoriatsschiffes Concordia war ebenfalls transparent, und dahinter, dreimal so weit entfernt wie das Filigran, drehte sich der rote Wüstenplanet Hajok. Das Filigran trug seinen Namen und zählte damit zu den wenigen Ausnahmen im Direktoriat; normalerweise wurden sie nach den Zentralgestirnen der jeweiligen Sonnensysteme benannt.
    Tahlon deutete auf eins der großen Displayfelder über dem runden Tisch in der Mitte des Zimmers. »Ich habe eben einen Bericht von Angar im Haredion-System erhalten. Die Aufzeichnungen des Hauses, in dem Esebian vorübergehend wohnte, sind von unseren Spezialisten genau untersucht worden, und bei den dortigen Ermittlungen hat auch eine Magisterdrohne geholfen. Kurz bevor Esebian den Planeten verließ, erhielt er Besuch von einem energetischen Avatar. Ein Teil dieses Avatars kondensierte zu Pseudomaterie, und beim Verlassen des Hauses diente die Restenergie dazu, mithilfe eines getarnten Noders ein Transferfeld zu schaffen. Das ist Technik der Hohen Welten,

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