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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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… zurückhaltend, wenn es um ihre eigenen Angelegenheiten geht. Ich nehme an, in dieser Hinsicht werden Sie bald ganz neue Einblicke gewinnen. Es dauert nicht mehr lange, bis Sie zu den Erlauchten gehören.«
    Unsterblichkeit, dachte Tahlon. Sich nie wieder Gedanken über die verstreichende Zeit machen müssen, alle Projekte verwirklichen, jeder Idee nachgehen können … Sieg über die schwarze Gestalt, die ihm während seines mehrstündigen Todes eine unsinnige, mühselige Aufgabe übertragen hatte. Er schauderte, als ihm die Erinnerungen unangenehm deutliche Bilder von der öden grauen Welt mit dem verhöhnend flüsternden kalten Wind zeigten.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl, Präfekt?«
    »Schon gut, Ranidi. Was ist mit El'Farah? Bei der Versammlung hatte ich den Eindruck, dass sie auf eine Chance wartet, selbst den Vorsitz zu übernehmen. Sie betonte, dass El'Coradi nur Vorsitzender pro tempore ist. Sie gehört zu den sogenannten Neudenkern unter den Erlauchten. Könnte sie beziehungsweise ihre Gruppe ein Interesse daran gehabt haben, El'Kalentar aus dem Weg zu räumen?«
    »Soweit wir wissen …«, begann Ranidi.
    »Nein«, unterbrach Tahlon seinen Assistenten. »Lassen wir die Fakten einmal beiseite. Ich möchte erneut hören, was Ihnen Ihr Instinkt sagt.«
    Ranidi überlegte, und die Kiemen an seinem Hals blähten sich kurz auf. »Die Stimme meines Instinkts ist sehr undeutlich, weil es uns an Informationen mangelt. Wie dem auch sei … Ich glaube, hinter El'Kalentars Ermordung steckt etwas, das wir bisher noch nicht einmal ansatzweise erfasst haben. Vielleicht ist es Teil eines Plans, von dem wir nichts wissen. Die Erlauchten haben jede Menge Zeit dafür, Pläne bis ins letzte Detail auszuarbeiten. Jahrhunderte, Jahrtausende stehen ihnen dafür zur Verfügung. Und es gibt jemanden, der noch mehr Zeit hat, der noch genauer und noch weiter vorausplanen kann. Ich möchte Ihnen etwas zeigen, Präfekt.«
    Ranidi winkte, und das Displayfeld vor ihm glitt nach oben und neigte sich ein wenig zur Seite. Es zeigte eine einfache, zweidimensionale grafische Darstellung mit zwei Achsen. Eine zeigte die Zeit an, und die andere …
    »Dies ist eine vereinfachte Darstellung der Kommunikationsaktivität der Magister während der vergangenen beiden Monate«, sagte Ranidi. »Sie hat das übliche Niveau, mit den im Rahmen statistischer Toleranzen liegenden Abweichungen nach unten und oben.«
    Tahlon streckte den Finger aus, und ein Indikator erschien in der Grafik, deutete auf zwei steil nach oben weisende Zacken. Die erste stellte einen separaten starken Ausschlag dar, der zweiten folgten kleinere Zacken mit geringen Abständen. »Und das hier?«
    »Zweimal im genannten Zeitraum hat die Kommunikationsaktivität der Magister stark zugenommen.« Ranidi winkte erneut, und an der horizontalen Darstellungsachse wurden zusätzliche Daten eingeblendet. »Das erste Mal kurz nachdem Esebian in seinem Haus über den Experimentalseen von Angar Besuch von einem energetischen Avatar erhielt, der vermutlich auf einen Erlauchten zurückging. Und das zweite Mal …«
    »Kurz vor El'Kalentars Tod«, sagte Tahlon und trat näher. »Nicht danach, was angesichts der Ermordung des Direktoriatsvorsitzenden durchaus verständlich gewesen wäre, sondern vorher .«
    »Ein Zufall?«, fragte Ranidi.
    »›Der Zufall spielt im Chaos eine wichtige Rolle. Er lenkt Entwicklungen in neue Richtungen.‹«
    »Ich bitte um Verzeihung, Präfekt …«
    »Diese Worte hat Jae an mich gerichtet, bei meinem letzten Treffen mit ihm, bevor er mich ausgerechnet zu El'Kalentar schickte. Ob das ein Zufall gewesen ist?«
    Ranidi schwieg, die Kiemen noch immer blutrot vom Licht der roten Wüstenwelt Hajok.
    Tahlon hob beide Hände, übermittelte dem Gesteninterface eine Anweisung und sagte: »Sichern.«
    »Das Zimmer ist sicher, Präfekt«, antwortete die Stimme des Schiffes.
    »Setzen Sie unsere Brainer darauf an, Ranidi«, sagte Tahlon sofort. »Alle.«
    »Zwei überwachen die Datennetze und halten nach Spuren Ausschau, die uns zu Esebian führen könnten.«
    »Ab sofort sollen sie alle die Kommunikation der Magister analysieren. Ich möchte wissen, was es mit diesem ›Zufall‹ auf sich hat.« Tahlon deutete zum Displayfeld.
    Ranidi zögerte. »Die Magister könnten das für einen unfreundlichen Akt halten, Präfekt.«
    »Falls sie davon erfahren. Und das gilt es zu vermeiden.«
    Goldenes Licht kam von der Decke des Konferenzzimmers, breitete sich aus und nahm Ranidis

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