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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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nur noch zwei Aufstiege von der Unsterblichkeit trennten, war dieses Gleichgewicht durch Camberos Behandlung empfindlich gestört worden.
    »Bedeutet das, dass du nicht mehr unsterblich werden kannst?«, fragte Leandra.
    Es wunderte Esebian nicht mehr, dass sie seine Gedanken nicht las , sondern berührte , wie sie es nannte. »Es bedeutet, dass ich dem Tod niemals so nahe gewesen bin wie jetzt«, erwiderte er leise. »Und das gleich in mehrfacher Hinsicht.« Er blickte auf seine Hände hinab, an denen jetzt keine kleinen Hautfetzen mehr hingen, und stellte sich vor, wie sie grau wurden.
    »Dein Freund Lukas kann dir bestimmt helfen«, sagte Leandra.
    Und Esebian sagte mit neuem grimmigem Ernst: »Tirrhel schuldet mir Unsterblichkeit. Ich werde ihn zwingen, sie mir zu geben.«
    Aber ihm blieb nicht viel Zeit, und die nächsten Tage des Wartens stellten eine besondere Belastung für ihn dar. Schließlich berichtete Leandra, dass die ersten Passagiere aus der Starre erwachten – sicherer Hinweis darauf, dass der Phasenflug des Schiffes zu Ende ging. Sie verließen ihren Alkoven und den Zylinder des Passagierabteils, bevor auch die anderen Reisenden erwachten, wanderten durch die Maschinensektionen des Transporters und folgten dem Verlauf des Weges, den Leandra ausgekundschaftet hatte. Sie begegneten mehreren Enha-Entalen, doch keiner von ihnen versuchte, sie aufzuhalten. Zwei Sektionen von dem Sprunggenerator entfernt, bei dem Esebian mit seinen früheren Leben konfrontiert worden war, erreichten sie einen runden Raum mit Dutzenden von Gravitationskatapulten. In jedem davon ruhte ein Beiboot, etwa sieben Meter groß und tropfenförmig wie der Orbitalspringer, der Leandra und Esebian zur Enha-Entalen-Welt Gevedon gebracht hatte. Die Luken waren geschlossen, aber als Esebian bei der ersten Barke die Hand auf das Sensorfeld des Zugangs legte, öffnete er sich mit einem leisen Summen.
    Drinnen erwartete sie ein Gerüst aus Stangen, zwischen ihnen Sicherheitsnetze und Schlaufen für Larven und Kokons. Geräteblöcke und Steuerungsinstrumente waren in Blasen und transparenten Röhren untergebracht. Yrthmo hatte sich einmal mit den technischen Strukturen von Schiffen der Enha-Entalen befasst, und Esebian griff auf seine Erinnerungen zurück, als er durch einen Tunnel kroch, der ganz offensichtlich nicht für Menschen bestimmt war und zur Pilotenkammer des Beiboots führte, einem kleinen Raum in der Mitte des Beiboots, zwischen den beiden Komponenten des Sprunggenerators in Bug und Heck.
    Es klickte mehrmals schnell hintereinander, und ein Artikulator übersetzte: »Es liegt kein erkennbarer Notfall vor.«
    »Es handelt sich nicht um einen allgemeinen, sondern um einen individuellen Notfall.« Esebian überlegte, während er in das Riemengeflecht eines Sicherheitsnetzes kroch und Leandra mit einem Wink aufforderte, seinem Beispiel zu folgen. »Ich bin Kandidat und leide an einer besonderen Krankheit, die nur von wenigen Spezialisten behandelt werden kann. Ich brauche sofortige Hilfe, sobald der Phasenflug zu Ende geht.«
    Er fühlte Yrthmos Zustimmung. So wenig wie möglich lügen. Wenn sich Detektoren an Bord befanden, die biometrische und emotionale Signale empfingen und interpretierten, so würden sie die Wahrheit in seinen Worten erkennen.
    Ein Summen antwortete ihm, und Anzeigen leuchteten auf den geneigten Flächen. Symbole drehten sich, veränderten dabei ihre Farbe.
    Wieder klickte es, und der Artikulator fragte: »Welches Interface wünschen Sie?«
    »Direktoriatsstandard.«
    »Positiv.« Die Symbole veränderten sich, und über ihnen erschienen Displayfelder mit virtuellen Kontrollen. »Ich habe die hiesige Aggregation von Ihrem individuellen Notfall unterrichtet, Kandidat. Die Prinzipalin Brelje Genualdi Izaquine befindet sich an Bord und bietet Ihnen ihre Hilfe an.«
    »Negativ«, sagte Esebian und deutete nacheinander auf die virtuellen Kontrollen. »Negativ. Ich übernehme manuelle Kontrolle.«
    »Die Barke Gramza , in der Sie sich befinden, ist Eigentum der hiesigen Aggregation. Die Prinzipalin weist darauf hin, dass …«
    »Dies ist ein Notfall«, sagte Esebian. »Ich wiederhole, dies ist ein Notfall. Und ich bin Kandidat der siebten Stufe.« Damit verriet er kein Geheimnis. Wenn es Biosensoren an Bord gab, und davon ging er aus, hatten sie seinen besonderen Status sicher längst festgestellt.
    Daten huschten durch die Displayfelder, doch ohne eine funktionsfähige Kommunikationserweiterung blieb ihm ihre

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