Kinder der Ewigkeit
Ranidi.«
»Ein Erlauchter, der Esebian auf Angar besuchte«, sagte Ranidi. »Und ein Erlauchter, der ihm auf Hadadd nach dem Leben trachtete, im Anschluss an El'Kalentars Ermordung. Auch dort kamen ein energetischer Avatar und Pseudomaterie zum Einsatz. Und ein Noder, der nicht exakt mit dem Transferitor auf dem Lebensfelsen synchronisiert war, wodurch es zu einem Defekt kam.«
»Was schließen Sie daraus, Ranidi?«
Der kleine, fragil wirkende Mann, der einen monodirektionalen Nässefilm unter seiner Kleidung trug und dessen Kiemen am Hals zusammengefaltet waren, überlegte zwei oder drei Sekunden.
»Derzeit wären Schlussfolgerungen noch rein spekulativer Natur, Präfekt.«
Tahlon lächelte dünn. »Nur zu, Ranidi. Wir sind unter uns. Was sagt Ihnen Ihr Instinkt?«
Ranidi zögerte erneut, und seine Kiemen – sie empfingen das Licht des Wüstenplaneten und wirkten blutrot – erzitterten kurz. In den wässrigen Augen des Hybriden lag ein neuer Glanz, als er schließlich antwortete: »Man könnte daraus schließen, dass Esebian von einem Erlauchten beauftragt wurde, Seine Exzellenz El'Kalentar zu töten, und dass dieser Erlauchte nach der Tat versuchte, ihn zu beseitigen.«
»Genau mein Gedanke, Ranidi«, sagte Tahlon und kehrte zum Tisch zurück. Seit fast fünfzig Jahren arbeitete er mit dem Hybriden von Easker zusammen und wusste, dass er sich absolut auf ihn verlassen konnte. Er war tüchtig und effizient, verlor ein Ziel nicht aus den Augen und verstand es, die Fäden eines weit verzweigten interstellaren Informationsnetzes fest in den Händen zu halten. Darüber hinaus verfügte er über einen Instinkt, der an Hellseherei grenzte, und über genug Eigeninitiative, Tahlons Anweisungen so auszuführen, dass sie die gewünschte Wirkung erzielten. Ranidi gehörte zu den wenigen Personen aus den Gemischten Gebieten, die jemals eine der Hohen Welten betreten hatten. Seit zwei Jahrzehnten gehörte er zum Personal der Präfektur auf Taschka, was ein großes Privileg für ihn bedeutete. Tahlon wusste, dass er fast hundertzwanzig Echtjahre alt war und nie eine Therapie erhalten hatte. Der Kandidatenweg zur Unsterblichkeit blieb ihm verwehrt, denn seine DNS enthielt auch Teile des genetischen Codes der Jorrisch, einer sehr langlebigen aquatischen Spezies. Er war ein wandelndes genetisches Experiment und wusste selbst nicht, welche natürlichen Grenzen seiner Lebenserwartung gesetzt waren.
Das Summen der Displayfelder übertrug Informationen, die von Tahlons Kommunikationserweiterungen aufgenommen wurden; Hunderte von leisen Datenstimmen erstatteten Bericht über die Suche nach Esebian. »Was wissen wir über die gegenwärtige Situation bei den Erlauchten und im Direktoriat?«
»El'Kalentar gehörte zu den Traditionalisten, und es heißt, dass er den Vorsitz des Direktoriats mit strenger Hand führte«, sagte Ranidi. Seine schmalen Hände mit den dünnen Membranen zwischen den Fingern bewegten sich, und das Gesteninterface des Konferenzzimmers ließ ein weiteres Displayfeld direkt vor ihm entstehen. Das Glitzern eines Datenstrahls traf sein linkes Auge. »Er sprach sich für eine noch stärkere Isolation der Gemischten Gebiete aus und soll sogar mit dem Gedanken gespielt haben, sie ganz aus dem Direktoriat zu lösen.«
Tahlon nickte. »Davon habe ich gehört.«
»Weitere Pläne sahen vor, die Kandidatenprüfungen strenger zu gestalten. Es sollten weniger Kandidaten zugelassen werden und weniger von ihnen alle Stufen durchlaufen.«
»Obwohl es auf den Hohen Welten mehr als genug Platz gibt …«
»Bei den Versammlungen des Direktoriats betonte er immer wieder, wie wichtig die genetische Reinheit sei, und wie gefährlich eine mögliche Kontamination der Tausend Tiefen durch den Makel – von den Hohen Welten ganz zu schweigen.«
»Er wurde ermordet, bevor er seine Pläne verwirklichen konnte.«
»Pläne, die auch eine größere Autonomie von den Magistern vorsahen.«
»Das ist mir ebenfalls zu Ohren gekommen«, sagte Tahlon nachdenklich. »Der neue Vorsitzende El'Coradi gehört wie El'Kalentar zu den Traditionalisten. An der Machtkonstellation bei den Erlauchten und im Direktoriat hat sich kaum etwas verändert. Es gibt keine Hinweise darauf, dass hinter den Kulissen ein Machtkampf stattfindet. Abgesehen davon, dass ein Erlauchter in die Ermordung von El'Kalentar verwickelt zu sein scheint.«
»Um Macht wird immer gerungen, wenn sie nicht gleichmäßig verteilt ist, Präfekt. Und die Unsterblichen sind sehr
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