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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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ob es meinen Ermittlungen in Hinsicht auf einen Mordfall helfen würden, den Mörder zu finden?«
    »Ich kann Ihnen sagen, wo sich Esebian aufhält, Resident. Würde Ihnen das weiterhelfen?«
    Für zwei oder drei Sekunden verschlug es Akir Tahlon die Sprache. »Wo ist er?«, stieß er hervor.
    »Er verließ das Granville-System an Bord eines Transporters der Enha-Entalen und erreichte das Belidor-System«, sagte Jae. »Dort angekommen brachte er eine Barke des Transporters unter seine Kontrolle und versuchte einen Filigrantransit. Wir haben ihn daran gehindert.«
    Tahlon wusste, dass Jae mit »wir« sich selbst und die anderen Magister meinte.
    »Inzwischen dürfte er sich in der Obhut der Belidor-Observanten befinden, Resident.«
    Akir Tahlon hatte sich bereits umgedreht und lief durch den Korridor, der vom Distributor zum Andockdorn seines Schiffes führte.
    Stille herrschte, als das Geräusch seiner Schritte verklungen war. Eine ganze Minute verstrich, vierzig Sekunden, und dann sagte Jae-al-Escoe-Hoivinio-tan-Mauleon-Caliquire-tan-Nesluzan: »Gern geschehen, Resident.«

 
     
     
    Durch diese Hand,
    Schwach und alt,
    Fließt Zeit wie Sand,
    Ohne Halt.
     
EIN ALTER FREUND
30
     
    Einige Sekunden lang herrschte völlige Finsternis an Bord des Enha-Entalen-Beiboots, und dann vertrieb das schwache Glühen von Notlichtern einen Teil der Dunkelheit. Die beiden Komponenten des Sprunggenerators summten nicht mehr, und die virtuellen Kontrollen und Displayfelder waren verschwunden.
    »Was ist passiert?«, flüsterte Leandra.
    »Pilot an Barke«, sagte Esebian.
    »Kommandoannullierung«, antwortete das Beiboot. »Wartestatus.«
    Esebian überlegte fieberhaft. »Der Notfall besteht nach wie vor. Ich bin Kandidat der siebten Stufe. Ohne einen sofortigen Transit droht mir der Tod.«
    Nach einigen Momenten der Stille sagte die Barke: »Wartestatus.«
    Esebian fluchte – und fühlte einen Augenblick später, wie ein Ruck durch das Beiboot ging. »Ein Gravitationsanker«, sagte er. »Er hält uns vor dem Filigran fest, damit wir nicht ins Wurmloch fallen.«
    »Ein Gravitationsanker? Aber …«
    »Dies ist eine Falle«, sagte Esebian und dachte plötzlich an den Enha-Entalen, der sie vom Steg beim großen Sprunggenerator des Transporters beobachtet hatte. Ein Empath oder gar Telepath? Hatte ihm die »Aura« des Sprunggenerators, wie die Enha-Entalen sie manchmal nannten, die Möglichkeit gegeben, einen Blick in Esebians Bewusstsein zu werfen? Leandra hatte die Stimmen seiner früheren Leben gehört, aber sie war eine Mentalistin …
    Wir müssen handeln, sofort , sagte Yrthmo klar und deutlich. Esebian, es genügt nicht, wenn du auf meine Erinnerungen zurückgreifst. Du musst mir die Kontrolle geben.
    »Was hast du vor?«, fragte Esebian inmitten der Stille. Leandra sah ihn groß an, öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    Du weißt, dass ich mich mit den technischen Systemen der Enha-Entalen auskenne , sagte Yrthmo. Wir müssen sofort handeln und die Barke in den Transit bringen, bevor die Observanten hier eintreffen – sie sind bestimmt schon unterwegs.
    »Erklär mir alles, und ich …«
    Bilder entstanden vor seinem inneren Auge und erklärten mehr als tausend Worte.
    Leandra erblasste und wich zurück.
    »Du hast es gesehen, nicht wahr?«, fragte Esebian, ohne auf das Wie einzugehen.
    Sie nickte kurz und hob die Fäuste zum Kinn.
    Wir können den Wartestatus überbrücken und die Notfallpriorität wiederherstellen , sagte Yrthmo. Aber dazu brauche ich einige deiner Erweiterungen und mindestens zwei Konverterzellen. Du kannst dich nicht selbst operieren; das muss Leandra erledigen. Und anschließend brauche ich deine Hände. Direkte Kontrolle. Nicht über den Umweg von erklärenden Worten. Schnell, Esebian! Jede Sekunde zählt!
    Esebian griff in die Taschen seiner Kleidung und suchte nach einem geeigneten Gegenstand, während Leandra aus ihrem Sicherheitsnetz kroch. Die künstliche Schwerkraft an Bord der Barke funktionierte nach wie vor; andernfalls wäre alles noch komplizierter gewesen.
    Schließlich fand Esebian einen Datenstift mit integriertem Formspeicher und ging die vorinstallierten Einstellungen durch. Eine verpasste dem Stift eine zwei Zentimeter lange scharfe Klinge; das musste genügen.
    »Leandra …«
    »Nein!« Sie schüttelte heftig den Kopf.
    »Du hast die Bilder gesehen. Hör mir zu. Ich kann die Erweiterungen nicht selbst aus mir herausholen, weil ich mich darauf konzentrieren muss, den Schmerz zu

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