Kinder der Nacht
Strigoi zu sein.«
»Nicht mehr als Sie ... Priester«, fauchte Lucian zurück. »Ihr Franziskaner und Benediktiner und Jesuiten, ihr beobachtet und beobachtet und beobachtet ... seit Jahrhunderten beobachtet ihr ... während diese Tiere mein Volk ausbluten und unsere Nation in den Untergang treiben.«
O'Rourke sah ihn ohne zu blinzeln an. Lucian wandte sich ab, beschäftigte sich geflissentlich mit dem IV und brachte den Tropf wieder an.
»Du kannst es ... ihn ... nicht einfach hier lassen«, sagte Kate und deutete auf den Tank.
Lucian leckte sich die Lippen. »Andere werden von den Daten profitieren, auch wenn ich sterbe. Auch wenn wir alle sterben.« Er wirbelte zu ihnen herum und ballte die Fäuste. »Und keine Bange. Nur wenige von unserem Orden des Drachen haben überlebt, aber selbst wenn ich sterbe, wird jemand hierherkommen und diesen ... diesen Dracul verbrennen. Ich werde auf keinen Fall zulassen, daß er wieder lebt und wir seine Beute werden. Auf gar keinen Fall.«
Der Medizinstudent holte eine große Spritze aus der Schublade, zog Blut direkt aus dem Hals des Mannes, stellte den IV-Tropf wieder ein, versperrte die innere Tür und die der Leichenhalle und führte sie wieder nach oben ins Labor. Er vollendete die Analyse in zehn Minuten und zeigte Kate die Ergebnisse: drei normale Proben und eine, in der es nur so von J-Retroviren wimmelte, die die zugeführten Blutzellen angriffen.
Lucian führte sie aus dem Labor in die regnerische Nacht zurück. Auf dem Parkplatz atmete Kate tief durch und ließ den Regen den Gestank von Formaldehyd und Blut aus ihrer Kleidung spülen.
»Was jetzt?« fragte Kate. Sie fühlte sich erschöpft und emotional aufgewühlt. Nichts war mehr klar.
Lucian schaltete den einzelnen Wischer ein, dessen Quietschen die Nacht maß wie ein Metronom. »Einer von uns sollte das Haus dieses Mannes beobachten.« Er hielt Amaddis Papierfetzen hoch.
»Zeigen Sie her«, sagte O'Rourke. Er las den Zettel im spärlichen Licht, blinzelte und lachte, bis er auf die harten Polster des Rücksitzes fiel.
»Was ist denn?« sagte Kate.
O'Rourke gab den Zettel zurück und rieb sich die Augen. »Lucian, arbeitet dieser Mann für das NTB?«
Lucian runzelte die Stirn. »Für das Nationale Tourismusbüro? Nein, selbstverständlich nicht. Er ist ein ausgesprochen reicher Bauunternehmer, der auf dem Schwarzmarkt für schwere Maschinen aktiv war ... seine vom Staat getragene Firma baute den Präsidentenpalast und viele der großen, leerstehenden Gebäude, die Ceauşescu in diesem Teil der Stadt errichten ließ. Warum?«
O'Rourke sah aus, als wollte er wieder lachen. Statt dessen rieb er sich die Wange. »Der Name ... Radu Fortuna. Ist das ein kleiner Mann? Dunkelhäutig? Dicker Schnurrbart und eine Lücke zwischen den Vorderzähnen?«
»Ja«, sagte Lucian verwirrt. »Und einer von uns sollte sein Haus rund um die Uhr beobachten.« Er sah auf die Uhr. »Es ist fast elf. Ich übernehme die erste Schicht.«
O'Rourke schüttelte den Kopf. »Gehen wir alle«, sagte er. »Auf diese Weise können wir das Haus und einander im Auge behalten.«
Lucian zuckte die Achseln, dann steuerte er den Dacia auf die menschenleeren, regennassen Straßen.
Kapitel 26
Das Haus von Radu Fortuna lag hinter hohen Mauern versteckt im Nomenklatura- Stadteil des östlichen Bukarest. Große Villen wie diese im Stadtzentrum waren längst in Botschaften oder Bürohäuser für staatliche Ministerien umgewandelt worden, aber hier, in der ältesten und vornehmsten Gegend der Stadt, hatten Ceauşescu und dessen politische Erben sich selbst und die Auserwählten ihrer Nomenklatura mit prunkvollen Häusern belohnt, an denen seit der Herrschaft König Karls II. vor dem Krieg nichts verändert worden war.
»Scheiße«, murmelte Lucian, als er an der Mauer des Anwesens vorbeifuhr. »Ich hätte es wissen müssen, als ich die Adresse gesehen habe.«
»Was ist denn los?« fragte Kate.
Lucian wendete und fuhr um den Block. Die Straßen hier waren breit und menschenleer. »Zu Ceauşescus Zeiten durfte niemand außer dem Führer und seinen Kumpels von der Nomenklatura hier fahren. Das gesamte, acht Block umfassende Viertel war verbotenes Gelände.«
O'Rourke beugte sich nach vorn. »Sie meinen, man konnte verhaftet werden, nur weil man hier fuhr?«
»Klar.« Lucian schaltete die Scheinwerfer aus und fuhr wieder um den Block. »Man konnte verschwinden, nur weil man hier fuhr.«
»Hat sich das geändert, seit Ceauşescu gestorben
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