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Kinder der Nacht

Kinder der Nacht

Titel: Kinder der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Dacia.
    »Wir wissen nicht einmal, ob es überhaupt Radu Fortuna ist«, sagte O'Rourke vom Rücksitz.
    »Warum haben Sie seinen Namen gekannt?« fragte Kate. »Warum haben Sie gelacht?«
    Der Priester erzählte von seiner ersten Reise nach Rumänien vor zwei Jahren, zusammen mit der ›Hilfsgruppe‹ des Milliardärs Vernor Deacon Trent.
    Lucian wäre beinahe von der Straße abgekommen. »Vernor Deacon Trent war hier?« Seine Stimme zitterte.
    »Könnte sein, daß er immer noch hier ist«, sagte O'Rourke. »Seine Stiftung und sein Konzern gaben die Nachricht von seiner Erkrankung wenige Wochen, nachdem wir anderen zurückgekehrt waren, bekannt. Bis auf den heutigen Tag weiß niemand, wo er sich befindet oder in welcher Verfassung er ist. Er ist eine Art Howard Hughes der neunziger Jahre.«
    Lucian schüttelte den Kopf. Vor ihm peitschte das einsame Wischblatt hin und her. »Vernor Deacon Trent ist kein Howard Hughes«, sagte er gepreßt. »Und was hat Genosse Radu Fortuna mit Mr. Trent zu schaffen?«
    O'Rourke erzählte ihm, wie der freiwillige NTB-Reiseleiter die bizarre Rundreise übernommen hatte.
    Lucian lächelte erheitert. »Ich könnte mir denken, daß Trent und Fortuna ihren Spaß mit Ihnen allen hatten.«
    Kate wandte den Blick von der regenüberströmten Windschutzscheibe und den dunklen Feldern ab. »Wollen Sie damit sagen, Vernor Deacon Trent könnte ein Strigoi sein?«
    Lucian blieb eine ganze Weile stumm. »Der Orden ist der Überzeugung, daß Trent eines der ursprünglichen Familienmitglieder sein könnte«, sagte er schließlich. »Möglicherweise sogar der legendäre Vater.«
    »Vater?« sagte Kate, aber in diesem Augenblick bog der Mercedes vor ihnen von der Autobahn auf eine Nebenstraße ab.
    »Scheiße«, sagte Lucian. Er war hinter dem Lastwagen an der Abfahrt vorbeigefahren, jetzt mußte er bremsen, eine Stelle finden, die breit genug zum Wenden war, und umkehren. Als der Dacia die schmale, unebene Straße voller Schlaglöcher entlangfuhr, waren die Rücklichter des Mercedes nur noch äußerst schwach auszumachen. Sie kamen durch Dörfer und an flachen, systematisiertem Wohnblocks links von ihnen vorbei, die ausnahmslos dunkel waren.
    Kate sah wieder auf das Armaturenbrett. Sie waren fünfunddreißig Kilometer von Bukarest entfernt.
    »Ich glaube, jetzt weiß ich, wohin sie fahren«, sagte Lucian.
    Kate sah das Schild, als sie in das zweite kleine Dorf hineinfuhren: Şnagov.
    »Davon habe ich gelesen«, sagte sie.
    Im Zentrum des Dorfes bog der Mercedes an einer Gabelung der Straße rechts ab und beschleunigte wieder.
    Lucian machte die Scheinwerfer aus und folgte ihm, so gut er konnte. In Dunkelheit und Regen war der unebene Weg praktisch nicht zu sehen.
    »Wir verlieren sie«, sagte O'Rourke, als die Rücklichter hinter einer Kurve verschwanden.
    Lucian schüttelte den Kopf. Etwa eine Meile weiter sahen sie die Rücklichter aufleuchten, dann waren die Scheinwerfer plötzlich links zu sehen, als die schwarze Limousine auf einen noch schmaleren Weg abbog. Lucian näherte sich mit dem Dacia langsam der Kreuzung.
    »Beeilung!« sagte Kate, als der Mercedes sich immer weiter auf dem schmalen Weg entfernte.
    »Kann ich nicht«, sagte Lucian. »Dies ist eine Privatweg. Sehen Sie den Kontrollpunkt?«
    Kate sah ihn, als der Mercedes anhielt - ein Tor, vor dem mehrere Autos parkten. Taschenlampen leuchteten kurz auf, als jemand die Identität von Fahrer und Passagieren des Mercedes sicherstellte. Kate konnte etwa eine Viertelmeile nach dem Kontrollpunkt die Lichter einer großen Villa erkennen.
    »Gottverdammt«, hauchte Kate. »Gibt es einen anderen Weg in das Haus?«
    Lucian trommelte mit den Fingern auf dem Armaturenbrett. »Ich glaube nicht, daß das Haus ihr Ziel ist«, sagte er wie zu sich selbst. Plötzlich wurden weit hinter ihnen Scheinwerfer sichtbar. »Verdammt. Festhalten.« Er raste mit dem Dacia, ohne die Scheinwerfer einzuschalten, die Straße entlang, ging mit quietschenden Reifen in Kurven und holperte durch unerwartete Schlaglöcher. Hinter ihnen blieben die letzten Lichter zurück, der Wald hüllte sie auf beiden Seiten ein.
    »Ich will zurück«, sagte Kate, deren Herz vor Wut und Hilflosigkeit klopfte. »Wenn die Möglichkeit besteht, daß sich Joshua in dem Haus aufhält, möchte ich zurück, und wenn ich zu Fuß über die Felder gehen muß.«
    Lucian bremste nicht. »Das Anwesen lag am See«, sagte er. »Ich kenne noch einen Weg.«
     
    Es herrschte überhaupt kein Verkehr, als

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