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Kinder der Nacht

Kinder der Nacht

Titel: Kinder der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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funktionierende Milzgewebe bekommen.«
    »Zu massiv«, schnappte Kate. Ihre Augen blieben weiterhin starr auf die Daten der Biosensoren gerichtet. »Wir bleiben bei CT, MR und Ultraschall«, fügte sie mit sanfterer Stimme hinzu. »Ich will nicht, daß er mehr durchmacht, als sich auf gar keinen Fall vermeiden läßt.«
    Alan nickte zustimmend. »Okay«, sagte er, »jetzt kommt das Scannen der Magenwand ... genau ... hier.«
    Kate beugte sich nach vorn, betrachtete den mittleren Monitor und runzelte die Stirn. »Ich sehe die Abweichung nicht, die wir beim letztenmal gefunden haben.«
    »Das CT kann nichts erkennen, das kleiner als zwei Zentimeter ist«, sagt Alan. »In diesem Stadium haben wir es mit einer leicht faserartigen Masse zu tun, die kleiner und nicht so dicht wie die meisten Tumore ist. Ultraschallisotopie mit Leukozyten, die mit 67 GA oder 111 In markiert wurden, würde zeigen, daß es sich um etwas handelt, worüber man sich den Kopf zerbrechen sollte, aber das CT zeigt uns lediglich die schwächste Andeutung eines Abszesses ... da, sehen Sie diesen Schatten?«
    Kate sah ihn, aber nur, weil Alan an der entsprechenden Stelle mit dem Finger auf den Monitor klopfte. Es war der Schatten eines Schatten. Sie betrachtete wieder die Datenkolonnen der Biosensoren.
    »Mein Gott«, flüsterte sie, »seine Temperatur liegt bei neununddreißig-drei und steigt weiter. Beenden Sie die Sequenz, ich muß da rein.«
    Alan hielt sie am Unterarm fest. »Nein, warten Sie ... ich habe so eine Ahnung, Kate. Letztes Mal haben wir seine Temperatur nicht gemessen, nur Bilder gemacht. Ich vermute, was immer mit der Umleitung des Blutes in dieses schattenhafte Organ in der Magenwand zu tun hat, verbrennt eine Menge Energie.«
    »Es verbrennt ihn«, sagte Kate. »Beenden Sie die Sequenz.«
    Alan hielt die Hand über den roten Hauptschalter, aber dann hob er sie wieder und deutete auf den Bildschirm. »Sehen Sie.«
    Joshuas Temperatur hatte sich bei neununddreißig-fünf stabilisiert, aber die andern Sensoren zeigten praktisch ein Chaos. Der Blutdruck schnellte steil in die Höhe, normalisierte sich, schnellte wieder in die Höhe. Der Herzschlag lag fünfzig Prozent über normal. Der Hautwiderstand ergab ein ganzes Gebirgsmassiv von Veränderungen.
    Kate stand mit offenem Mund über der Konsole. »Was geht da vor?«
    Alan schob die Brille auf der Stupsnase höher und deutete auf den Primärmonitor.
    Der Schatten auf Joshuas Magenwand hatte sich zu einer an Venen und Kapillaren reichen Masse verdichtet. Der CT-Scan zeigte ein Netz von Nerven, das fast drei Zentimeter dick war und noch wuchs.
    »Er stabilisiert sich«, sagte Alan mit nervöser Stimme.
    Kate sah, daß er recht hatte. Temperatur, Blutdruck und Herzschlag sanken wieder auf das Normalmaß zurück, ebenso die anderen Vitalwerte.
    »Wir sind mit der ersten Sequenz fertig«, sagte Alan. Der Monitor zeigte, daß die Palette wieder herausgerollt wurde. Joshua regte sich ein bißchen in seinen Fesseln, ließ aber keinerlei Spuren von Trauma oder Unbehagen erkennen. Er weinte nicht. Alan sah Kate über den Rand der Brille hinweg an. »Möchten Sie mit Teri zur nächsten Runde Blutproben und Aufnahmen da reingehen, oder sollen wir aufhören?«
    Kate zögerte nur einen Augenblick. Die Mutter in ihr wollte ihren Sohn sofort aus diesem Folterinstrument befreien ... ihn sofort nach Hause bringen. Die Ärztin in ihr wollte herausfinden, was ihn umbrachte, und sie wollte es sofort herausfinden.
    »Rufen Sie Teri«, sagte sie schon auf dem Weg zur Luftschleuse. »Sagen Sie ihr, ich helfe ihr, die nächste Blutprobe zu nehmen.«
     
    Die drei Aufnahmesequenzen dauerten keine fünfzig Minuten. Joshua hatte die Windel naß gemacht - sie hatten einen Katheter für Urinproben angebracht, das übergelaufen war -, aber davon abgesehen, und abgesehen vom Zorn, weil es so lange zur Bewegungslosigkeit verdammt gewesen war, schien das Baby vollkommen in Ordnung zu sein, als Kate es hochhob und wiegte, während Teri und Alan halfen, die Biosensoren zu entfernen. Teri nahm eine letzte Blutprobe, bei der sie ihn wieder in den großen Zeh piekste, und sein Schreien hallte in dem kleinen Raum.
    Als sie den Tomographiebereich verließen, sagte Alan: »Ich werde die ganze Sequenz so programmieren, daß sie mit verschiedenen Variablen arbeiten kann, und bis acht Uhr haben wir empfindlicheres Videoband zur Verfügung. Soll ich mit der Zahl der T-Zellen oder mit der Adenosindeaminasekurve anfangen?«
    »Mit

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