Kinder der Nacht
Kate.«
»DNX ist ein kleines biotechnisches Labor in Princeton, New Jersey«, sagte Kate. »Im Juni dieses Jahres gaben sie bekannt, daß sie eine perfekte Methode gefunden hatten, mittels Gentechnik menschliches Hämoglobin in Schweinen zu erzeugen. Sie haben die Forschungen dem FDA vorgelegt, und der Antrag auf Versuche an Menschen läuft zur Stunde.«
Mauberly klopfte sich mit dem Füller gegen die Unterlippe. »Wie kann uns dieses künstliche Hämoglobin bei der Erforschung des J-Virus helfen?«
»Es ist eigentlich kein künstliches Hämoglobin«, antwortete Kate, »es wird nur nicht im menschlichen Körper erzeugt.« Sie drehte das Diakarussell weiter. »Hier sehen sie ein vereinfachtes Schaubild des Prozesses. Übrigens habe ich mit einem alten Freund gearbeitet, Doktor Leonard Sutterman, dem obersten hämatologischen Berater des DNX, ebenso mit Doktor Robert Winslow, dem Chef der Abteilung Blutforschung der Armee am Letterman Institute of Research in San Francisco, daher wiederholen wir hier die Forschungen mit freundlicher Genehmigung und achten darauf, daß wir die beantragten Patente von DNX nicht verletzen.
Wie auch immer, hier das Schaubild. Zuerst extrahieren die Forscher die beiden menschlichen Gene, die, wie wir wissen, für die Erzeugung von Hämoglobin im menschlichen Körper verantwortlich sind.« Kate sah die Leute von der Verwaltung an. »Hämoglobin ist selbstverständlich der Bestandteil des Blutes, der den Sauerstoff transportiert.
Nun gut - nachdem die genetischen Informationen extrahiert wurden, werden die Gene kopiert und in einen Tag alte Schweineembryos injiziert, die von einem Spenderschwein stammen.
Diese Embryos werden dann in die Gebärmutter eines zweiten Schweins eingepflanzt, wo sie wachsen und als normale, gesunde Ferkel zur Welt kommen. Der einzige Unterschied ist der, daß diese Schweine menschliche DNS in sich haben, die sie veranlaßt, menschliches Hämoglobin zusammen mit ihrem eigenen Schweineblut zu erzeugen.«
»Entschuldigen Sie, Kate«, unterbrach sie Bob Underhill. »Wie drückt sich das in Prozentzahlen aus?«
Kate setzte zu einer Antwort an, aber dann verstummte sie. »Wovon, Bob? Der Zahl erfolgreicher transgener Schweine oder der Menge Hämoglobin, die diese produzieren?«
Underhill breitete die Arme aus. »Eins von beiden. Beide.«
»Etwa fünf Schweine von tausend tragen die umgewandelten erfolgreich aus«, sagte Kate. »Davon haben etwa fünfzehn Prozent aller Blutzellen menschliches Hämoglobin. Aber das DNX arbeitet daran, die Zahl auf etwa fünfzig Prozent aller Zellen zu steigern.«
Sie wartete eine Sekunde, aber es folgten keine unmittelbaren Fragen mehr. Kate ging wieder ein Dia weiter. »Hier sehen Sie, daß der wahre Durchbruch des DNX nicht etwa im Bereich der Gentechnik liegt - der Prozeß ist simpel genug -, sondern in der Vervollkommnung eines Prozesses, das Schweineblut zu reinigen, so daß verwendbares menschliches Hämoglobin gewonnen werden kann. Und das ist es, was meine Freunde Doktor Leonard Sutterman und Doktor Gerry Saddler von der Blutspendeabteilung des Roten Kreuzes in Aufregung versetzt.« Kate rückte das Diakarussell weiter auf einen freien Rahmen vor und stand einen Moment im gleißenden Licht. »Überlegen Sie doch, substituiertes Menschenblut ... aber viel nützlicher als echtes Blut oder Plasma.«
»Wie das?« fragte Deborah Rawlings.
»Rote Blutkörperchen bestehen aus verfallgefährdeten Membranen«, sagte Kate. »Außerhalb des Körpers müssen sie gekühlt werden, und selbst dann verderben sie nach etwa einem Monat. Außerdem trägt jede Zelle den Immuncode des Körpers in sich, daher müssen die Blutgruppen übereinstimmen, wenn es nicht abgestoßen werden soll. Reines Hämoglobin umgeht beide Probleme. Als Chemikalie kann es monatelang aufbewahrt werden ... unendlich lange. Doktor Winslow von der Armee schätzt, daß etwa zehntausend der fünfzigtausend tödlich Verwundeten in Vietnam hätten gerettet werden können, wenn dieses sauerstoffangereicherte Blutsubstitut zur Verfügung gestanden hätte.«
»Aber Plasma verfügt bereits über die Lagerfähigkeit, von der Sie sprechen«, sagte Rawlings, »und das erfordert keine komplizierten Gentechniken.«
»Richtig«, sagte Kate, »aber es sind menschliche Spender erforderlich. Die Verfügbarkeit von Plasma wird von denselben Faktoren eingeschränkt, die zur Folge haben, daß manchmal keine echten Blutkonserven zur Verfügung stehen. Für das menschliche
Weitere Kostenlose Bücher