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Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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ab und ging auf sie zu. „Ich hatte nicht erwartet, dich hier zu treffen.“
    „Dorrel“, begann sie, aber da war er schon heran und nahm sie in den Arm. Sie küßten sich kurz aber leidenschaftlich. Einer der Geechispieler sah ihnen zerstreut zu, wandte den Blick jedoch ab, als sein Gegenspieler einen Stein bewegte.
    „Kommst du direkt von Amberly?“ fragte Dorrel. „Du mußt Hunger haben. Setz dich ans Feuer, ich hole dir eine Kleinigkeit. Es ist noch Käse, Schinken und etwas Früchtebrot in der Küche.“
    Maris nahm seine Hand, drückte sie und führte ihn zum Feuer zurück. Sie wählten zwei Sessel, die am weitesten von den Geeehispielern entfernt waren. „Vielen Dank, ich habe erst vor kurzem gegessen“, sagte sie, „denn ich komme von Groß Shotan und nicht von Amberly. Es war ein leichter Flug, denn die Winde sind heute nacht sehr freundlich. Ich war schon seit einem Monat nicht mehr auf Amberly. Ich fürchte, der Landmann wird wütend sein.“
    Auch Dorrel sah nicht gerade glücklich aus. Sein schmales Gesicht bekam skeptische Fältchen. „In der Luft unterwegs? Oder wieder nach Seezahn zurückgekehrt?“ Er ließ ihre Hand los, ergriff seinen Krug und nippte vorsichtig daran. Aus dem Krug stieg Dampf auf.
    „Seezahn, Sena hatte mich gebeten, einige Zeit mit den Schülern zu arbeiten. Zehn Tage habe ich mit ihnen gearbeitet. Davor habe ich einen langen Flug nach Deeth auf dem Südarchipel unternommen.“
    Dorrel stellte seinen Krug ab und seufzte. „Wahrscheinlich willst du meine Meinung nicht hören“, sagte er heiter, „aber ich verrate sie dir trotzdem. Du bist zu lange fort von Amberly. Du hast zu lange in der Akademie gearbeitet. Sena ist dort die Lehrerin, nicht du. Sie bekommt gutes Metall für ihren Job. Ich habe noch nicht gesehen, daß sie dir für deine Hilfe Eisenmünzen gegeben hat.“
    „Ich habe genug Eisen“, meinte Maris. „Russ ließ mich gut versorgt zurück. Senas Los ist viel schlimmer, und die Holzflügler brauchen meine Hilfe. Auf Seezahn taucht kaum je ein Flieger auf.“ Ihre Stimme klang nun freundlich und einschmeichelnd. „Warum verbringst du nicht ein paar Tage bei uns? Laus könnte auch eine Woche ohne dich überstehen. Wir könnten uns ein Zimmer teilen. Ich hätte dich gern bei mir.“
    „Nein.“ Sein heiterer Ton verschwand augenblicklich. Er sah leicht irritiert aus. „Gerne würde ich eine Woche mit dir verbringen, Maris, in meiner Hütte auf Laus, in deinem Haus auf Amberly oder selbst hier auf Eyrie. Aber nicht in Holzflügel. Ich habe dir schon einmal gesagt: Ich trainiere keine Gruppe Landgebundener, damit sie nachher meinen Freunden die Flügel wegnehmen.“
    Seine Worte hatten sie verletzt. Sie zog sich in den Sessel zurück und mied seinen Blick, indem sie ins Feuer starrte. „Du klingst genau wie Corm vor sieben Jahren“, bemerkte sie.
    „Das habe ich nicht verdient, Maris.“
    Sie^ah ihn an. „Warum hilfst du uns dann nicht? Warum verachtest du die Holzflügler so sehr? Du verspottest sie, wie die meisten traditionsbewußten Flieger – aber vor sieben Jahren warst du auf meiner Seite. Du hast dafür gekämpft, mit mir daran geglaubt. Ohne dich hätte ich es niemals geschafft – sie hätten mir die Flügel genommen und mich verbannt. Und du hast das gleiche Schicksal riskiert, indem du mir geholfen hast. Was hat dich so verändert?“
    Dorrel schüttelte heftig den Kopf. „Ich habe mich nicht verändert, Maris. Hör zu. Vor sieben Jahren habe ich für dich gekämpft, die Akademien, von denen du träumtest, waren mir gleichgültig – ich habe für dein Recht gekämpft, die Flügel behalten zu dürfen und ein Flieger zu sein. Ich tat es, weil ich dich liebte, Maris, und ich hätte alles für dich getan. Und“, fügte er etwas kühler hinzu, „du warst der verdammt beste Flieger, den ich je gesehen hatte. Es wäre ein Verbrechen, Wahnsinn gewesen, die Flügel deinem Bruder zu geben und dich ans Land zu binden. Sieh mich jetzt bitte nicht so an. Natürlich habe ich mich auch für die Sache interessiert.“
    „Wirklich?“ fragte Maris. Es war ein altes Streitgespräch, aber es brachte sie immer wieder in Rage.
    „Selbstverständlich. Ich hätte auf das Fliegen verzichtet, nur um dir zu helfen. Das damalige System war ungerecht. Die Traditionen mußten geändert werden, in diesem Punkt hattest du recht. Ich habe daran geglaubt und glaube es noch.“
    „Du glaubst daran“, sagte Maris verbittert. „Worte machen ist leicht. Aber du

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