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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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bereit ist. Und Sie haben verdammt recht! Das Aufmöbeln von Se- cond-hand-Material hält diese Zeitung nicht auf den
Beinen! Ich brauche etwas Exklusives — ein Riesen- ding —, etwas, an das niemand vor mir herankommen kann! Peter hat mir am Telefon versprochen, daß er so etwas an der Hand hat. Sagen Sie mir, was es ist!«
    Er ließ sich schweratmend auf seinen Stuhl fallen. »Ich kann nur hoffen, daß es gut ist — auch für Sie!« schloß er. »Doch wenn es das ist — nun, dann kön- nen Sie mit jeder Unterstützung rechnen, die Sie brau- chen.«
    Als Peter nach Hause zurückkam, war er wie benebelt.
Die Welt draußen erschien ihm weit entfernt und un- wirklich. Claudia hatte trotz all seiner Bedenken die Sto- ry glänzend verkauft. Jake war ganz aus dem Häuschen deswegen, ungeachtet der langen Durststrecke bis zu ihrer Vollendung. Vorausgesetzt, er hatte sie bis Weih- nachten, hatte er gesagt...
    Was wahrscheinlich die letzte Galgenfrist war, die ihm der Verleger eingeräumt hatte, bevor er die Zeit- schrift einstellte.
    Mit verstohlenen Bewegungen, als ob ein lautes Ge-
räusch seine Stimmung zerstören würde, schlich er sich
in die Wohnung und hängte den Mantel auf, den er ge-
gen die zunehmende Kälte des Herbstes angezogen hat- te — und nahm plötzlich ein Summen aus dem Wohn- zimmer wahr.
    Aber es dürfte doch eigentlich niemand zu Hause sein! Heute war ein ganz normaler Schultag, und Ellen müßte bei der hilfreichen Hausaufgabenaufsicht sein ...
    Eindringlinge?
    Im Flur stand ein Ständer mit zwei Schirmen und ei-
nem schweren Spazierstock. Er nahm den letzteren und
huschte zur Tür, bereit, ihn wie eine Keule zu schwin- gen. Doch es war Ellen, die sich zu ihm umwandte, mit
weit aufgerissenen Augen, zutiefst erschrocken. Sie saß an seinem Schreibtisch; ihre Umrisse hoben sich gegen den grün leuchtenden Bildschirm des Computers ab.
    »O Dad! Du bist es! Du hast mich erschreckt!«
    »Du solltest eigentlich nicht hier sein«, war seine tö- richte Antwort. »Warum bist du nicht bei Jeannette?«
    Anstatt ihm zu antworten, löschte sie mit sicherer Be- wegung ihrer schlanken Finger die Anzeige, ohne auf die Tastatur zu blicken. Dann stand sie auf, um ihn zu umarmen.
    Zum erstenmal schob er sie von sich und hielt sie auf Armeslänge von sich, um ihr forschend und skeptisch ins Gesicht zu blicken.
    »Was treibst du da? Ich habe dir nicht erlaubt, meine
Anlage zu benutzen!«
    »Ich weiß! Aber ich habe keinen Schaden angerichtet,
das schwöre ich dir! Es ist nur so, daß ...« Ihre Augen
füllten sich langsam mit Tränen. »Ich wollte es dir ja sa- gen, ich schwör's, bloß ...«
    »Komm zur Sache! Bitte!«
    Sie wandte sich mit finsterem Gesicht ab und setzte sich. Seinem strengen Blick ausweichend sagte sie: »Ich konnte es nicht mehr ertragen, wie mich die anderen
Kinder behandeln, nur weil ich nicht weiß bin.«
    »Was? Aber ich dachte ...?«
    »Oh, Jeannette ist in Ordnung, sie tut ihr Bestes, um
die anderen zum Schweigen zu bringen, aber jetzt tra- gen alle anderen Eltern diese Thrower-Bänder ...
    Also habe ich Jeannette angelogen. Ich hab' ihr er-
    zählt, du würdest in Zukunft früher nach Hause kom- men, und es wäre in Ordnung, wenn ich von der Schule
aus gleich hierherkäme.«
    »Und sie hat nicht bei mir nachgefragt?«
    »Sie hat auf deinen Anrufbeantworter gesprochen.«
    »Ich habe nichts darauf gefunden.«
    »Nein. Ich... ah...« Schrecklich verlegen fuhr sich Ellen mit der Zunge über die Lippen. »Ich habe zurück- gerufen und gesagt, daß alles okay ist, und dann habe ich das Band gelöscht. Ich weiß, daß ich das nicht hätte tun sollen, aber ich konnte es einfach nicht mehr ertra- gen. Ehrlich, ich konnte es nicht.«
    Sie drehte sich mit einem Ruck um und sah ihm trot- zig ins Gesicht. »Und ich bin nicht einfach nur schnur-
stracks nach Hause gegangen und habe dich ein Vermö- gen an Computergebühren gekostet! Ich habe mir einen Job gesucht. Wenn ich dich also etwas koste, kann ich es
dir zurückzahlen!«
    »Einen Job?«
    »Ja!« — jetzt ziemlich keck. »Drei Nachmittage in der Woche, jeweils eine Stunde. Ich putze einer alten Dame das Haus. Sie zahlt mir zehn Pfund dafür. Das ist nicht
besonders viel, aber immerhin ein Taschengeld.«
    Taschengeld!
    Peter erstarrte wie gefroren. Strenge Worte erstarben
auf seiner Zungenspitze. Elternschaft war für ihn etwas so Ungewohntes, daß er überhaupt nicht an Taschen-
geld gedacht hatte. Hier war dieser Teenager, seine Tochter, die

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