Kinder des Feuers
Laute, Trotzige, Wütende in ihm darauf zu richten und zu verhindern, dass es auf ihn selbst zurückfiel und ihn zerfleischte.
Allerdings hatte er die Liebe zu Mathilda zu oft geleugnet, um jetzt erneut an ihrer Macht zu zweifeln. Ganz gleich, was ihn trieb und warum – es galt, was er auch zu Sprota gesagt hatte: Er würde sie nicht aufgeben.
Ein Tag nach dem anderen verstrich. Arvid befragte einen fahrenden Händler, eine Wäscherin und einen Bauern, die allesamt aus Laon kamen, doch niemand hatte von Mathilda gehört. Stattdessen konnten sie ihm andere Neuigkeiten sagen – diese nicht minder beunruhigend. Arnulf von Flandern hatte König Ludwig nach Richards Flucht scheinheilig seine Hilfe angeboten und einige Truppen aus Lille geschickt. Mit Kriegern allein würde der den Erben der Normandie zwar nicht zurückbekommen, doch jenes ungewöhnliche Bündnis war beängstigend.
Noch mehr Sorgen als dieses zeugte ein Treffen von Ludwig und Hugo dem Großen in La Croix, wo der König Hugo neue Güter antrug, vorausgesetzt, er zöge gegen die Normannen in den Krieg.
Wie Hugo, der eigentlich geschworen hatte, sich aus dem Konflikt herauszuhalten, geantwortet hatte, erfuhr Arvid nicht – weil die einfachen Menschen es selbst nicht wussten oder weil man ob eines drohenden Krieges jedem Fremden gegenüber misstrauisch war.
In jedem Fall konnte Arvid unmöglich noch länger in der Nähe von Laon bleiben. Eines Morgens ritt er westwärts, nicht nur, um sein Leben zu schützen, sondern weil er sich mittlerweile sicher war, dass Mathilda nicht mehr in Laon weilte. Er wählte den Weg nach Senlis, wo Richard sich immer noch aufhielt, und wurde dort von Osmond erleichtert empfangen.
»Denk dir, was passiert ist! Nach Hugos und Ludwigs Treffen versucht nun auch Bernhard wieder, auf Hugo einzuwirken. Er hat sich auf den Weg nach Paris gemacht, und Hugo hat erneut geschworen, Richard zu unterstützen.«
»Aber das ist doch gut für uns!«
»Wenn er sich daran gehalten hätte, ja, aber Hugo hat sich als treuloser Schuft erwiesen. Er hat wohl lange damit gerungen, wie er den Konflikt am besten für sich nutzen konnte – ob er Ludwig Land stehlen sollte oder lieber Richard. Leider hat er am Ende entschieden, sich auf Kosten der Normannen zu bereichern.«
»Was hat er getan?«, fragte Arvid.
»Er hat die Grenze der Normandie überschritten, das Bessin besetzt und belagert nun Bayeux. Zur gleichen Zeit haben auch königliche Truppen unter Ludwigs Führung die Normandie erreicht.«
Arvid schloss die Augen. Das Schicksal der Normandie ließ ihn seltsam kalt – aber wenn es zum Krieg kam, bedrohte er auch Mathilda, so sie noch lebte.
Erst jetzt bemerkte er, dass sich Richard zu ihnen gesellt hatte. Er sah so dürr aus, als hätte er weiter gefastet, obwohl er niemandem mehr vorspielen musste, dass er krank war.
Bekümmert erklärte Richard: »Sowohl Ludwig als auch Hugo geben mir die Schuld an der Lage. Mit meiner Flucht hätte ich den Frieden zwischen der Normandie und ihren Nachbarländern leichtsinnig verspielt.«
Er hatte die Statur eines Jungen, aber seine Augen wirkten wie die eines erfahrenen Mannes, der in seinem Leben schon viel ertragen musste. Arvid spürte die altvertraute Zerrissenheit eines christlichen Normannen, mit der sein Vater Wilhelm ebenso hatte leben müssen wie er selbst.
»Gut, dass du hier bist«, fuhr Richard fort. »Wärst du auf fränkischem Gebiet geblieben, wärst du vielleicht schon tot.«
Arvid nickte und wandte sich dann wieder an Osmond. »Ich weiß nicht mehr, wo ich Mathilda noch suchen soll. Ich brauche deine Hilfe.«
Trotz anfänglicher ehrlicher Anteilnahme verschloss sich dessen Gesicht. »Wie stellst du dir das vor? Ich kann nicht von Richards Seite weichen! Begreifst du denn nicht – die Normandie wird soeben von zwei feindlichen Heeren angegriffen! Hier steht mehr auf dem Spiel als das Leben einer Frau.«
»Ohne diese Frau wäre Richard nicht hier«, rief Arvid. Wieder erwachte jener gleißende Zorn, der ihn jäh so blind machte und ihn jetzt fast auf Osmond losgehen ließ. Doch Richard stellte sich dazwischen.
»Er hat Recht«, sagte er zu Osmond. »Gebt ihm zwei Männer für die Suche.«
Der Zorn schwand, zurück blieb nur Erschöpfung: Er hatte erreicht, was er wollte, aber plötzlich überkam ihn das untrügliche Gefühl, dass es ihm nicht helfen würde und dass Mathilda weder in der Normandie noch im Frankenreich zu finden war.
Mathilda hatte aufgehört, die Tage zu
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