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Kinder des Feuers

Kinder des Feuers

Titel: Kinder des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Christen gnadenlos verfolgen ließ, dass Harald nicht ganz so grausam war, aber dennoch durch und durch ein Heide.
    »Du willst die Normandie mithilfe von Heiden befreien?«, rief er entsetzt.
    Bernhard wich seinem Blick aus. »Und du kannst uns dabei helfen.«
    Arvid schüttelte den Kopf: »Ich habe Richard bei der Flucht geholfen, weil er der Sohn von Wilhelm ist und jener ein guter, frommer Mann war. Aber ich werde mich nie auf die Seite von Heiden stellen.«
    Und ich muss Mathilda finden, fügte er im Stillen hinzu. Er war sich nicht sicher, warum er es nicht laut sagte – womöglich, weil er nicht hören wollte, wie hoffnungslos seine Stimme klang.
    »Johan sagte mir, dass du von Franken gefoltert und beinahe getötet worden wärst.«
    »Was nichts daran ändert, dass ich Christ bin!«
    »Und als solcher willst du doch gewiss, dass die Gerechtigkeit siegt. Richard ist der rechtmäßige Erbe der Normandie. Und um seine Ansprüche durchzusetzen, muss uns jedes Mittel recht sein.«
    Bernhard wandte sich ab und begann seufzend auf und ab zu gehen. »Wir müssen schnell handeln, sonst ist es zu spät. Nicht nur, dass die Normandie von Tortas Männern ausgebeutet wird – es droht noch eine viel größere Gefahr, von Arnulf von Flandern nämlich. Denk dir, er hat mit Herluin Frieden geschlossen – ebenjenem, für den sich Wilhelm stark machte und letztlich gestorben ist. Warum wohl hat Arnulf auf Montreuil verzichtet, wenn er im Gegenzug nicht auf mehr Land hoffen kann? Die Normandie nämlich?«
    »Er kann doch nicht ernsthaft glauben …«
    »Doch«, fiel Bernhard ihm ins Wort, »er kann. Womöglich würde Hugo der Große ihn unterstützen, weil jener Ludwig die Normandie nicht gönnt. Verstehst du jetzt, warum wir unsere Truppen so schnell wie möglich mit denen von Harald vereinen müssen?«
    Arvid nickte. Das war also die Schlacht, von der Johan gesprochen hatte. Die Schlacht zwischen dem normannisch-dänischen und dem fränkischen Heer. Die Schlacht um die Normandie.
    »Harald hat zwanzigtausend dänische Krieger mitgebracht, wir können ungefähr genauso viel stellen. Allerdings müssen wir einen Plan aushecken, wie wir die Heere zusammenführen, ohne dass Ludwig Verdacht schöpft. Wir müssen Harald eine heimliche Botschaft zukommen lassen – und da kommst du ins Spiel.«
    »Ich? Wie soll ich denn helfen?«, rief Arvid überrascht.
    »Nun, du könntest der Bote sein.«
    Er dachte an Johan. »In deinem Dienst stehen viele Krieger, die tapferer und stärker sind als ich!«
    »Das mag sein. Aber weil sie Krieger sind, fallen sie auf. Ein Mönch hingegen kann von Rudolf Tortas Männern unbehelligt durchs Land pilgern.«
    »Ich bin kein Mönch mehr!«
    »Aber du weißt, wie sich einer verhält!«
    »Eine Kutte allein bietet keinen Schutz. Auch Jumièges ist von Tortas Männern heimgesucht worden.«
    »Eine schändliche Tat, nicht wahr? Willst du dich nicht dafür rächen?«
    Arvid schüttelte den Kopf. Vor welch widersinnige Entscheidung ihn das Schicksal stellte! Gewiss, er war empört gewesen, dass Torta Jumièges plündern wollte, aber dessen Abt gönnte er gewiss manch Übel. Noch irrwitziger deuchte ihn, die Kutte ausgerechnet zum Zwecke wieder anzulegen, dem heidnischen König eine Botschaft zu überbringen, auf dass jener half, die Normandie zu retten. Die Welt war verrückt geworden.
    »Du hast sie nicht gefunden«, sagte Bernhard plötzlich, drehte sich wieder zu ihm um und sah ihn lange an.
    Da erst ging Arvid auf, dass der andere entgegen erstem Anschein Mathilda nicht vergessen hatte. Und dass er ihm vielmehr in Aussicht stellte, ihm später bei der Suche nach ihr zu helfen. Als Dank, wenn er denn tat, worum er ihn bat.
    »Warum macht sich Harald Blauzahn überhaupt für die Normandie stark?«
    »Weil sein Vater lieber mit seinesgleichen Handel treibt als mit Franken. Wirst du ihm die Botschaft überbringen?«
    Den Dänen ging es also um Geld, Bernhard ging es um Macht – und ihm, nun, ihm ging es um Mathilda. Er tat, als würde er die Entscheidung hinauszögern, aber die Wahrheit war, dass er noch viel mehr in Kauf genommen hätte als nur sein Unbehagen ob der Pläne Bernhards, um sie entgegen aller Hoffnung wiederzufinden.
    Manchmal fragte sich Mathilda, woher sie die Kraft nahm. Die Kraft, weiterhin zu lügen, Hawisa Willfährigkeit vorzuspielen und sie solcherart in Sicherheit zu wiegen. Die Kraft, mit Eirinn zu fliehen – nicht des Nachts, da Hasculf den Wall bewachte, sondern eines Vormittags

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