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Kinder des Feuers

Kinder des Feuers

Titel: Kinder des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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einer Sprache zu sagen, von der sie nicht wusste, sondern lediglich ahnte, wer sie sie gelehrt hatte.
    Manchmal träumte sie noch immer von ihm – dem blonden Mann auf der Blumenwiese am Meer, wie er sie hochhob, wie er sie später mit sich trug, und seit kurzer Zeit, wie er ihr eine Geschichte erzählte. Seine Stimme war rau und kehlig, und die Sprache, die er nutzte, war Dänisch.
    Als Mathilda das erste Mal von diesem Traum hochgeschreckt war, war ihr Entsetzen groß gewesen, kam sie doch nicht umhin, sich zu fragen, ob ihr Vater ein Nordmann gewesen war. Doch sie tröstete sich damit, dass viele Franken gezwungen worden waren, die danisca lingua zu erlernen. Und auch wenn sie nicht gegen ihre Träume ankam – wenn sie wach war, mied sie es, in den Tiefen der Erinnerungen zu graben, die diese heraufbeschworen. Es war schlimm genug, aus dem Kloster vertrieben worden zu sein – sie wollte nicht noch eine zweite Heimat, wenn diese auch nur vage und wie im Nebel verborgen lag, vermissen müssen.
    Indessen Richard in einem fort plapperte, rief Gerloc dicht an ihrem Ohr: »Warum die Männer nur immer von Pferden und Waffen reden müssen! Lass uns zusehen, dass wir endlich von hier wegkommen! Wie ich mich auf diesen Tag gefreut habe!«
    Mathilda blickte sie erstaunt an.
    »Sag bloß, du hast es vergessen?«, fragte Gerloc.
    »Was?«
    »Dass heute in Bayeux Tuchmarkt ist. Dort kann ich neue Stoffe aus Friesland kaufen.«
    »Du hast mir doch eben deinen neuen Umhang gezeigt. Und willst nun wieder Stoffe kaufen?«
    »Eine Frau kann nie genug Kleider haben.« Gerloc strich über ihre feine Tunika. Fast liebevoll waren ihre Bewegungen zuerst, als würde sie die überaus zarte Haut eines geliebten Menschen liebkosen. Dann umkrallte sie den Stoff plötzlich, als müsste sie eine unsichtbare Macht davon abhalten, ihn von ihrem Leib zu reißen. Etwas Trotziges, Gieriges lag in ihrem Blick, bekundend, dass sie sich weniger nach hübscher Kleidung verzehrte als danach, ihre wahre Herkunft zu verschleiern. »Du begleitest mich doch!«, rief sie.
    Es klang mehr wie ein Befehl denn wie eine Bitte, und Mathilda wusste nicht recht, warum Gerloc darauf bestand, dass sie mitkam, war sie doch eine denkbar ungeeignete Gesellschaft, wenn es darum ging, dem Luxus zu frönen. Doch Gerloc betrachtete es offenbar als Herausforderung, ihr die klösterlichen Tugenden auszutreiben.
    Mathilda war fest gewillt, standhaft zu bleiben, aber die Aussicht, nach dem langen Winter wieder einmal ins Freie zu kommen, war verführerisch. Sie erhob sich. »Gut, wenn du es möchtest, komme ich mit dir«, gab sie Gerloc nach.
    Mathilda bereute es bald, Gerloc begleitet zu haben. Es war langweilig, ihr zuzuhören, wie sie um Stoffe feilschte, unangenehm, im aufgeweichten Boden zu versinken, nahezu unerträglich, im dichten Gedränge hin und her gestoßen und von völlig Fremden berührt zu werden, ihre lauten Stimmen zu hören und ihren heißen Atem auf der Haut zu fühlen! Es beschwor Ekel in ihr herauf, zugleich aber, obwohl Mathilda sich das nicht eingestehen wollte, auch Erinnerungen – Erinnerungen an Arvid, die Tage im Wald, die gemeinsamen Nächte, den Kuss. Und diese Erinnerungen waren alles andere als widerwärtig.
    Manchmal war sie davon überzeugt, jene Tage endgültig vergessen zu haben, aber hier auf dem Markt stand das Erlebte so klar vor ihr, als hätte Arvid sie erst gestern in Fécamp zurückgelassen und sie sich geschworen, nie wieder seinen Namen auszusprechen. Das hatte sie tatsächlich nie getan – den Namen aber öfter gedacht, als ihr lieb war.
    Sie schüttelte unwillig den Kopf und folgte Gerloc hastig, als diese rief: »Sieh doch! Dort vorne gibt es Hermelin- und Luchspelze!«
    Bayeux war einst auf den Ruinen einer römischen Zitadelle erbaut worden. Jene mächtigen Steinmauern waren von den Nordmännern zerstört, dann jedoch, wenngleich auch nicht in alter Pracht, wieder aufgebaut worden. Auf der Mauer, durch entrindete Holzstämme von Blicken abgeschirmt, patrouillierten die Krieger des Grafen und hielten Ausschau aufs flache Land, um rechtzeitig Gefahren zu erkennen.
    Die einzelnen Marktstände waren im Schatten der Mauer aufgestellt worden, und dort, wo selbst mittags kein Sonnenstrahl hinfiel, war der Boden gefroren. Gerloc stapfte achtlos darüber hinweg, obwohl sie in ihrem feinen Schuhwerk frieren musste. Begierig strich sie über die Pelze und hielt manchen um ihre Schulter, um Kinn und Wangen daran zu reiben.
    »Willst du

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