Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
»Wir wollen mal realistisch sein. Um Himmels willen, wie könnte 'ne Psychoanalyse mir denn wohl nutzen? Ich bin ein kranker Mann, was ich nötig habe, ist eine Operation, nicht dieser Quatsch, mit dem Sie mir hier kommen.«
    »Sind Sie da ganz sicher?« fragte Stockstill, der sich hilflos fühlte und auch bereits ein bißchen albern vorkam. »Nun, es wird gewiß eine Zeit dauern, bis wir uns darüber geeinigt haben, was wirklich notwendig ist, das gebe ich zu, aber zumindest sind Sie und ich schon einmal ins Gespräch gekommen. Sie wissen, daß ich hier unten bereit bin, Ihnen zu helfen, und ich weiß, daß Sie mir zuhören.« Du hörst doch zu, oder? fragte er in Gedanken. »Deshalb bin ich der Auffassung, wir haben wenigstens schon etwas erreicht.« Er wartete. Schweigen herrschte. »Hallo«, rief er ins Mikrofon. »Dangerfield?«
    Stille.
    »Entweder hat er von sich aus abgeschaltet«, sagte hinter ihm der Phokomelus, »oder der Satellit ist inzwischen zu weit entfernt. Sind Sie der Meinung, daß Sie ihm irgendwie beistehen können?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Stockstill. »Aber ich weiß, den Versuch ist's wert.«
    »Hätten Sie vor einem Jahr angefangen ...«
    »Aber es hatte ja niemand eine Ahnung.« Wir haben Dangerfield als Selbstverständlichkeit hingenommen, begriff Stockstill, so wie jeden Tag die Sonne. Und jetzt ist es, wie Hoppy so richtig andeutet, ein wenig spät.
    »Vielleicht haben Sie morgen nachmittag mehr Glück«, sagte Hoppy mit ansatzweisem Lächeln, in dem eine ganz geringfügige Spur von Hohn erklang. Und doch bemerkte Stockstill darin eine tiefe Traurigkeit. Hatte Hoppy Mitleid mit ihm, wegen' seiner nahezu sinnlosen Bemühungen? Oder mit dem Mann im Satelliten, der hoch über ihnen seine Bahn zog? Schwer zu entscheiden.
    »Ich werd's weiter versuchen«, sagte Stockstill.
    Jemand klopfte an die Tür.
    »Das dürfte die offizielle Abordnung der Bürgerversammlung
    sein«, sagte Hoppy. Auf seinem spitznasigen Gesicht zeigte sich ein breites, freudiges Lächeln; seine Gesichtszüge wirkten unversehens weicher, lockerer, schienen sich mit von Herzen kommender Wärme zu füllen. »Entschuldigen Sie.« Er fuhr sein Mobil zur Tür, streckte einen seiner Servos aus und schwang sie weit auf.
    Draußen standen Orion Stroud, Andrew Gill, Cas Stone, Bonny Keller und Mrs. Tallman; alle machten einen nervösen, mißbehaglichen Eindruck. »Harrington«, ergriff Stroud das Wort, »wir haben hier was für Sie, 'n kleines Geschenk.«
    »Schön«, sagte Hoppy, drehte sich nach Stockstill um und grinste. »Sehen Sie?« meinte er zu dem Arzt. »Hab ich's nicht gesagt? Man kommt sich bedanken.« Er wandte sich an die Abordnung. »Treten Sie ein. Ich habe Sie schon erwartet.« Er hielt die Tür, und alle betraten das Haus.
    »Weshalb sind Sie denn hier?« erkundigte Bonny sich bei Dr. Stockstill, als sie ihn mit dem Mikrofon vor dem Sender stehen sah.
    »Ich habe versucht, mit Dangerfield zu sprechen«, gab er Auskunft.
    »Therapie?« hakte sie nach.
    »Ja.« Er nickte.
    »Aber ohne viel Erfolg?«
    »Wir versuchen's morgen noch einmal«, sagte Stockstill.
    »Ach, stimmt«, sagte Orion Stroud, indem er seine Ansprache vergaß, zu Dr. Stockstill. »Sie waren ja früher Psychiater.«
    »Also, was haben Sie mir mitgebracht?« wollte Hoppy ungeduldig erfahren. Er spähte an Stroud vorbei, schaute Gill an; er sah die Dose, die die Zigaretten enthielt, und die Kiste mit dem Brandy. »Sind diese Sachen für mich?«
    »Ja«, sagte Gill. »Ein Zeichen unserer Dankbarkeit.«
    Die Blechdose und die Kiste lösten sich aus seinen Händen; verblüfft blinzelte er, als beides auf den Phoko zuschwebte und dicht vor dem Phokomobil auf den Fußboden niedersank. Lebhaft öffnete Hoppy beide Behältnisse mit seinen Servos.
    »Äh ... wir möchten eine Erklärung vortragen«, sagte Stroud beklommen. »Dürfen wir jetzt, Hoppy?« Er beobachtete den
    Phokomelus voller Anspannung.
    »Noch irgend was?« fragte Hoppy, der die Behältnisse nun aufgemacht hatte. »Was bringen Sie mir noch, um mich zu belohnen?«
    Ich wußte nicht, dachte Bonny, während sie die Vorgänge mitansah, daß er derartig kindlich ist. Er ist wahrhaftig wie ein kleines Kind ... Wir hätten viel mehr mitbringen müssen, und zwar aufwendig eingepackt, mit Bändchen und Kärtchen, alles so bunt wie möglich. W ir dürfen ihn auf gar keinen Fall enttäuschen, erkannte sie. Unser Leben hängt davon ab, daß wir ... ihn zufriedenstellen.
    »Mehr bringen Sie

Weitere Kostenlose Bücher