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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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Judas …«, fing sie an.
    »Was ist mit ihnen?«
    »Ich habe von ihnen in Gruža niemals gehört und auch in den Büchern meines Vaters keinen Hinweis auf sie gefunden.«
    »Wirklich nicht?« Er hob die Schultern. »Hier kennt man sie. Sie schlagen zwar selten zu, aber wenn, richten sie oftmals Massaker an. Manchmal fällt ihrem Durst ein ganzes Dorf zum Opfer, und immer markieren sie die Toten mit den drei blutigen X.«
    »Wofür stehen sie?«
    Giure bückte sich und bewarf sie mit etwas Schnee. »Eine Gelehrte wie du weiß es nicht?«, neckte er.
    »Sei mein Lehrer, o weiser Ziegenhirte«, gab sie spöttisch zurück.
    »Ich habe gehört, dass es die römische Zahl dreißig ist. Dreißig für die …«
    »… Silbermünzen, die Judas als Lohn für seinen Verrat erhielt«, kombinierte sie und freute sich über sein verdutztes Gesicht. »Weiß man denn, wie sie aussehen?«
    Zu ihrer Enttäuschung schüttelte er den Kopf. »Ein Judaskind sieht man nur einmal – kurz bevor es einen tötet.«
     
    Schweigend gingen sie weiter und genossen ihr Beisammensein. »Wir sind gleich da.« Noch bevor man die beiden vom Dorf aus sehen konnte, blieb Giure stehen. »Ich gehe allein weiter.« Er beugte sich vor, schlang seine Arme um sie und zog sie dicht an sich.
    Sie küssten sich erneut, und diesmal gelang es Scylla nicht, die distanzierte Rolle der Wissenschaftlerin beizubehalten. Dafür war das, was sie in sich spürte, zu intensiv und zu überwältigend. Ein neues Verlangen entstand in ihr, das nach mehr gierte als nach einem Kuss.
    »Vergeht erneut ein Dreivierteljahr, bis wir uns wiedersehen?«, fragte sie und berührte sein stoppeliges Gesicht.
    Er küsste ihre Fingerspitzen. »Nein, Scylla. Ich werde jede Woche nach dir sehen. Das verspreche ich.« Giure ließ sie los und lief auf das Dorf zu.
    »Erzähle niemandem, was du gesehen hast!«, rief sie und winkte ihm nach, bis er um eine Hausecke bog und sie ihn nicht mehr sehen konnte.
    Scylla freute sich, dass sie den Mut aufgebracht hatte, Giure zu sehen und einzuweihen. Er durfte sich nicht vor ihr und demangeblichen Fluch der Mühle fürchten – das konnte sie nur durch die Wahrheit erreichen. »Ich mache dich zu einem Gelehrten, Liebster«, flüsterte sie lächelnd und drehte sich um.
    Wie aus dem Nichts standen zwei Männer vor ihr, die einen großen Schlitten mit Brennholz hinter sich herzogen. Scylla war so in ihre Gedanken versunken gewesen, dass sie die Dörfler bisher nicht bemerkt hatte.
    »
Was
soll Giure niemandem erzählen?«, fragte der rechte von ihnen, der dicker und älter war. Beide trugen lange, dunkle Bärte und hätten ebenso gut Brüder sein können; sie rochen nach kaltem Rauch und waren vermutlich Köhler.
    »Was habt ihr beide denn getrieben?«, setzte der andere nach.
    Der Dicke sah sie eindringlich an. »Das ist doch … du bist das Mädchen aus der Mühle!« Er ließ den Strick los und bekreuzigte sich. »Du hast ihn in die Mühle mitgenommen, was?«
    Sein Begleiter schlug ebenfalls das Kreuz. »Wenn sie den Fluch nun auch auf ihn geladen hat?«, argwöhnte er. »Wer weiß, was er in unser Dorf bringt?«
    Scylla wusste nicht, was sie erwidern sollte. Unvermittelt drohte dem bislang schönen Tag ein schreckliches Ende, wobei sie sich mehr um Giure als um sich selbst sorgte. Sie schaute abwechselnd zwischen den Männern hin und her.
    »Lass das sein!«, verlangte der Dicke drohend und hob die Faust. »Dein böser Blick soll mich nicht treffen, hörst du? Du hängst mir kein Gebrechen an!«
    Plötzlich bereitete es Scylla Vergnügen, mit ihnen und ihrem albernen Aberglauben zu spielen, und herausfordernd hob sie den Kopf. Ihr Blick bannte den Köhler. »Was glaubst du, welche Kräfte ich besitze, du Narr?«
    Der Mann bekreuzigte sich erneut und wich zurück. »Verfluchtes Ding«, zischte er sie an und betete laut.
    »Dir dresche ich das Böse aus dem Leib!« Der andere hobeinen armdicken Knüppel vom Schlitten auf und kam auf sie zu.
    Scylla grinste. Gegen zwei Gegner hatte sie noch nicht antreten müssen, und sie wollte sehen, ob sie gegen kräftige Männer bestehen würde. Sie unterlief den Schlag und trat dem Gegner von hinten in die linke Kniekehle, so dass er in den Schnee fiel.
    Aus dem Augenwinkel sah sie den Strick heranfliegen, mit dem die Köhler den Schlitten gezogen hatten. Der Dicke benutzte ihn wie eine Peitsche und hatte auf ihren Hals gezielt. Blitzschnell fing sie das Ende und hielt es fest. »Soll ich dir eine Warze auf die Nase

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