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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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Frevel!«, flüsterte Baronin Schinskaya; dann schlug sie mit der Faust auf die Tischplatte, und es krachte sehr, sehr laut. Die Frau besaß enorme Kraft. »Das ist unerhört!«, schrie sie erbost und deutete auf Scylla. »Sie verhält sich ungebührlicher als vor einem Jahr.« Der Kopf mit der hohen, ausladenden Perücke schnellte herum, und sie starrte Karol an. »Kann es sein, dass Ihr die Erziehung gänzlich vernachlässigt habt?«
    »Eine Ungeheuerlichkeit«, pflichtete Carzic ihr bei. »Damit hat sie ihre Zukunft verwirkt.« Seine rechte Hand wanderte auf den Rücken, und er zog ein Messer mit einer handlangen Klinge, das er in den Tisch rammte.
    Die empörte Schinskaya zog ihre Klinge aus der Falte des Rocks, Rubin aus dem rechten Ärmel, und gleich danach steckten sechs Messer im Holz.
    Scylla ahnte beim Anblick der blitzenden Schneiden, dass es sich um eine neuerliche Abstimmung handelte. Es ging um mehr als ihre Aufnahme als Karols Elevin, und das hatte ihr Vater ihr verschwiegen. Vielleicht weil er zu sicher gewesen war, dass diese Prüfung reibungslos verlief.
    Karol konnte sich nicht bewegen. Gelähmt starrte er auf die gezogenen Waffen, die ein tödliches Votum bedeuteten.
    Es war Metunova, die ihren Dolch sehr elegant und andächtig zückte und ihn behutsam vor sich auf den Tisch legte. »Ich bin«, äußerte sie mit fester Stimme, »dagegen.«
    Sie hatte den Bann gebrochen. Erst jetzt sah sich Karol in der Lage, sein Messer zu ziehen und es ebenfalls vor sich zu positionieren. »Ich bin dagegen«, sprach er heiser und sah zu seiner Tochter, doch Scylla ignorierte ihn.
    Vier weitere Klingen wurden auf die dunkle Holzoberfläche gelegt, es stand einmal mehr unentschieden zwischen den Baroninnen und Baronen.
    Der Ischariot richtete sich auf, räusperte sich und schaute zu Carzic, bevor er behutsam den Mantel zur Seite schob und die Hand an den Griff der Waffe legte. Schweigend zog er sie, hielt sie mit der Spitze nach unten und setzte das Metall ohne Druck auf den Tisch; sein Kopf drehte sich zu Scylla.
    »Es wäre mir ein Leichtes, die Waffe ins Holz zu bohren und dich damit zum Tode zu verurteilen, Scylla«, sprach er finster. Schatten huschten über sein Gesicht, und plötzlich wirkte er unglaublich beängstigend. »Es wäre die Strafe für deine Uneinsichtigkeit, das Revoltieren gegen unsere Tradition, die seit Jahrhunderten besteht und immer noch sein wird, wenn es dich nicht mehr gibt.« Die Finger öffneten sich, die Waffe fiel polternd auf den Tisch und hinterließ einen Kratzer im Holz. Mehr nicht. »Doch dein Verstand ist zu wach, deine Erkenntnisse sind zu beachtlich. Die Cognatio kann es sich nicht erlauben, dich zu töten …«
    Scylla sah, dass Karol Gott stumm dankte, und schaute auf die schimmernde, schwankende Klinge des Dolches, die das Licht zurückwarf und sie gelegentlich blendete.
    »…
wenn
sich jemand aus der Cognatio bereit erklärt, dich als Elevin aufzunehmen.« Der Ischariot ließ den Blick durch die Versammlung kreisen. »Denn offensichtlich ist dein Vater nicht fähig, dich zu formen, wie es sich gebührt.« Die Finger legten sich an das Heft des Messers. »Das ist die Voraussetzung.«
    Karol schloss kurz die Augen. Die Nachfolgeschaften waren alle geregelt, keiner der Barone und keine der Baroninnen besaßeinen freien Platz. Nach den Statuten der Cognatio war es verboten, mehr als einen Eleven zu haben. Die Wahl, vor die der Ischariot sie stellte, war in Wirklichkeit keine.
    Baron Ulajev, der für Scylla gestimmt hatte, erhob sich. » Ischariot, seid Ihr Euch darüber bewusst, was Ihr verlangt?«, sagte er beschwörend.
    »Ich werde meinen Eleven sicherlich nicht wegen dieser da verstoßen«, rief Carzic höhnisch. »Mag sein, dass sie einen brillanten Geist hat, aber sie ist eine unstete Person. So etwas möchte ich nicht in der Cognatio wissen. Und schon gar nicht soll sie mich einmal beerben.«
    Baronin von Harenberg, die sich ebenfalls auf Scyllas Seite geschlagen hatte, schüttelte den Kopf. »In meinem ganzen Leben habe ich noch keine angehende Elevin gesehen, die der Cognatio derart herausragende Ergebnisse geliefert hat. Und dennoch kann ich nicht so weit gehen und meinen eigenen Nachfolger verstoßen.«
    »Warum denn nicht, Baronin? Wenn Ihr doch so von ihr überzeugt seid, dass Ihr sie am Leben lassen wollt?«, meinte Rubin ätzend. »Bringt doch dieses Opfer!«
    »Ich bitte Euch!« Karol erhob sich. »Seht Ihr denn nicht, wie sehr sie unserem Ziel dienlich sein

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