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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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Baronin«, beeilte er sich zu sagen. Karol wusste, dass er bis ans Ende seiner Existenz in ihrer Schuld stand.
    »Eine Sache noch.« Metunova blieb vor der Schwelle stehen und drehte den Kopf. »Was ist mit deinem Kind geschehen, Scylla?«
    Ihr wurde gleichzeitig heiß und kalt.
Woher

    »Es ist tot. Wir haben es begraben«, log Karol schnell. »Es war eine Fehlgeburt.«
    Metunova sah ihm skeptisch in die Augen, dann klappte sie den Fächer auf. »Soso. Begraben.« Sie stieg die Stufen hinab. »In einer Woche. Mit allen Unterlagen«, hörten sie die Baronin rufen, kurz darauf rollte ihre Kutsche am Tor vorbei.
     
    »Du hast es nicht begraben, Vater«, brach Scylla das Schweigen, das sich für einige Minuten lähmend über sie und Karol gelegt hatte. »Ebenso wenig wie Giure. Du hast sie zu Präparaten gemacht.« Sie ging einen Schritt auf ihn zu. »Ich erlitt keine Fehlgeburt. Du hast mir etwas gegeben, um mich schlafen zu lassen, und hast es mir aus dem Leib gerissen, habe ich recht?«
    »Nein«, erwiderte Karol scharf. »Das würde ich dir nicht antun.« Er sah auf die Tote. »Hilf mir, sie in das …«
    »Ich vertraue dir nicht mehr! Wegen deiner Geheimnisse wäre ich beinahe von der Cognatio getötet worden – wieso hast du mir nicht gesagt, was eine Ablehnung nach sich zieht?«
    »Ich durfte nicht. Aber es war dir doch klar, dass es eine eminent wichtige …«
    »Ich möchte Antworten.« Scylla packte ihn am rechten Ellenbogen. »Was machtest du mit der Nabelschnur? Wieso bewahrst du das Blut meines Kindes auf?« Sie sah den Schrecken in seinen Augen und war sich sicher, dass sie ihn bei etwas ertappthatte, was sie nichts angehen sollte. »Was erforschst du wirklich, Vater? Es geht um mehr als nur Krankheiten.«
    Er sah in ihr Gesicht und seufzte. »Ja. Es … es geht um viel mehr.« Er setzte sich auf den Stuhl des Ischariot und zog einen zweiten zu sich, auf den sie sich niederlassen sollte; doch sie verharrte. »Die Cognatio ist auf der Suche nach Heilmitteln gegen viele Leiden. Pest, Fieber, es gibt so vieles, an dem die Menschen sterben. Aber die schlimmste Krankheit von allen ist das Alter.« Er strich sich über sein Antlitz. »Der Verfall des Körpers und des Verstandes. Es gibt nichts Würdeloseres als einen sabbernden, geistlosen Greis, der all seine Fähigkeiten verloren hat, die ihn von einem Tier unterscheiden. Die ihn zu einem Menschen machen.« Er schüttelte die Anspannung der letzten Stunde von sich ab, in seinen Augen zeigte sich nun wahre Begeisterung. »Stell dir Menschen vor, die sechzig Jahre und älter werden, ohne dabei einen Nachteil erleiden zu müssen. Aufrecht gehen, keine Krücken, keine krummen Gliedmaßen und Rücken, keine verlorene Sehkraft.«
    »
Danach
sucht die Cognatio?«
    »Es ist das Hauptziel, aber nicht das einzige. Auf der Suche nach der ewigen Jugend, oder besser gesagt, nach dem längsten Leben, haben wir schon viele Entdeckungen gemacht, die den Menschen zum Vorteil gereichen. Du hast selbst gesehen, was meine Mittel bei den Menschen bewirken. Ohne mich wäre die Hälfte der Einwohner der umliegenden Dörfer schon lange tot.«
    Scylla lauschte gebannt. Ihre Forschungen und Experimente bekamen so einen vollkommen neuen Sinn. »Du überprüfst die Wirkung deiner Arzneien an ihnen! Deswegen graben wir sie nach ihrem Tod aus und sezieren sie, weil du nachschauen möchtest, ob sie Zeichen der herkömmlichen Alterung zeigen.« Sie begriff plötzlich.
    »Ja«, gab er zu. »Deswegen tun wir das.« Er lächelte. »Und aus dem gleichen Grund stehle ich mich nachts davon, um dieBrunnen mit meinen Tränken und Essenzen zu versehen. Kein Mensch und kein Vieh im Umkreis von vierzig Meilen, das in einem Dorf lebt, trinkt gewöhnliches Wasser. Sie alle wurden von mir behandelt, ob sie wollten oder nicht.« Karol fiel es nicht leicht, dieses Geheimnis zu offenbaren. »Die Wahrheit soll mein Abschiedsgeschenk für dich sein, Tochter. Das Geheimnis liegt im Blut. Daran erkennt man, wie es einem Menschen geht. Deinem Kind ging es ausgezeichnet, wie ich erkundet habe. Vielleicht lässt sich daraus etwas ableiten. Oder es lässt sich ein Trank bereiten, der das eigene Blut verbessert.«
    Scylla musste sich nun doch setzen. »Also hast du es mir genommen, um ein Experiment durchführen zu können?«, flüsterte sie.
    Karol hielt ihrem Blick stand. »Ja. Aber auch, weil es deinem Erfolg in der Wissenschaft im Weg stand. Du wirst mich für das, was ich dir angetan habe, hassen, doch

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