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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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erwarte nicht, dass ich etwas anderes sage: Es war die richtige Entscheidung.« Er schluckte. »Es ist gut, dass du zu Metunova gehst, denn ich sehe ein, dass du mir nicht mehr vertrauen willst und kannst.«
    Scylla hatte eine Hand unwillkürlich an den Dolch gelegt. »Gibt es noch mehr Antworten und Wahrheiten?«, presste sie dumpf hervor. Sie wusste nicht, wie sie handeln sollte. Sie fand ihren Vater nur noch abstoßend, ein Monstrum in Menschengestalt. »Was ist mit der Cognatio?«
    »Die Cognatio besteht zu einem überwiegenden Teil aus arroganten Männern und Frauen, die ihre Schlauheit überheblich gemacht hat. Sie teilen ihr Wissen nicht, wie es sein sollte, sondern behalten die wichtigen Erkenntnisse für sich.« Karol bezog sich wohl auf Carzic und Rubin. »Das galt lange Zeit auch für mich, bis Baronin Metunova aufgenommen wurde. Wir trachten beide danach, den Menschen zu helfen, während die anderen nur für sich selbst forschen. Carzic käme niemals auf den Gedanken, einem anderen Wesen als sich selbst einen Gefallenzu tun.« Er drückte ihre Hand, sie ließ es zu. »Vergiss das niemals, Tochter. Verliere das Allgemeinwohl niemals aus den Augen und halte dich an das Gebot unseres Herrn Jesus Christus: Nächstenliebe.«
    Scylla wandte den Kopf zu dem ermordeten Mädchen. »
Das
ist Metunovas Nächstenliebe? Dann steht ihr euch in nichts nach.«
    »Nein, das war notwendig. Einen anderen Weg gab es nicht. Niemand verlässt die Cognatio lebend. Das gilt auch für die Elevinnen und Eleven … und Anwärter, die keine Zustimmung finden.« Karol stemmte sich in die Höhe. »Erweisen wir ihr eine letzte Ehre und sezieren sie gründlich.«
    Scyllas Augen verengten sich. »Wie viele Elixiere hast du mir bereits zu kosten gegeben, ohne dass ich es wusste, Vater?«
    Karol lächelte. »Kein einziges, Tochter.« Er ging an den Tisch, packte Eleonora an den Schultern, zog sie bis zum langen Ende und fasste sie unter den Achseln.
    »Bis auf das eine, das mich das Kind kostete. Und wie steht es mit dir?«
    »Schon so einige.« Der Leichnam glitt ihm aus den Fingern und fiel auf den Boden, Karol verlor das Gleichgewicht und stürzte auf ihn.
    Durch den Schlag und den Druck des Gewichts auf die Brust öffnete sich die Stichwunde und besprühte ihn mit dunkelrotem Herzblut. Das Rot spritzte gegen Hals und Kinn, einige Flecken verteilten sich über das ganze Gesicht, selbst in der Perücke glitzerte es rötlich feucht.
    Karol richtete sich auf, packte die Tote und hob sie an, dieses Mal mit dem Gesicht nach vorne. »Kannst du mir helfen? Ich …«
    Er erstarrte.
    Beide lauschten auf die Geräusche, die von unten erklangen.
    Viele Schritte polterten die Stufen hinauf, Stimmengewirr mischte sich mit metallischem Scheppern, und gleich daraufeilten Männer, die aus den umliegenden Dörfern stammten, in den Raum. In den Händen hielten sie Sensen, Dreschflegel, Sicheln und Mistgabeln.
    Allen voran eilte ein Mädchen: Elisabetha, Giures Schwester. »Da, seht!«, schrie sie außer sich und deutete auf Karol. »Upir!«
    Karol legte die Tote vorsichtig zurück auf den Boden, dann breitete er die Arme aus, während die Bauern Schritt für Schritt in das oberste Stockwerk der Scheune vordrangen. Die Mordlust stand ihnen auf den verdreckten, bärtigen Gesichtern. Er durfte sie durch keine hastige Bewegung herausfordern.
    »Das ist ein Missverständnis«, sagte er sanft. »Wir haben sie gefunden und wollten sie behandeln. Sie muss Räubern in die Hände gefallen sein. Lasst sie mich behandeln, sonst verblutet sie. Und es wäre eure Schuld!«
    Elisabetha hob die Sichel, die sie in der Rechten trug. »Du und deine Tochter seid Upire! Wir alle wissen, dass sie das Feuermal am Arm trägt. Und du wurdest gesehen, wie du meinen Bruder mitgenommen hast.« Sie atmete schnell, ein Tribut an Aufregung und Angst. »Wo ist er?«
    Scylla schaute zu Karol und musste eingestehen, dass er tatsächlich wie ein Upir wirkte. Voller Blut, verschmiert über Kinn und Brust … Höchste Vorsicht war geboten: In den Augen der aufgebrachten Dörfler konnte dieser Anblick ausreichen, um ihm einen Pflock ins Herz zu stoßen und ihn zu köpfen.
    »Nein, ihr tut meinem Vater und mir unrecht. Hört uns an«, bat sie ruhig. »Die Frau ist von einem Messer getroffen worden, sie hat keine Bissmale.« Sie sah Elisabetha an. »Du kennst mich doch. Ich war oft im Dorf und habe niemandem etwas zuleide getan. Das hat dir Giure auch immer gesagt.«
    Karol hob Eleonoras Leiche

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