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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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wirkte für einen Moment wieder so unnahbar und kühl, wie Scylla sie so oft bei den Versammlungen erlebt hatte. »Ich mache mir wirklich Sorgen, Scylla, denn es gibt Gereiztheiten innerhalb der Cognatio. Wegen dir – und wegen Marek.«
    Für Scylla kam diese Eröffnung unerwartet. »Was hat er denn damit zu tun? Ist es, weil ein Baron und eine Baronin gemeinsam unter einem Dach leben?«
    Lydias blaue Augen versuchten sie zu ergründen. »Du spielst mir nichts vor?«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Hat er es dir nicht gesagt?«
    »Was gesagt?«, rief Scylla unbehaglich.
    Lydia seufzte. »Dann habe ich eine doppelt undankbare Aufgabe auf mich genommen, ohne es zu ahnen.« Sie ergriff die Hand ihrer Freundin. »Erstens haftet noch immer der Makel der nicht abgeschlossenen Ausbildung zur Elevin an dir. Zweitens bist du zu jung gewesen, als du dich in eine Aeterna verwandelt hast. Drittens sind«, sie schluckte, »eine Aeterna und ein Aeternus vom gleichen Vater in die Cognatio eingezogen.«
    Es dauerte, bis Scyllas Verstand die Worte richtig deutete. »Marek ist mein Halbbruder?«
    Lydia nickte. »Er hat eine ähnliche Odyssee hinter sich wie du, bevor er seinen Platz in der Cognatio erhielt. Dein Vater wollte ihn nicht in der Versammlung wissen, bis, wie du weißt, ein anderer Baron ihn als Eleven erwählte. Und so kommt es, dass nun zwei Unsterbliche vom gleichen Vater in der Cognatio sitzen.«
    »Aber warum wurde dies nicht angesprochen, als ich der Cognatio das erste Mal vorgestellt wurde?«
    »Dein Vater hat Marek nie offiziell anerkannt, Scylla. Und allen war bekannt, wie groß die Abneigung zwischen den beiden war. Es bestand nie die Gefahr, dass sie aufgrund ihrer Verwandtschaft eine Allianz bilden würden. Doch nun ist für jeden offensichtlich, wie nah Marek und du euch steht. Deine Gegner können daraus eine Waffe gegen dich schmieden – und sie
werden
es tun, früher oder später.« Lydia ließ ihre Finger los und berührte sie am Kinn. »Deine herausragenden Leistungen und Ergebnisse, die du mit allen teilst, zeigen sehr deutlich, dass du anders bist als sie. Du bist eine bessere Wissenschaftlerin – und handelst noch dazu nach den Grundprinzipien der Cognatio, indem du deine Erkenntnisse teilst. Doch die Barone merken auch, dass du dich aus ihrer Gesellschaft zurückziehst. Sie vermuten daher, dass bei allem, was du offenbarst, dochnoch mehr dein Geheimnis bleibt. Und sie werden alles daransetzen, es dir zu entreißen. Du weißt, was dir dann droht?«
    Scylla nickte abwesend, während sie über die Lage nachdachte. »Mir ist nicht entgangen, dass einige der Barone kaum Erkenntnisse weitergeben. Und wenn es doch etwas zu berichten gibt, sind es Lappalien«, sprach sie tonlos. Natürlich bekam die Cognatio aber auch von ihr nicht alle Ergebnisse ihrer Forschungen zu lesen, doch das wollte sie ihrer Freundin nicht anvertrauen. »Gleichzeitig scheint niemand meine Rezepturen zu nutzen, um das Leben der Menschen so zu verlängern, wie ich es bereits in den Dörfern rund um die Mühle praktiziere. Mein Vater hat recht behalten, als er sagte, dass die Cognatio sich sehr weit von ihrem ehrenhaften Ansatz entfernt hat.«
    »Dennoch wirst du dich zusammennehmen müssen. Spiel ihnen etwas vor, Scylla, wenn es nötig ist. Aber gib deinen Feinden keinen Anlass, gegen dich vorzugehen. Und was dein Verhältnis zu Marek angeht …«
    Scylla atmete tief ein und schaute auf ihre Finger. »Eine sehr lange Zeit habe ich mich bei ihm geborgen und zu Hause gefühlt. Ich … ich vertraue den anderen Baronen und Baroninnen nicht. Was bleibt mir, wenn ich nun auch noch Marek mit anderen Augen sehen muss?«
    Lydia betrachtete sie lange. »Sieh an! Die stolze, starke Baronin Illicza ist doch nicht so hart, wie wir alle meinen.« Sie lächelte. »Ich kann dir keine Entscheidung abnehmen, Scylla, sondern dir nur noch einmal meine Unterstützung zusichern, so wie ich sie auch deinem Vater immer schenkte.«
    Sie erhob sich, und als auch Scylla aufstand, breitete sie die Arme aus und bot ihr eine Umarmung an.
    Scylla zögerte zunächst, dann gab sie nach. Es tat gut, im Arm gehalten zu werden, ohne dass Hintergedanken dabei eine Rolle spielten. Sie schloss die Augen und hielt sich an Lydia fest. Sie empfand so nah am Körper dieser Frau, die viel, vielälter war als sie, Wärme und Sicherheit, ähnlich wie damals bei ihrer Mutter. Beides gab ihr die Kraft für den nächsten Schritt, den sie gehen musste.
     
    Lange sah Scylla dem

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