Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
Vom Netzwerk:
sich rückwärts und legte die Hände auf eine Stuhllehne. Den einzigen Ausweg, der sich ihm bot, musste er mit brachialer Gewalt öffnen. »Einfach nur die Messer entfernen, sagst du?«, fragte er, um Zeit zu schinden und seinen Mut zu sammeln. »Wieso entfernst du sie nicht selbst?«
    »Das geht dich nichts an, Deutscher«, knurrte Carzic und machte einen drohenden Schritt vorwärts. »Rasch! Bevor die Sonne richtig aufgegangen ist.«
    Viktor packte den Stuhl und schleuderte ihn gegen das Fenster, vor dem er stand. Das Möbel durchbrach das Glas und öffnete die Läden davor, so dass schwache Sonnenstrahlen ins Innere der Hütte fielen. Schnell begab er sich mitten hinein, damit er für den Vampir unangreifbar wurde. »Sie ist bereits aufgegangen, du Monstrum!«, rief er und schwang sich auf die Fensterbank. »Du wirst deiner Vernichtung nicht mehr entkommen.«
    Aufgeregte Dorfbewohner erschienen hinter ihm und schoben ihn unter lauten Rufen zurück ins Haus, dann knallten sie die Läden zu; schlagartig wurde es wieder dunkel. Sie würden ihn tatsächlich erst entlassen, wenn er seinen Auftrag erfüllt hatte!
    Viktor schaute in die Finsternis und hörte lautes, spöttisches Lachen. Den Vampir konnte er nicht erkennen, er hatte sich vor den ankündigenden Strahlen des Tagesgestirns in Sicherheit gebracht und lauerte irgendwo in den Schatten des Hauses.
    »Als Dhampir taugst du nichts, Deutscher«, rief Carzic aus einer Ecke. »Ich hoffe, du verhältst dich als Mahlzeit besser.«
    Fieberhaft dachte Viktor darüber nach, wie er seinen Gegner ausschalten könnte. Er war ihm in allen Belangen überlegen, noch dazu stand er ohne Waffe da. Neben dem Ofen entdeckte er ein Beil, das im Trägerbalken steckte; schnell hinkte er hinüber und zog es heraus.
    Da sprang ihn der Vampir aus der Dunkelheit an, die Zähne und der weit aufgerissene Mund mit den Reihen scharfer langer Zähne war wie ein Raubtiermaul, und Viktor schlug aus einem Reflex heraus zu.
    Der Kopf des Vampirs zuckte zu spät zurück, der Blutdurst hatte ihn in den Schlag getrieben. Die Beilklinge traf Carzic mitten in den Mund, zerbrach einige Zähne und zerteilte die rechte Wange, Blut spritzte aus der Verletzung. Er schrie vor Wut auf, packte Viktor mit der rechten Hand ins Gesicht und drückte zu, die linke fing den Arm mit dem Beil ab. »Das war dein letzter Angriff«, fauchte er undeutlich. Die Wunde schloss sich, und sogar die Zähne wuchsen wieder nach.
    »Irrtum«, krächzte Viktor und zog mit der anderen Hand die Pistole, die er unter dem Mantel trug. Der Druck auf seinen Schädel schmerzte, er hörte es in seinen Ohren knistern. Er setzte dem Vampir die Mündung unterhalb des Kinns halbblind an den Hals und zog den Stecher nach hinten.
    Es krachte laut.
    Der Kopf des Vampirs verschwand im weißen Pulverdampf, und Flüssigkeit spritzte auf Viktors Gesicht. Der Griff um seinen Kopf lockerte sich, und er nutzte die Gelegenheit, um sich loszureißen, auch wenn er sich damit die Haut an den Krallen des Vampirs zerschnitt. Vom eigenen Blut geblendet, hackte er mit dem Beil dahin, wo er die Reste des Kopfs vermutete – und tatsächlich blieb die Klinge stecken!
    Der Dampf verzog sich, und Viktor wischte sich die Augenfrei. Das Beil steckte in Carzics linker Schläfe. Ein Teil des Gesichts war ihm durch den Schuss weggerissen worden und regenerierte sich erst langsam wieder. Die Lippen, die Nase und das rechte Auge verheilten, die von der Treibladung verbrannte Haut wurde abgestoßen und fiel auf die Dielen. Im oberen Teil des Kopfs fehlte ein kinderfaustgroßes Stück, wo die Kugel wieder ausgetreten war. Das in Teilen zerstörte Gehirn lag offen vor ihm und ergänzte sich, während die Ränder der Schädelplatten aufeinander zuwuchsen.
    Mehr sah Viktor nicht mehr, weil ihn die Faust des Barons in die Körpermitte traf und ihn zwei Schritte rückwärts warf. Er fiel gegen einen Tisch, prallte davon ab und kollidierte mit dem Ofen; keuchend kam er daneben zum Liegen.
    Feurige Nebel tanzten um ihn herum, in seinem Mund schmeckte er Blut; gleichzeitig dachte er daran, dass er die Baronin nie mehr wiedersehen würde. Die Feuerklappe war durch den Aufprall aufgegangen, und Viktor spürte die Hitze, die von der Glut ausging.
    In seiner Not packte er die Ascheschippe, die neben ihm lag, und fuhr damit in die Öffnung. Dann schleuderte er sie dem heranstürmenden Vampir entgegen, der von den wirbelnden und glühenden Funken vollständig eingehüllt wurde. Seine

Weitere Kostenlose Bücher