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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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Ausgang der Kirche. Erst jetzt verstand Viktor, was die Menschen von ihm erwarteten.
    »Haltet, wartet! Ich bin kein Dhampir!«, rief er und stemmte sich gegen die Hände in seinem Rücken, da reichte ihm ein anderer Mann einen kleinen Beutel, in dem es klirrte und klimperte. Unvermittelt bot sich die Gelegenheit, Geld für seine Reise nach Belgrad zu verdienen.
    Viktor dachte nach. Über genügend theoretisches und ein wenig praktisches Wissen verfügte er, und der Mut war nicht die Schwierigkeit. Also konnte er ebenso gut Hand anlegen und gegen einen der Untoten antreten.
    Er fasste seinen Gehstock, in dem sich der Degen verbarg, fester. Der sollte ausreichen, um einen Kopf von den Schultern zu schlagen.
    »Ja«, willigte er ein und nickte deutlich. »Ich mache es.«
    Der Pope und die Männer lasen an seinem Gesicht ab, dass er seine Ablehnung aufgegeben hatte. Sie führten ihn hinaus in die Morgendämmerung, über die Straße und zu Viktors Erstaunen nicht zum Friedhof. Ihr Weg endete vor einer Hütte.
    Unter der geschlossenen Tür floss Blut heraus und sickerte über die Schwelle. Im Inneren hörte Viktor lautes Krachen und Rumpeln, dann keuchte und brüllte ein Mann außer sich vor Wut und Schmerzen.
    Viktor sah, dass die Fenster mit Kreuzen bemalt worden waren, Kräuterbündel und weitere Symbole hingen davor und hinderten den Vampir, den sie darin gefangen hatten, daran, aus der Falle zu entkommen. Auf dem Dach hockten zwei Männer Rücken an Rücken auf einer Platte über dem Schornstein, damit der Vampir nicht dort hinausflüchtete; selbst vor dem Schlüsselloch baumelten Kräuter und ein Kreuz. Die Dörfler hatten an alles gedacht – nur nicht daran, wie sie den gefangenen Vampir vernichteten.
    Erneut krachte es, und die Steine neben der Tür erbebten. Es war eine Frage der Zeit, wann sich der Untote den Weg in die Freiheit mit Gewalt bahnte.
    Viktors Mund trocknete von einem Augenblick auf den nächs ten aus, die Finger wurden eisig, und das lag nicht an der Kälte, die ihn umgab. Es war die blanke Furcht vor dem Wesen, das nicht harmlos im Sarg lag und wartete, bis man ihm den Kopf abschlug. Dieser Vampir war hellwach und gereizt; offenbar hatte er auf der anderen Seite der Tür ein Blutbad angerichtet.
    Er sah in die Gesichter der Männer und riss sich zusammen.
    »Wenigstens kein Scheintoter«, murmelte Viktor, steckte den Pflock in den Gürtel und zog seinen Degen. Das Kreuz des Popen legte er sich um den Hals, sein eigenes hängte er auf den Rücken.
    Die Männer hielten sich bereit und öffneten die Tür schnell, um ihn hineinzulassen. Er sprang über die Schwelle, und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Das Grauen packte Viktor.
    Im Schein einer flackernden Kerze sah er vier zerfetzte Menschen, die Gliedmaßen und die rotgefärbten Kleidungsstücke waren im gesamten Raum verteilt. Er vermutete zwei Männer und zwei Frauen, die Leichenteile wiesen Bissmale auf. Die Dielen waren getränkt mit ihrem Blut, die Spritzer hafteten auf denWänden und der Decke. Es wirkte, als hätte das Haus selbst geblutet.
    Ihm gegenüber, an der Wand, saß ein Vampir, der ihn aus wahnsinnigen Augen betrachtete. Er trug einen teuren Gehrock, wie ihn Adlige und Reiche gerne anlegten. Sein Gesicht, sein Haarschopf, seine kostspielige Kleidung, die aufwendig gearbeiteten Schuhe, alles an ihm war mit dem Lebenssaft der Menschen beschmiert, und er leckte sich mit seiner langen Zunge die Finger sauber.
    Viktor starrte auf die Haare: Sie waren fingerlang und hellrot. Die Länge passte zu dem Haar, das er neben der Leiche an der Straße gefunden hatte. »Ein Kind des Judas«, flüsterte er fasziniert. Der Vampir hatte ein Massaker angerichtet, war jedoch in einen Hinterhalt geraten. Viktor hob den Degen und das Kreuz, dann schritt er vorsichtig auf die Kreatur zu.
    Der Vampir sah auf und sagte etwas zu ihm, dann lachte er spöttisch und zeigte auf die Waffe.
    »Ich verstehe dich nicht, aber das ist auch nicht notwendig«, erwiderte Viktor.
    Der Vampir horchte auf und stellte sich langsam auf die Beine. Die Augen wirkten benebelt vom Blutrausch. »Ein Deutscher«, sagte er mit einem harten Akzent. »Das kann doch nur … Ist dein Name Viktor von Schwarzhagen?« Viktors erschrockene Züge gaben ihm Antwort, und er grinste. »Welch ein Glücksfall. Schickt dich die Baronin, um mich aus meiner misslichen Lage zu befreien, damit sie mich danach erpressen kann?«
    »Welche Baronin?«
    Der Vampir schnalzte mit der Zunge. »Wie kam

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