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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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halb hin. Die Sorge, dass Viktor in den Raum treten könnte, war groß. »Ich weiß noch nicht, was ich tun werde, Marek. Aber wenn die Cognatio einen Krieg gegen mich führen will, sollte sie bedenken, dass ich den Spieß ebenso umdrehen kann.« Sie nahm den Kessel und brühte den Kaffee auf. »Ich kenne die Verstecke eines jeden Mitglieds. Sie sollen sich nicht für unverwundbar halten.«
    »Alles, was geschieht, hast du dir selbst zuzuschreiben, Scylla«, seufzte er. »Finde dich damit ab, dass du in den Augen der Cognatio keinerlei Rechte mehr besitzt, und abgesehen von der Territorialfrage ist immer noch nicht entschieden, was mit dir geschehen soll. Die elf anderen stehen geschlossen gegen dich.«
    »Es kümmert mich nicht, was diese sinnlose Gesellschaft entscheidet.« Sie schenkte ihm einen unfreundlichen Blick. »Mir ist dein Anliegen noch schleierhaft, Marek. Was willst du?«
    »Ich suche den Deutschen.« Er hob eine Tasse in die Höhe. »Da ich nicht annehme, dass du mit meinem Besuch gerechnet hast, unterstelle ich dir, dass dieser Kaffee für ihn ist. Ist er im Raum nebenan? Steckt er noch unter deinem Laken?«
    »Es geht dich nichts an, wen ich zu Gast habe.«
    »Wenn es tatsächlich dieser Viktor von Schwarzhagen ist,
dann
schon. Carzic fürchtet, dass der junge Mann, der seine Leidenschaft für Upire entdeckt hat, die Kunde über die Kinder des Judas in die Welt tragen wird, so wie er es mit Medvegia getan hat, wie ich vom Dorfpopen bei einer kleinen Unterhaltung erfahren habe. Und was neuerdings zu befürchten ist: Er wird mit seinen Zeilen, die er über unsere Gesellschaft schreiben wird, nicht auf Ablehnung stoßen. Er hat die Augen der Welt auf den Upir-Abschaum gerichtet – soll es uns ebenso ergehen?« Marek machte einen Schritt auf sie zu, und sofort zog sie den Dolch. »Angst?«, fragte er.
    »Umsicht, nichts weiter, Marek«, sagte sie gefährlich lächelnd. »Du wirst die Finger von Viktor lassen.«
    »Sicher. Falls er zum einen sein Wort gibt, nichts von dem zu berichten, was ihm Carzic berichtet hat, und«, er sah sie an und nippte am Kaffee, »wenn du mir die Formel zukommen lässt, Scylla.«
    »Raus, Marek!«
    Er trank erneut aus der Tasse. »Nicht ohne eine Antwort«, erwiderte er gelassen.
    »Die hast du bereits bekommen.«
    Er stellte die Tasse ab. »Diese Antwort akzeptiere ich jedoch nicht.«
    »Verschwinde!«, erklang Viktors feste Stimme, und sie drehten sich zu ihm um. Er stand angekleidet auf der Schwelle zurTür des Esszimmers und hielt eine Pistole am ausgestreckten Arm auf Marek gerichtet. »Verschwinde von hier.«
    »Geh zurück, Viktor«, befahl sie ihm und bewegte sich vor ihn. Nicht, um ihrem Bruder die Schusswunde zu ersparen, sondern um einen Angriff von ihm auf ihren Liebsten zu verhindern. »Du weißt nicht, welchem Gegner du gegenüberstehst.«
    Viktor senkte den Arm mit der Waffe nicht. »Ich habe nicht genau verstanden, von was zwischen euch beiden die Rede war, aber
Kinder des Judas
und meinen Namen habe ich deutlich vernommen. Zusammen mit dem Tonfall kann ich mir sehr gut einen Reim darauf machen. Ist er ein Freund von Carzic?«
    »Damit hat er sein eigenes Todesurteil gesprochen«, murmelte Marek und zog seinen Dolch. »Du wirst einsehen, Scylla, dass ich ihn nicht am Leben lassen kann. Es sei denn, ich erhalte die Formel von dir.«
    »Viktor, zurück!«, zischte sie und zückte ihre Waffe.
    »Die Pistole ist mit einer Kartätschenladung bestückt. Die Wucht wird ausreichen, um deinen Schädel zu zerstäuben, Vampir!«, rief er Marek entgegen. »Das ist ebenso gut wie eine Enthauptung.«
    »Lassen wir es doch einmal darauf ankommen«, lachte Marek – und sprang.

XX.
Kapitel
    5. Februar 1732
Habsburgisches Territorium (serbisches Gebiet)
     
    V iktor schoss, sobald er den Ansatz einer Bewegung des Vampirs erkannte, doch er war viel zu langsam.
    Die Kartätschenladung verfehlte Marek und prasselte gegen die Wand, einzelne Querschläger sirrten umher und zerstörten die Tassen; heißer Kaffee spritzte über den Tisch und auf den Boden.
    Bevor der Vampir Viktor erreicht hatte, griff Scylla ihm in den Nacken und schleuderte ihn gegen die Wand. »Lauf nach oben, Viktor«, rief sie und hielt den Dolch vor sich. »Geh in die Scheune und nimm dir das Pferd. Reite!«
    »Nein«, sagte er und lud die Pistole hektisch nach. »Ich lasse dich nicht mit …«
    Marek verwandelte sich in die geisterhafte Form, seine Kleidung fiel zu Boden, und er flog auf Viktor zu. Scylla

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