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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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machen, wenn er bis Anfang April nichts von ihr gehört hatte. Bei der Mühle würde er beginnen, denn den Weg dorthin kannte er noch ganz genau.
    »Nein, nicht was Sie vielleicht vermuten, Marquis«, erwiderte er viel zu spät. »Keine Liebelei und nicht der Grund für das Duell, vor dem ich flüchte. Sie schuldet mir noch einen Bericht über Vampire in ihrer Umgebung, das ist alles.« Da kam ihm eine Idee. »Sie haben doch sicherlich Aufzeichnungen darüber, wo genau in Ihren eroberten Gebieten Adlige leben.«
    »Sicherlich. Schon allein wegen der Steuern, die sie entrichten müssen.«
    »Wäre es möglich, mir Einblicke zu gewähren? Ich kenne zwar ihren Namen, weiß aber nicht, wo sich ihr Gut befindet. Sie hat mir von einem ganz außergewöhnlichen Vampirfall berichtet. Bitte, Exzellenz, im Interesse der Wissenschaft!«
    »Ihnen werde ich es erlauben, Herr von Schwarzhagen.« Er betätigte die Schnur, um einen Dienstboten zu rufen. »Die Papiere lasse ich in Ihre Unterkunft bringen. Der Mann hier führt Sie zur Steuerabteilung.« Er prostete ihm zu, seine Wangen waren inzwischen vom Alkohol gerötet. »Auf Sie, den Entdecker und Erforscher der Vampire!«
    Viktor verneigte sich und verließ zusammen mit dem Untergebenen den Raum. Unterwegs langte er in die Tasche seines Mantels und nahm Scyllas Taschentuch hervor. Er roch daran und sog den Duft in sich auf. Der Einfall mit dem Verzeichnis der örtlichen Adligen war spontan und erwies sich vielleicht als unergiebig, doch das würde sich bei der Nachforschung zeigen.
    Es könnte möglich sein, dass die Judaskinder zugleich offen und verborgen unter den Menschen lebten.
    Drei Namen aus der geheimen Gesellschaft zumindest besaß er.
     
    4. April 1732
Habsburgisches Territorium (serbisches Gebiet)
     
    Viktor ritt auf dem kurvenreichen Weg durch den dunklen Tannenwald auf den Hügel zu, auf dem sich die Windmühle erhob.
    Das Reiten fiel ihm seit der Heilung seines Knies durch Scylla leichter denn je, und auf dem Rücken eines Pferdes schreckte ihn die Reise durch die einsamen Gebiete nicht mehr.
    Der Weg verlor seinen serpentinenhaften Charakter und führte in einer geraden Linie auf den Hügel zu, auf dem die Mühle und die Scheune thronten. Ein Krähenschwarm stieg aus den nahen Bäumen auf und kreiste krächzend über seinem Kopf.
    Viktor ließ das Pferd die Steigung hinauftraben. Oben angekommen, sprang er aus dem Sattel und legte eine Hand an den Griff der doppelläufigen Pistole, die er an seiner Seite trug, bevor er an die Tür klopfte. Die Ladung bestand aus geschrotetem Eisen, das beste Mittel, um einen Kopf in blutige Fetzen zu schießen.
    Unbeirrt kreisten die mächtigen, ausladenden Flügel der Mühle im Wind, gelegentlich quietschte es.
    Viktor sah sich um und erkannte tiefe Wagenspuren vor der kleinen Treppe, die aus oder in die Scheune führten. War etwas weggeschafft worden?
    Weil sich zunächst nichts tat, riss Viktor an der Kette, und aus dem Inneren vernahm er ein gedämpftes Glöckchenklingen.
    »Hallo?«, rief er auf Türkisch. »Ist jemand da?« Er rüttelte an der Tür, doch sie bewegte sich nicht. Scylla war nicht zu Hause.
    Die Krähen landeten auf dem Turm und schauten auf ihn herab. Sie beobachteten ihn, wie er zur Scheune ging, die ebenso verschlossen war, und wie er zur Mühle zurückkehrte und sich auf die Stufen setzte. Es wurde also nicht so einfach, wie er gehofft hatte.
    Aus der Mantelinnentasche nahm er die gefalteten Blätter heraus, auf denen er seine Notizen zu den Adligen in der Region gemacht hatte.
    Er hatte die Namen Metunova und Carzic gefunden, und eine Baronin Illicza hatte die Mühle samt Umland vor vielen Jahren gekauft. Drei Hinweise auf die Kinder des Judas in der Welt der Menschen.
    Als er die Entfernungen zwischen den Stammsitzen der drei Adligen nachgemessen hatte, bemerkte er die exakte Übereinstimmung der Distanzen. Es schien, als hätten die Vampire die Region nach genauen Regeln unter sich aufgeteilt.
    Viktor blätterte, bis er die skizzenhafte Landkarte fand, und sah auf die schraffierten Bereiche. Marek hatte in dem belauschten Gespräch erwähnt, dass es wohl zwölf Mitglieder der Cognatio gab, mit Scylla waren es dreizehn gewesen. Aufgrund dieser Vermutung und den ermittelten Entfernungen hatte Viktor mutmaßliche weitere Gebiete eingezeichnet. Es war erschreckend, wie weit sich die Herrschaftsgebiete der Untoten erstreckten, sie reichten bis weit auf osmanisches Gebiet.
    Er lehnte sich an die Tür und sah

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