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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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ihren Sieg und die Schwäche der selbsternannten besseren Vampire verbreiten.
    Die Vorzeichen, die verhassten Judaskinder ausrotten zu können, standen günstig. Irina wusste nun so viel über sie und ihre Aufenthaltsorte.
    Die Tenjac sah den Weg hinab, den die Kutschen genommen hatten. Es passte ihr gar nicht, dass ihr der Deutsche ein weiteres Mal entkommen war. Erstens wollte sie ihn noch immer für sich, zweitens wusste er viel über die Judaskinder und konnte die Bücher in fremden Sprachen aus der Bibliothek für sie übersetzen. Und drittens – drittens war er Scyllas Geliebter. Dreifach wertvoll für Irina.
    Zu wertvoll, um ihn gehen zu lassen.
     
    7. April 1732
Habsburgisches Territorium (serbisches Gebiet)
     
    Als sie die den dritten Tag und die dritte Nacht hindurch geritten waren, konnten die Pferde nicht mehr. Scylla und Viktor hatten sich abgewechselt, tagsüber lenkte er die Kutsche, während sie schlief; nachts tauschten sie die Rollen.
    Ihre Flucht gestaltete sich noch schwieriger als gedacht. Wegen Scylla konnten sie weder Flüsse noch Bäche überqueren, sondern mussten so lange an einem Gewässer entlangfahren, bis sie eine ausgetrocknete Stelle gefunden hatten. Es besaß Nachteile, ein Judaskind zu sein, wie ihnen schmerzlich bewusst wurde.
    Die Nacht war hereingebrochen, die Zeit der Vampire hatte begonnen, und wie immer tauchte Scylla neben Viktor auf demKutschbock auf, ohne dass er mitbekam, wie genau sie es anstellte. Sie küssten sich und lächelten sich an.
    »Die guten Tiere! Sie haben uns treu gedient, aber ihre Kräfte sind am Ende«, meinte sie mit einem Blick auf die Schimmel, die mehr geleistet hatten als normale Pferde. »Wir werden uns neue besorgen müssen.« Sie sah über das Dach hinter sich auf den breiten Weg. Keine Spur von ihren Verfolgern.
    Viktor grinste. »Es ist von Vorteil, wenn man ein Mensch ist«, bemerkte er. »Die anderen müssen sich einen Unterschlupf suchen, sobald die Sonne am Himmel steht.«
    »Es ist unser einziger Schutz vor ihnen«, murmelte Scylla, die sich keinerlei Illusionen machte. Es durfte nicht zum Kampf kommen. »Ich habe uns einen Plan zurechtgelegt«, sagte er zu ihr. »Ich möchte mit dir nach Frankreich, in die Bretagne.«
    Scylla schauderte. »Ans Meer?«
    »Ein guter Freund lebt dort, den ich auf den Reisen mit meinem Vater kennengelernt habe. Ich nehme nicht an, dass Marek uns so weit folgen wird.«
    Scylla nickte.
    »Wir können einen Neuanfang in Frankreich wagen. Du und ich sprechen gut genug Französisch, um eine Arbeit zu finden. Mein Freund wird uns dabei unterstützen, ohne mich an Vater zu verraten.« Viktor war fest vom Gelingen ihrer Flucht überzeugt. »Susanna, das Gestüt, die Erinnerungen an Elvira, nichts davon will ich mehr. Es zählt nichts.«
    Scylla küsste ihn. Viktor wurde bald schläfrig und überließ es ihr, die Kutsche mit den lahmen Pferden zu steuern. Er kletterte in die Kabine.
    Nach einer Weile steuerte sie ein Gehöft an, das sie ausgemacht hatte. Scylla kaufte dem Bauern seine beiden Pferde ab und gab ihm die Schimmel noch dazu; der Mann würde seine wahre Freude an den Pferden haben und sich wundern, zu was sie alles imstande waren. Viktor verschlief den Wechsel.
    Die Fahrt verlief nun deutlich rascher. Die Gegend flog an ihr vorüber.
    Immer wieder wandte sie sich um, doch die Cognatio hatte sie auch in dieser Nacht nicht eingeholt.
    So ging es Stunde um Stunde, bis Scylla hinter ihnen den heller werdenden Horizont sah. Noch etwa eine Stunde, dann würde sie ins Innere der Kutsche steigen müssen.
    Viktor war bereits wach und streckte den Kopf aus dem Fenster. Er hatte gelernt, bei voller Fahrt nach vorne zu klettern, und meisterte diese Herausforderung auch dieses Mal. »Wir haben frische Pferde!«, freute er sich.
    »Sie laufen gut, wenn auch nicht ganz so rasch, wie die Schimmel es tun, wenn sie ausgeruht sind«, sagte sie und drückte ihm die Zügel in die Hand. »Ich schätze, dass Marek und die anderen uns noch drei oder vier Tage folgen werden, ehe sie von uns ablassen. Aber eine Garantie kann ich dir nicht geben, Liebster. Es kann passieren, dass sie uns einholen, und dann gnade …«
    »Keine Gnade, Scylla. Wenn sie uns angreifen, werden sie sterben.« Viktor trieb die Tiere mit Rufen und einem Peitschenknall an. Seine Gedanken streiften hinüber in die Zukunft. »Du könntest mich zum Medicus ausbilden«, schlug er ihr vor. »Damit könnten wir unseren Lebensunterhalt bestreiten.«
    »Was ist mit

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