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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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deinem Vater, deiner Familie?«
    Viktor schenkte ihr ein Lächeln. »Ich werde ihnen unterwegs einen Brief senden und mitteilen, dass ich aus dem Familienerbe gestrichen werden darf. Sie werden glauben, dass ich nach Amerika gegangen bin. Mit dem Geld, das er mir geschickt hat.«
    Scylla musterte ihn. »Du wirst dein Gestüt deinem Bruder überlassen?«
    Er nickte. »Alles, was mich von einer Zukunft mit dir abhält, ist Ballast, den ich nicht benötige. Ein wenig trauere ich zwardarum, doch ich werde einen Weg finden, meine Pferdezucht in der Bretagne fortzuführen.« Er lachte und sah zu den Tieren vor dem Wagen. »Nicht unbedingt mit diesen Kleppern, aber es findet sich schon etwas.« Viktor beugte sich zu ihr und gab ihr einen langen Kuss. Dann schwieg er. »Es gibt doch keine Vampire in Frankreich, oder?«
    Sie konnte ihm die Frage nicht beantworten. »Ich habe die Cognatio niemals davon sprechen hören.«
    »Gut.« Er atmete auf. Niemals hätte er geglaubt, dass er einmal genug von den Vampiren haben könnte.
    Sie schien seine Gedanken lesen zu können. »Du wirst nicht nur deine Familie aufgeben, sondern auch von den Vampiren ablassen müssen. Schon allein, um durch deine Berichte nicht Marek auf unsere Spur zu locken«, meinte sie. »Keine Vampire mehr. Abgesehen von mir.«
    Viktor lachte auf und schwang die Peitsche. »Ich habe wirklich ausreichend Bekanntschaft mit ihnen gemacht. Aber jemand sollte die Menschen warnen, was es alles gibt …«
    »Überlass es den Dhampiren, sich mit den Vampiren anzulegen. Du wirst sehen, dass die Diskussion über sie bald enden wird. Die Gelehrten werden die Berichte schließlich als Aberglauben abtun und sich nicht mehr weiter um die Untoten kümmern.« Scylla sah über die Schulter und suchte den Weg und den Himmel ab. Nichts. Anscheinend hatten sie einen weiteren Tag gewonnen.
    Die ersten Vögel erhoben ihre Stimmen und sangen, damit sich die Sonne rascher aus ihrem Bett erhob und die Dunkelheit vom Land nahm. Nebel stiegen aus den Mulden und Auen auf und schmückten sie mit feuchtkalten Schleiern.
    Viktor dachte noch immer an die Zukunft. »Wir kommen zu Ansehen und Wohlstand, und dann gründen wir eine Familie. Wie viele Kinder möchtest du, Scylla? Drei, vier oder ein ganzes Dutzend? Ich sehe sie schon vor mir, eines schöner undschlauer als das andere …« Er betrachtete sie – und als er ihr Gesicht sah, wurde er sich bewusst, dass er für eine Sekunde vergessen hatte,
was
sie war.
    Scylla jedoch gab das Lächeln zurück. »Wenn es nach mir geht: ein Dutzend«, entgegnete sie. »Weißt du, wie sehr ich immer davon geträumt hatte, eine eigene Familie zu haben?« Sie seufzte, legte einen Arm um seine Schulter und genoss die Wärme, die von ihm ausging. »Nun habe ich bald eine«, gab sie sich selbst die Antwort. »Es ist zu schön, um wahr zu sein.«
    Viktor betrachtete sie, und er spürte unendlich starke Gefühle in sich. Es hatte nichts mit schwarzer Kunst, einem Fluch oder einem Vampirbann zu tun, dass er sie verehrte. Er liebte sie einfach, ohne Wenn und Aber. Dafür war er bereit, mit allen Hindernissen zu kämpfen, die sich ihnen entgegenstemmten.
     
    9. April 1732
Habsburgisches Territorium (serbisches Gebiet)
     
    Viktor schwang die Peitsche und drosch auf die Pferde ein.
    Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen, und er hatte das Gefühl, dass sie kaum vorwärtsgekommen waren. Zu lange Pausen? Doch ohne Rast würden die Pferde ihnen auf der Straße zusammenbrechen.
    Er sah zur untergehenden Sonne. In weniger als einer halben Stunde würde Scylla sich aus ihrem Versteck wagen können, und er freute sich, sie wieder in die Arme schließen zu können – wenn auch nur kurz, es durfte keine Aufenthalte mehr geben. Aber bald wären sie ihren Verfolgern entkommen – oder waren sie es gar schon? Er sah seine Zuversicht in dem Umstand bestärkt, dass sie nicht ein einziges Mal angegriffen worden waren.
    Vor ihm glitzerte es, und er sah einen Bach, der sich ihnen als Hindernis in den Weg schob.
    Für einen Menschen und vor allem für die Kutsche und die beiden Pferde bedeutete es keine Schwierigkeit, den breiten, aber flachen Wasserlauf zu durchqueren. Der Bach würde nicht einmal bis zur Radnabe steigen.
    Scylla dagegen hatte klargestellt, dass es für sie den Tod bedeutete, wenn sie eine Durchquerung versuchen würden.
    Also lenkte er das Gespann auf den abbiegenden Weg, der am Bach entlangführte und dort spürbar unebener war. Das Knirschen der Kutsche

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