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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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wegsprang, an Viktor vorbei und in heller Panik auf das andere Ufer zu.
    Viktor stand mit den Zehen im Wasser und rannte ebenfalls los, Scylla hinterher, die bereits festen Boden unter den Füßen hatte. Rasch schaute er hinter sich.
    Zu seiner Erleichterung hatten die Barone umgedreht und waren auf der anderen Seite des Ufers geblieben. Wenigstens diese Gegner blieben ihnen erspart. Sie fletschten die Zähne und knurrten sie an; die Elevinnen und Eleven jedoch sowie dieUmbrae befanden sich dicht hinter ihm. Ohne Beistand würde er es nicht schaffen.
    »Scylla!«, rief er und eilte ans Ufer, da traf die größere Welle ein und umspülte seine Beine.
    Das Wasser, so harmlos es auch aussah, besaß eine ungeheure Kraft. Es riss ihn um und trug ihn etliche Schritte mit sich, bevor es ihm gelang, sich gegen den Bach zu stemmen und die Böschung zu erklimmen.
    Von dort, wo er Scylla das letzte Mal gesehen hatte, erklangen immer wieder laute Schreie von Männern und Frauen. Waffengeklirr mischte sich unter das Aufheulen der Umbrae.
    Viktor besaß lediglich seinen Dolch zur Verteidigung, das Kreuz half ihm nur gegen die Umbrae etwas, aber nicht gegen die Elevinnen und Eleven.
    Viktor gelangte unmittelbar am Ufer zurück auf den Weg. Von Scylla und den Vampiren war nichts zu sehen, den Spuren nach waren sie auf dem Weg weitergelaufen, weg vom Bach. Am Boden sah er ein silbernes Beil, das vermutlich einem der Eleven gehört hatte, und hob es auf.
    Eine Elevin landete wie aus dem Nichts vor ihm, ihr dunkelgraues Kleid war über und über mit Blut beschmutzt, ihre Hände und Unterarme trieften förmlich. Der Anblick schürte schlimmste Befürchtungen, weil er an Scylla dachte. »Hier ist der Deutsche!«, rief die Elevin und streckte den linken Arm nach ihm aus.
    Viktor schlug sofort nach ihr, die Beilklinge hackte durch das Fleisch und durchtrennte den Knochen, aber die Sehnen hielten den Arm, der nun herunterbaumelte. Dunkles Vampirblut spritzte auf ihn, benetzte sein Antlitz und raubte ihm die Sicht. Blind schlug er um sich und traf etwas, die Vampirin schrie auf; es platschte.
    Es gelang ihm, sich über die Augen zu wischen und rechtzeitigmit anzusehen, was der harmlose Bach mit der Elevin anrichtete.
    Er hatte die Vampirin mit seinem Schlag in den Wasserlauf geschleudert, und sie saß an einer weniger reißenden Stelle bis zur Hüfte darin. Um sie herum brodelte und blubberte es wie in einem Kochtopf. Sie schrie und versuchte, sich herumzuwälzen, doch jedes Stückchen Haut, das mit dem Wasser in Berührung kam, schlug Blasen und zersetzte sich dampfend. Es sah so aus, als hätte sich das Wasser in starke Säure verwandelt.
    Die Zerstörung an ihrem Unterleib war schon weit fortgeschritten. Sie bestand unterhalb der Gürtellinie nur noch aus rohem Fleisch, Knochen schimmerten durch und verfärbten sich schwarz. Das Wasser löste sie auf.
    Die Gedärme fielen aus ihrer offenen Bauchdecke, wickelten sich ab und lösten sich zischend auf. Kreischend und heulend zog sich die Vampirin mit einem Arm vorwärts, der qualmend verging; als die Finger zerfielen, war nur noch der Oberkörper übrig, und die Elevin kreischte. Derartige Laute hatte Viktor noch niemals vernommen. Eine Welle schwappte in ihren geöffneten Mund, es fauchte – und sie schwieg. Die Vernichtung war jetzt vollkommen, und der Bach spülte nur noch die Reste weg.
    Viktor hatte sich bis zum Schluss nicht von dem Anblick lösen können. Als er von weiter weg seinen Namen hörte, zuckte er zusammen und wandte sich um. Scylla rief nach ihm.
    Er rannte weiter – und stand unvermittelt vor einem kleinen Haus, um das einige Kohlemeiler errichtet waren; dichter schwarzer Qualm stieg aus den Öffnungen der hüttengroßen Gebilde, in denen Holz zu Kohle gebrannt wurde.
    Geduckt lief er hinter den Meilern entlang und suchte nach Scylla.
    Dabei kam er immer wieder an Leichen vorüber. Der Köhler und seine Sippe waren von den Vampiren im Vorbeigehengetötet worden. Er spähte zwischen den Meilern hindurch und sah die Umbrae, aus deren Mäulern Feuerlohen zischten und diejenigen Meiler, die erloschen waren, wieder in Brand steckten. Anscheinend vermuteten sie Scylla in einem von ihnen.
    Erneut schoben sich dunkle Wolken über ihnen zusammen. Die Eleven drangen in das Köhlerhaus ein, und Flammen loderten in den Zimmern auf, sobald sie die Räume wieder verließen.
    Dann sah er sie! Scylla stand auf einem erloschenen Meiler, eine Hand nach oben gegen den Himmel gereckt.
    Ein

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