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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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nickte, und sie eilten auf das Herrenhaus zu.
    *
    Komisch,
dachte Kelsier, als er über den in den Abendschatten liegenden Hof vor dem Hause Renoux schritt.
Ich muss mich in mein eigenes Haus stehlen, als ob ich die Festung eines Adligen angreifen würde.
    Doch daran führte kein Weg vorbei - nicht bei seinem Ruf. Kelsier der Dieb war schon auffallend genug, aber Kelsier der Rebell und spirituelle Anführer der Skaa war noch berüchtigter. Das hielt ihn natürlich nicht davon ab, weiterhin nächtliches Chaos zu verbreiten; er musste jetzt allerdings noch vorsichtiger sein. Immer mehr Familien kehrten der Stadt den Rücken, und die mächtigen Häuser litten unter beständig wachsendem Verfolgungswahn. In gewisser Weise waren sie dadurch leichter zu manipulieren, doch es war sehr gefährlich geworden, um ihre Festungen herumzuschleichen.
    Im Vergleich zu diesen war das Haus Renoux beinahe ungeschützt. Es gab hier zwar Wächter, aber keine Nebelinge. Renoux würde auffallen, wenn er zu viele Allomanten beschäftigte. Kelsier hielt sich in den Schatten und umrundete das Gebäude vorsichtig an der Ostseite. Dann drückte er sich von einer Münze ab und sprang auf Renoux' Balkon.
    Kelsier landete sanft und lugte durch die gläsernen Balkontüren. Die Vorhänge waren zugezogen, aber er erkannte Docksohn, Vin, Sazed, Hamm und Weher, die um Renoux' Schreibtisch herumstanden. Renoux selbst saß in einer Ecke des Zimmers und hielt sich von den anderen fern. Sein Vertrag sah vor, dass er die Rolle des Grafen spielte, aber er wünschte nicht, mehr als unbedingt nötig an den Planungen beteiligt zu werden.
    Kelsier schüttelte den Kopf.
Es wäre sehr leicht für einen gedungenen Mörder, hier einzudringen. Ich muss dafür sorgen, dass Vin weiterhin in Keulers Laden schläft.
Um Renoux machte er sich keine Sorgen; der Kandra musste aufgrund seiner besonderen Natur keine Mörderklinge fürchten.
    Kelsier klopfte leicht gegen die Tür, und Docksohn schlenderte herbei und zog sie auf.
    »Und wieder einmal hat er einen verblüffenden Auftritt!«, verkündete Kelsier, während er in den Raum rauschte und sein Nebelmantel hinter ihm herflatterte.
    Docksohn schnaubte und schloss die Balkontür. »Du bist wirklich wunderlich anzusehen, Kelsier. Besonders die Rußflecken auf deinen Knien.«
    »Ich musste heute Abend ein wenig durch die Gegend kriechen«, sagte er und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Unmittelbar unter der Verteidigungsmauer der Festung Lekal verläuft ein nicht mehr benutzter Entwässerungsgraben. Man sollte eigentlich annehmen, dass sie ihn schon längst zugeschüttet hätten.«
    »Darum brauchen sie sich wohl kaum Sorgen zu machen«, sagte Weher von seinem Platz hinter dem Tisch aus. »Vermutlich sind die meisten von euch Nebelgeborenen zu stolz zum Kriechen. Ich bin überrascht, dass du es getan hast.«
    »Zu stolz zum Kriechen?«, wiederholte Kelsier. »Unsinn! Ich würde eher sagen, wir Nebelgeborenen sind zu stolz, um uns
nicht
zu erniedrigen und umherzukriechen - natürlich auf würdevolle Weise.«
    Docksohn zog die Stirn kraus und trat an den Tisch heran. »Kell, das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Wir Nebelgeborenen reden immer nur sinnloses Zeug«, sagte Kelsier überheblich. »Was ist denn das?«
    »Von deinem Bruder«, meinte Docksohn und deutete auf eine große Karte, die auf dem Tisch lag. »Sie ist heute Nachmittag in der Höhlung eines abgebrochenen Tischbeins eingetroffen, welches Keuler für das Amt für Orthodoxie repariert hat.«
    »Interessant«, gab Kelsier zu und betrachtete die Karte. »Ich nehme an, das ist die Liste der Besänftigungsstationen?«
    »Allerdings«, bestätigte Weher. »Das ist eine ziemliche Entdeckung. Ich habe noch nie eine so genaue und sorgfältig gezeichnete Karte der Stadt gesehen. Sie zeigt nicht nur jede einzelne der vierunddreißig Besänftigungsstationen, sondern auch die Gegenden mit der höchsten Inquisitoren-Aktivität sowie die Orte, an denen die verschiedenen Ämter tätig sind. Ich habe bisher kaum Gelegenheit gehabt, mit deinem Bruder zu reden, aber ich muss sagen, dass der Mann offensichtlich ein Genie ist!«
    »Kaum zu glauben, dass er mit Kell verwandt ist, nicht wahr?«, meinte Docksohn lächelnd. Er hatte einen Notizblock vor sich und war gerade dabei, eine Liste aller Besänftigungsstationen anzufertigen.
    Kelsier schnaubte verächtlich. »Marsch mag zwar das Genie in unserer Familie sein, aber ich bin der Schönling. Was sind das für

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