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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sich nicht in unmittelbarer Nähe der Gefangenen. Sie werden direkt vom Palast herkommen, wie beim letzten Mal. Die Gefangenen werden von höchstens hundert Soldaten bewacht.«
    »Hundert Männer sind eine ganze Menge, Kell«, gab Hamm zu bedenken.
    Kelsier schien seine Worte nicht gehört zu haben.
    Er machte noch einige Schritte nach vorn, bis er am Rand des Daches stand. »Ich kann das hier aufhalten. Ich kann sie retten.«
    Vin trat neben ihn. »Kell, es sind zwar vielleicht nicht allzu viele Wachen bei den Gefangenen, aber der Brunnenplatz ist nur ein paar Blocks entfernt. Und auf ihm wimmelt es von Soldaten, um die Inquisitoren erst gar nicht zu erwähnen!«
    Erstaunlicherweise kam Hamm ihr nicht zu Hilfe. Er drehte sich um und warf Docksohn und Weher einen raschen Blick zu. Dox zuckte die Schultern.
    »Seid ihr denn alle verrückt geworden?«, rief Vin.
    »Warte kurz«, meinte Weher und kniff die Augen zusammen. »Ich bin zwar kein Zinnauge, aber sind ein paar dieser Gefangenen nicht einfach zu gut gekleidet?«
    Kelsier erstarrte und stieß einen Fluch aus. Ohne Vorwarnung sprang er vom Dach auf die darunterliegende Straße.
    »Kell, was ...« Vin verstummte. Sie schaute in das rote Sonnenlicht und beobachtete die langsam herankommende Reihe der Gefängniskarren. Mit ihren durch das Zinn geschärften Augen erkannte sie jemanden, der im vorderen Teil eines dieser Karren saß.
    Es war Spuki.
    *
    »Was ist hier los, Kelsier?«, wollte Vin wissen, während sie neben ihm die Straße entlanglief.
    Er wurde etwas langsamer. »Ich habe Renoux und Spuki im ersten Wagen gesehen. Das Ministerium muss auf Renoux' Kanalkarawane gestoßen sein. Die Leute in den Karren sind Diener, Personal und Wachen, die wir für das Herrenhaus eingestellt hatten.«
    Die Kanalkarawane
dachte Vin.
Also weiß das Ministerium, dass Renoux ein Schwindler ist. Marsch hat doch alles verraten.
    Hinter ihnen trat Hamm aus dem Haus. Weher und Docksohn folgten ihm.
    »Wir müssen rasch handeln!«, meinte Kelsier und wurde wieder schneller.
    »Kell!«, rief Vin und packte ihn am Arm. »Kelsier, du kannst sie nicht retten. Sie sind zu gut bewacht, es herrscht helles Tageslicht, und wir befinden uns mitten in der Stadt. Sie werden dich umbringen!«
    Er blieb stehen, drehte sich zu Vin um, die ihn immer noch festhielt, und sah sie enttäuscht an.
    »Du verstehst nicht, worum es hier geht, nicht wahr? Du hast es nie verstanden. Ich habe schon einmal zugelassen, dass du mich aufgehalten hast, damals auf dem Berg oberhalb des Schlachtfeldes. Diesmal wirst du es nicht schaffen. Diesmal kann ich etwas tun.«
    »Aber ...«
    Er befreite seinen Arm aus ihrem Griff. »Du musst noch einiges über Freundschaft lernen, Vin. Ich hoffe, eines Tages begreifst du die Bedeutung dieses Wortes.«
    Dann rannte er in Richtung der Karren. Hamm schoss an Vin vorbei in eine andere Richtung; er bahnte sich einen Weg an den Skaa vorbei, die unterwegs zum Brunnenplatz waren.
    Benommen stand Vin inmitten der fallenden Asche. Nun hatte Docksohn sie eingeholt.
    »Das ist doch verrückt«, murmelte sie. »Wir dürfen das nicht tun, Dox. Wir sind schließlich nicht unbesiegbar.«
    »Wir sind aber auch nicht hilflos«, schnaubte Docksohn.
    Weher erschien hinter ihnen und deutete auf eine Seitenstraße. »Da! Ich muss eine Stelle finden, von wo aus ich die Soldaten sehen kann.«
    Vin ließ es zu, dass sie mitgeschleppt wurde. Plötzlich mischte sich Scham unter ihre Besorgnis.
    Kelsier ...
    *
    Kelsier warf zwei leere Phiolen weg, deren Inhalt er sich einverleibt hatte. Die Phiolen glitzerten kurz in der Luft neben ihm und zerschmetterten dann auf den Pflastersteinen. Er schoss durch eine letzte Gasse und kam schließlich auf eine bedrückend leere Hauptstraße.
    Die Gefangenenkarren rollten auf ihn zu und gelangten zu einem kleinen Platz, der von einer Kreuzung zweier Straßen gebildet wurde. Jedes der rechteckigen Gefährte war mit Gitterstäben versehen und voller Menschen, die er nun allesamt deutlich erkannte. Es waren Diener, Soldaten, Verwalter; einige von ihnen gehörten zu den Rebellen, die anderen waren gewöhnliche Leute. Keiner von ihnen hatte den Tod verdient.
    Es sind schon zu viele Skaa gestorben,
dachte er, während er seine Metalle anfachte.
Hunderte. Tausende. Hunderttausende.
    Aber nicht heute. Nie wieder.
    Er warf eine Münze zu Boden und sprang. In einem weiten Bogen drückte er sich hoch in die Luft. Die Soldaten schauten hoch und deuteten auf ihn. Kelsier landete

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