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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Grunde glaube ich ihm.«
    »Es ist sehr gut möglich, dass es Legenden gibt, von denen ich noch nie etwas gehört habe«, gab Sazed zu bedenken. »Wenn die Bewahrer alles wüssten, bräuchten sie nicht mehr zu suchen.«
    Vin nickte, aber sie war sich noch immer unsicher.
    Sazed rührte weiter in dem Eintopf. Selbst wenn er eine solche untergeordnete Aufgabe ausführte, wirkte er würdevoll. Er stand in der Robe des Haushofmeisters da und schien sich keinerlei Gedanken über die Art der Tätigkeit zu machen, die ihm zugefallen war, seit die Bande ihre Dienerschaft entlassen hatte.
    Rasche Schritte ertönten auf der Treppe. Vin hob den Blick und glitt von ihrem Schemel.
    »Herrin?«, fragte Sazed.
    »Es ist jemand auf der Treppe«, sagte sie und begab sich zur Tür.
    Einer der Lehrlinge - Vin glaubte, dass sein Name Tase lautete - platzte in den Hauptraum. Nun, da sich Lestiborner nicht mehr bei ihnen befand, war Tase zu ihrem Hauptspäher geworden.
    »Auf dem Platz versammeln sich die Menschen«, sagte Tase und deutete auf die Treppe.
    »Was ist los?«, fragte Docksohn, der soeben aus dem zweiten Raum kam.
    »Menschen auf dem Brunnenplatz, Meister Docksohn«, sagte der Junge. »Auf der Straße heißt es, die Obligatoren planen weitere Hinrichtungen.«
    Rache für
die Gruben, dachte Vin.
Das hat nicht lange gedauert.
    Docksohns Miene verfinsterte sich. »Geh und weck Kell auf.«
    *
    »Ich will zusehen«, sagte Kelsier, während er durch das Zimmer ging; er trug einfache Skaa-Kleidung sowie einen Mantel.
    Vin drehte sich der Magen um.
Schon wieder?
    »Ihr anderen könnt ja tun, was ihr wollt«, meinte Kelsier. Nach seiner langen Rast sah er nun viel besser aus. Die Erschöpfung war verschwunden und abermals durch die charakteristische Stärke ersetzt, die Vin inzwischen bei ihm als normal ansah.
    »Vermutlich sind die Hinrichtungen eine Reaktion auf das, was ich in den Gruben angerichtet habe«, fuhr Kelsier fort. »Ich möchte diesen Menschen beim Sterben zusehen, weil ich indirekt für ihr Schicksal verantwortlich bin.«
    »Das ist nicht deine Schuld, Kell«, wandte Docksohn ein.
    »Es ist unser aller Schuld«, entgegnete Kelsier. »Das macht unsere Taten zwar nicht falsch, aber wenn wir nicht wären, dann müssten diese Leute jetzt nicht sterben. Daher bin ich der Meinung, dass wir ihnen wenigstens die Ehre erweisen sollten, bei ihrem Tod dabei zu sein.«
    Er zog die Tür auf und schritt die Treppe hoch. Langsam folgte ihm der größte Teil der Mannschaft, während Keuler, Sazed und die Lehrlinge im Unterschlupf blieben.
    Vin kletterte die schimmlig riechenden Stufen hoch und stand bald zusammen mit den anderen auf einer verrußten Straße inmitten eines Elendsquartiers der Skaa. Asche fiel vom Himmel und trieb in gemächlichen Flocken dahin. Kelsier ging bereits die Straße hinunter, und der Rest - Weher, Hamm, Docksohn und Vin - folgten ihm rasch.
    Der neue Unterschlupf war nicht weit vom Brunnenplatz entfernt. Kelsier hielt jedoch ein paar Straßen von ihrem Ziel entfernt an. Mattgesichtige Skaa schlurften an ihnen vorbei und rempelten sie an. In der Ferne läuteten die Glocken.
    »Kell?«, fragte Docksohn.
    Kelsier hielt den Kopf schräg. »Vin, hörst du das?«
    Sie schloss die Augen und fachte ihr Zinn an.
Konzentriere dich darauf,
dachte sie.
Wie Spuki es gesagt hat. Blende die Geräusche der Schritte und der murmelnden Stimmen aus. Höre über die sich schließenden Türen und das Atmen der Leute hinweg. Lausche ...
    »Pferde«, sagte sie, dämpfte ihr Zinn und öffnete die Augen. »Und Kutschen.«
    »Karren«, meinte Kelsier und begab sich an den Rand der Straße. »Die Gefangenenkarren. Sie kommen.«
    Er betrachtete die Häuser in ihrer unmittelbaren Umgebung, umfasste ein vom Dach herunterführendes Abflussrohr und zog sich daran die Wand hoch. Weher rollte mit den Augen, stupste Docksohn an und deutete auf die Vorderseite des Hauses, doch Vin und Hamm folgten Kelsier mit der Kraft ihres Weißblechs mühelos hinauf aufs Dach.
    »Da« sagte Kelsier und deutete auf eine Straße in der Nähe. Undeutlich erkannte Vin eine Reihe vergitterter Gefängniskarren, die langsam auf den Platz zurollten.
    Docksohn und Weher betraten das Spitzdach durch eines der Fenster. Kelsier blieb am Rande stehen und beobachtete weiterhin die Gefangenenkarren.
    »Kell«, meinte Hamm argwöhnisch, »woran denkst du gerade?«
    »Wir sind noch ein Stück vom Platz entfernt«, antwortete er bedächtig. »Und die Inquisitoren befinden

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