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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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finsteren Blick zuwarf, der in seine Richtung schaute.
    Keine sehr große Mannschaft,
dachte Vin.
Zusammen mit Kelsier und Docksohn sind es sechs.
Allerdings hatte Hamm gesagt, er führe eine Bande von »Schlägern« an. Waren die Männer, die auf diesem Treffen anwesend waren, lediglich Abgesandte? Anführer kleinerer, spezialisierter Gruppen? Manche Banden arbeiteten so.
    Weher sah noch dreimal auf seine Taschenuhr, bis Kelsier endlich eintraf. Der nebelgeborene Anführer stürmte mit freudiger Begeisterung durch die Tür, und Docksohn schlenderte hinter ihm her. Hamm stand sofort auf, lächelte breit und begrüßte Kelsier mit Handschlag. Auch Weher erhob sich, und obwohl sein Willkommensgruß etwas zurückhaltender war, musste Vin zugeben, dass sie nie zuvor eine so freudige Begrüßung eines Bandenführers erlebt hatte.
    »Ah«, meinte Kelsier, als er in den hinteren Teil des Raumes blickte. »Keuler und Yeden sind auch schon da. Dann sind wir ja vollzählig. Gut. Ich hasse es, warten zu müssen.«
    Weher hob eine Braue, während er und Hamm sich wieder setzten und Docksohn ihnen gegenüber Platz auf einem der Stühle nahm. »Dürfen wir auf eine Erklärung für deine Saumseligkeit hoffen?«
    »Docksohn und ich haben gerade meinen Bruder besucht«, erklärte Kelsier und begab sich in den vorderen Teil des Diebesnests. Er drehte sich um, lehnte sich mit dem Rücken gegen den Tresen und ließ den Blick durch den Raum streifen. Als er Vin bemerkte, zwinkerte er ihr zu.
    »Deinen Bruder?«, fragte Hamm. »Kommt Marsch auch zu diesem Treffen?«
    Kelsier und Docksohn sahen sich kurz an. »Nicht heute Abend«, sagte Kelsier. »Aber er wird sich zu der Mannschaft gesellen.«
    Vin sah die anderen aufmerksam an. Sie waren misstrauisch.
Gibt es vielleicht Spannungen zwischen Kelsier und seinem Bruder?
    Weher hob seinen Duellstab und deutete mit dessen Spitze auf Kelsier. »In Ordnung. Du hast uns jetzt acht Monate lang über die vor uns liegende Aufgabe im Unklaren gelassen. Wir wissen, dass es sich um eine große Sache handelt; wir wissen, dass du aufgeregt bist, und wir sind allesamt verärgert, weil du dich so geheimnistuerisch verhältst. Warum sagst du uns nicht einfach, worum es sich dreht?«
    Kelsier grinste. Dann richtete er sich auf und zeigte auf den schmutzigen, unscheinbaren Yeden. »Meine Herren, werft einen Blick auf euren neuen Arbeitgeber.«
    Das war anscheinend eine höchst schockierende Bemerkung.
    »Er?«,
fragte Hamm.
    »Er«, bestätigte Kelsier mit einem Nicken.
    »Was ist los?«, fragte Yeden, der nun zum ersten Mal das Wort ergriff. »Hast du Schwierigkeiten, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der eine Moral hat?«
    »Darum geht es nicht, lieber Mann«, sagte Weher, während er sich den Duellstab quer über die Beine legte. »Ich hatte vielmehr bisher den Eindruck, dass du
uns
nicht besonders magst.«
    »Das stimmt«, bestätigte Yeden ihm offen heraus. »Ihr seid selbstsüchtig, undiszipliniert und habt dem Rest der Skaa den Rücken zugedreht. Ihr kleidet euch gut, aber in eurem Innern seid ihr so dreckig wie Asche.«
    Hamm schnaubte. »Ich erkenne, dass diese Sache für die Moral der Truppe richtig toll sein wird.«
    Vin hörte aufmerksam zu und biss sich auf die Lippe. Yeden war offensichtlich ein Skaa-Arbeiter, vielleicht stammte er aus der Schmiede oder der Stoffmühle. In welcher Verbindung stand er mit dem Untergrund? Und wieso konnte er sich die Dienste einer Diebesbande leisten, insbesondere einer so hoch spezialisierten wie der von Kelsier?
    Vielleicht hatte Kelsier ihre Verwirrung bemerkt, denn sie stellte fest, dass er sie ansah, während die anderen weiterredeten.
    »Ich bin immer noch verblüfft«, sagte Hamm. »Yeden, wir alle wissen, was du von Dieben hältst. Warum also heuerst du uns an?«
    Yeden wand sich ein wenig und sagte schließlich: »Weil ... weil jeder weiß, wie gut ihr seid.«
    Weher kicherte. »Wie ich sehe, verwehrt deine Geringschätzung unserer Moral es dir nicht, dich unseres Geschicks zu bedienen. Worum geht es also bei diesem Auftrag? Was will die Skaa-Rebellion von uns?«
    Skaa-Rebellion?,
dachte Vin. Nun wurde ihr plötzlich einiges klar. Es gab zwei Seiten in der Unterwelt. Der weitaus größere Teil bestand aus Dieben, Banden, Huren und Bettlern, die versuchten, außerhalb der gewöhnlichen Skaa-Kultur zu überleben.
    Und dann gab es noch die Rebellen. Sie arbeiteten gegen das Letzte Reich. Reen hatte sie immer als Narren bezeichnet. Dieser Meinung waren die

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