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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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keine Wünsche hätte, gibt es doch Menschen, denen ich helfen möchte, angefangen bei meiner Mutter und meinen jüngeren Geschwistern. Außerdem dünkt mich, so wie die Hanse sich hier eindrängt, müßte das Königreich sich über einen großen Schiffseigner, der Däne ist, freuen.“
    Der Bischof, bis dahin streng und ernst, brach in Gelächter aus. „Gut gesprochen!“
    Niels’ Gesicht erhellte sich. „Dann werdet Ihr mir helfen?“
    „Nicht so schnell, mein Sohn, nicht so schnell. Erst sind gewisse Bedingungen zu erfüllen. Als erstes: Auch wenn Ihr ein oder zwei Geheimnisse vor mir zurückhaltet, müßt Ihr alles einem Priester beichten, damit er Euch die Absolution erteilen kann.“ Das sonnengebräunte Gesicht wurde lang. Johan lächelte und setzte hinzu: „Ich werde Euch zu Vater Ebbe von St. Nicholas senden. Das ist Euer Schutzheiliger, und Ebbe stammt selbst aus einer Seemannsfamilie. Er ist nachsichtig in Dingen, die andere übermäßig sonderbar finden mögen.“
    „Tausend Dank, Herr.“
    „Als nächstes müßt Ihr vertrauenswürdige Männer zu dem auf unbekannte Weise in Euren Besitz gelangten Hort führen, damit sie ihn überprüfen.“ Der Bischof legte die Finger dachförmig gegeneinander. „Wir müssen vorsichtig sein. Ist er so groß, wie Ihr behauptet, können wir ihn nicht über Nacht fortschaffen. Kriege würden um seinen Besitz ausbrechen, der Vorwand sei, wie er wolle. Vor wenigen Jahren wurde diese Stadt von Norwegern angegriffen, und wenn ich an die deutschen Herzöge denke … Ja, ich glaube, am Ende wird es sich als der klügste Plan erweisen, daß wir den größeren Teil dort lassen, wo er vergraben ist.“
    „Aber Ihr könnt soviel Gutes damit tun“, widersprach Niels.
    „Gold kann zur Hilfe für die Armen nicht mehr kaufen, als das Land hervorbringen kann. Und auch Kirchenmänner sind nicht gefeit gegen Versuchungen, von denen die schlimmste die Gier nach Macht sein mag.“
    Beschwichtigend hob Johan eine Hand. „Gewiß werden wir Verwendung für beträchtliche Summen haben“, fuhr er fort. „Sie können auf unauffällige Weise ins Spiel gebracht werden. Ebenso ist es mit Eurer Laufbahn, mein Sohn. Ihr dürft nicht mit der Schnelligkeit einer Feuersbrunst reich werden, und Ihr habt noch viel zu lernen, bevor Ihr ein Unternehmen erfolgreich leiten könnt.
    Wir werden erklären, Ihr hättet eine Erbschaft gemacht, und ich hätte Euch würdig befunden, Euch zu helfen. Das sollte nur wenige Fragen hervorrufen. Die Leute werden annehmen, Ihr wäret der Bastard eines reichen Mannes, vielleicht eines Verwandten von mir, der gestorben ist.“ Als Niels ein finsteres Gesicht zog: „Nein, kein Fleck wird auf die Ehre Eurer Mutter fallen. Es ist nur das, was sie stillschweigend voraussetzen werden, ein nicht seltenes Vorkommnis, das nur kurzlebigen Klatsch erzeugen will, wenn man überhaupt darüber spricht.
    In angemessener Zeit werde ich Euch zum Bürger der Stadt machen lassen, und dann könnt Ihr eine Erlaubnis für ein Handelsgeschäft bekommen … Blickt nicht so ungeduldig drein, Junge“, lachte der Bischof. „Mir schwebt ja keine unerträglich lange Zeit dabei vor.“
    „Ihr seid großmütig, Hochwürden.“ Niels’ Faust, die auf seinem Knie lag, ballte sich. „Aber es gibt Angelegenheiten, die nicht lange warten können.“
    Johan nickte. „Das ist wahr. Ihr habt von Eurer Familie gesprochen. Und zweifellos sehnt Ihr Euch nach Vergnügungen. Die tun weiter keinen Schaden, wenn Ihr dabei nur weiter an Gott denkt. Und vielleicht habt Ihr etwas vor, das Ihr mit Euren gegenwärtigen Fähigkeiten tun könnt und sofort erledigen wollt? Nun, nichts davon ist unmöglich, denn Ihr habt zugestandenermaßen Geld. Wichtig ist nur, daß Ihr geheimhaltet, wie groß die Summe ist.“ Freude flammte in Niels auf. „Geht mit meinem Segen. Wir sprechen morgen weiter darüber.“
     
    Die Gräben, Wälle, Wachtürme, die Kopenhagen umschlossen, waren stattlich. Doch die Innenstadt bestand zum größten Teil aus Holzhäusern mit Strohdächern, die sich entlang schmalen, krummen, schmutzigen Gassen drängten. Die Menschen, die sie füllten, waren hauptsächlich Arbeiter in Kleidern, deren Eintönigkeit hier und da durch die auffallend gefärbten Lumpen eines Gauklers oder Fiedlers unterbrochen wurde. Der Verkehr erfolgte zu Fuß, ausgenommen die Wagen, die sich mit einer Bugwelle von Flüchen ihren Weg erzwangen. Bettler und ausländische Seeleute fügten Fremdartigkeit, aber kaum mehr

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