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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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„Noch nie zuvor hast du so gesprochen.“
    „Keiner von uns hatte die Gewohnheit, über diese Dinge zu sprechen oder nachzudenken. Sie gingen über unser Vermögen hinaus, wie der Gebrauch eines Messers über das Vermögens eines Delphins hinausgeht. Wir kannten nur das blinde Glück, das sich uns zuwenden oder sich von uns abwenden konnte, nur daß am Ende, früher oder später, immer der Tod stand. Gott kümmerte sich nicht um uns … so nahmen wir an … und wir hatten nichts mit Ihm zu tun.“
    Nach ein paar weiteren Schritten setzte Vanimen hinzu: „Heute mache ich mir Gedanken darüber.“ Er zeigte das gleiche Grinsen wie angesichts einer Bedrohung. „Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, wie?“
    „Bis du wirklich dafür, daß wir dem Feenreich entsagen?“ Meiiva zupfte an dem mißfarbenen, kratzenden Gewand, das sie von einer lebenden Welt abschloß. „Wir hatten die Freiheit des Schwanenwegs.“
    „Ich fürchte, Pawel Subitsch hat recht“, antwortete Vanimen mit schwerer Stimme. „Wenn nicht für uns, dann sollten wir der Kinder wegen aufgeben.“
    „Wird ihr Leben den Preis wert sein? Das Geschick der Menschen ist selten glücklich.“
    „Unser Volk kann ganz gut zurechtkommen. Seine Schwimmkünste sind gefragt, man mag uns. Du mußt doch bereits bemerkt haben, wie Meermänner und Menschenmädchen, Meerfrauen und Menschenjünglinge nacheinander zu seufzen beginnen, und die Haushaltsvorstände überlegen, welchen Vorteil eine Heirat mit Personen hat, die über so ausgezeichnete Zukunftsaussichten verfügen.“
    Meiiva nickte. „Das stimmt. Die Nachkommen solcher Verbindungen werden irdischer sein als unsere Art. Die nächste Generation nach ihnen wird ganz zu Menschen geworden sein – und ertrinken können. Im Lauf der Jahrhunderte sind wir von derlei schon Zeugen geworden, nicht wahr? In ein- oder zweihundert Jahren wird das Blut von Liri sich so vermischt haben, daß es verschwunden ist. Das Andenken an Liri ist dann ein Märchen, das kein vernünftiger Mensch mehr glaubt.“
    „Außer im Himmel“, erinnerte er sie.
    Ein Rabe krächzte.
    „Ich wünschte …“ begann er und brach ab.
    „Was, Lieber?“ Ihre Hand liebkoste seinen Arm.
    „Ich wünschte, ich täte es, weil ich in Wahrheit bei Gott sein will“, entfuhr es ihm. „Ich sollte nicht als Bettler zu Ihm kommen.“
    „Du, Vanimen?“ flüsterte sie.
    „Aye“, antwortete er. Sie blieben stehen. Sie sah, wie er die Schultern unter dem Bauernmantel straffte. „Laßt mich als erster gehen, damit ihr übrigen seht, was geschieht, und danach eure eigene Wahl treffen könnt.
    Ich bin euer König.“
     
    Vater Petar war schwer beleidigt, weil die Zeremonie draußen im Wald und von Vater Tomislav abgehalten werden sollte. Der Zhupan mußte ihn darauf hinweisen, daß es so auf ausdrücklichen Befehl des Bans geschehe, da es gegen seine politischen Absichten war, wenn sich viele Zuschauer einfanden, die oft nach Schibenik oder weiter reisten.
    Nachdem er religiöse Unterweisung erhalten hatte, entschuldigte Vanimen sich und ging allein an die Küste. Er verbrachte den Tag und die Nacht des Äquinoktiums am Meer. Was er dort tat oder dachte, war etwas, über das er später Stillschweigen bewahrte.
    Am Vorabend von St. Gabriel kehrte er zurück. Am nächsten Morgen betrat er die Kirche, nachdem die Messe gesungen worden war. Die Bewohner der Zadruga blieben als Zuschauer da. Kein Bildnis wandte sich von ihm ab. Draußen wartete sein Volk in schwerem Regen unter den schwellenden Knospen der Bäume.
    Mit weit augebreiteten Armen trat er heraus und rief in ihrer eigenen Sprache: „Oh, eilt, eilt, meine Geliebten! Christus heißt euch mit Seinem Segen willkommen!“

 
6
     
    Tauno und Eyjan erreichten Grönland Monate nach ihrem Aufbruch von Dänemark. Zuerst hatten sie in den näheren Gewässern gesucht, wenn sie auch kaum Hoffnung hatten. In diesen Gegenden konnte ihr Stamm nur leben, wenn er sich zerstreute, und das mochte an sich schon unmöglich sein. Die wenigen Jagdgründe, die vom Nordkap und dem Bottnischen Meerbusen bis zur irischen Atlantikküste und den Fä-röer-Inseln übriggeblieben waren – noch nicht von Menschen überlaufen oder durch den Fluch eines christlichen Priesters unzugänglich gemacht –, hatten längst andere eingenommen, und deren Zahl war so groß, daß sie sich dort gerade noch ernähren konnten.
    So freundlich die Bewohner zu den Geschwistern waren, hatten sie doch keinerlei Kenntnis davon, wohin

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