Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
Kleider an ihrem Körper, Essen und Trinken und Werkzeuge und Sitten des weißen Mannes, alles, für das wir generationenlang gekämpft haben, um es behalten zu können … die Hure eines Wilden zu spielen, der sie vergewaltigt hat, in einer Schneehütte zu hocken und rohes Fleisch zu verschlingen … Welche Macht des Satans konnte sie dazu bewegen?“
    Er merkte, daß sie von dem anderen Boot zu ihm herüberstarrten, kniff die Lippen zusammen und ruderte.
    Sie waren eine Stunde unterwegs gewesen und hörten schon den Donner der Brandung, wo die offene See auf das Vorland traf, als ihr Feind sie fand.
    Ein Mann in dem zweiten Boot heulte auf. Tauno sah Schaum um einen riesigen braunen Rumpf. Er rammte das andere Boot, das sich aufbäumte und einen Sprung tat. „Stoßt ihn weg!“ brüllte Haakon. „Benutzt eure Speere! Rudert, ihr Memmen! Bringt uns dort hinüber!“
    Er und Tauno zogen die Ruder ein und stellten sich geduckt hin. Der Sohn des Wassermanns faßte nach unten, zog aus der Bilge einen Gürtel, an dem, wie er verlangt hatte, drei Messer in Scheiden hingen, und band ihn um. Doch über Bord ging er noch nicht. Er sah sich das Ding an, dem sie sich näherten. Sein Sehvermögen war diamantscharf geworden, seine Ohren bereit, jedes Spritzen und Stoßen und Fluchen und Beten aufzunehmen; seine Nasenlöcher sogen tief den Wind ein, der seine Lungen füllen und sein klopfendes Herz beruhigen sollte. Sein Wille schmolz dahin vor dem, was er sah, bis Eyjans Bild ihm neuen Mut verlieh.
    Der Tupilak hatte einen Ruderschwanz angehakt, auf dem an einem Querholz Bärenklauen befestigt waren. Sein Gewicht war geringer als das eines lebenden Tiers, aber das Boot lag immer noch schräg, so daß die Männer Mühe hatten, auf den Füßen und an Bord zu bleiben. Zwei Speere steckten in dem zerknitterten Fell, die grotesk hin und her schwankten, und dazu die abgebrochenen Hälften von zwei weiteren aus früheren Kämpfen. Kein Blut rann aus den Wunden. Am Ende eines langen, peitschenden Halses befand sich der Kopf eines Hais mit aufgerissenem Maul und glasig starrenden Augen. Ein Ruck des Ungeheuers, das Boot schaukelte, ein Mann fiel vor die Kiefer, sie bissen zu. Jetzt spritzte Blut, und Gedärm trieb im Wasser. Der Wind blies den Dampf ihrer Wärme fort.
    Ein Ruderer achtern in Haakons Boot jammerte vor Entsetzen. Steinkil beugte sich vor, ohrfeigte ihn und kehrte dann unbewegt an sein Ruder zurück. Sie kamen von hinten heran. Haakon spreizte die Beine weit und schlug mit einer Hacke zu. Tauno wußte, daß er die Walroßhaut aufreißen wollte, um die Innereien aus Heu und verwesten Leichen herauszulassen …
    Die Flossen eines Mörderwals peitschten aus dem brodelnden Wasser auf den Bug hinab. Holz splitterte. Haakon taumelte. Tauno tauchte.
    Er brauchte den Bruchteil einer Minute, um seine Lungen zu leeren, das Wasser hereinzulassen und seinen Körper auf Unterwasseratmung umzustellen. Die eisig grünen Strudel rings um ihn trübten und verkürzten die Sicht … er sah aufgewühltes Chaos über und vor sich … Kampflärm krachte Schlag auf Schlag gegen seine Trommelfelle. Die Fluten waren vergiftet von dem Geschmack nach Eisen und nach Menschenblut. Der Tote sank an ihm vorbei, drehte sich langsam auf seinem Weg zu den Aalen.
    „Wir werden das Ding beschäftigt halten, so lange wir können, während du von unten angreifst“, hatte Haakon gesagt. „Es wird nur eine kurze Frist sein.“
    Tauno, nun bereit, nahm eine Klinge zwischen die Zähne und schnellte sich nach vorn. Im Angriff verlor er sowohl seine Furcht als auch sein Selbst. Es gab keinen Tauno, keinen Tupilak, keine Schar von Männern mehr; es gab nur noch die Schlacht.
    Die Boote waren Schatten auf der splitternden hellen Decke seiner grünen Welt, die zerbrachen und sich neu bildeten. Deutlicher war der Tupilak, die Ausbuchtung seines Bauchs … Tauno sah, daß er mit Lederriemen zusammengenäht war, er nahm einen Geruch von Moder und faulendem Fleisch wahr. Klauen ragten hinten aus dem Ruderschwanz. Tauno schoß an ihm vorbei.
    Das Messer war jetzt in seiner Hand. Seine Beine beförderten ihn vorwärts, während er schnitt. Ein langer Riß in der Naht folgte der Klinge. Tauno stieß sich außer Reichweite eines Fußes, der nach ihm trat.
    Als er sich, begleitet von einem Strom Luftblasen, in einem Bogen herumschwang, sah er Knochen von Seeleuten herausfallen. Der verstandeslose Tupilak wütete gegen die Norweger. Tauno warf einen kurzen Blick auf den

Weitere Kostenlose Bücher