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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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zurückrufen, wenn ihr es tut.“
    „Wir werden zwischen euch vermitteln, wenn ihr es wünscht“, bot Eyjan an.
    Einige der Männer fluchten, andere brüllten. Jonas zog sein Messer.
    Haakon saß da wie aus Feuerstein ausgehauen und erklärte: „Nein. Hier ist unsere Heimat. Hier sind unsere Erinnerungen, die Gräber unserer Väter, unsere Freiheit. Denen im Süden geht es nicht viel besser als uns hier; sie können uns aufnehmen, aber nur als Knechte, zu einem erbärmlichen Leben. Nein, sage ich. Statt dessen werden wir die Skraelinge verfolgen, bis sie gegangen sind.“
    Von neuem beugte er sich vor, die linke Hand auf dem Knie zur Faust geballt, die rechte mit gekrümmten Fingern wie die Klauen eines Grönland-Falken erhoben. „Jetzt kommen wir zu unserem Handel“, sagte er zu den Kindern des Wassermanns. „Bringen wir morgen die Boote zu Wasser. Der Tupilak wird es merken und kommen. Während wir ihn vom Boot aus bekämpfen, greift ihr ihn von unten an. Er kann erschlagen, zumindest in Stücke geschnitten werden. In der Geschichte, die Bengta hörte, wurde ein tapferer Mann mit einem Tupilak fertig. Er erfand den Kajak, versteht ihr, damit er absichtlich kentern und an die Unterseite des Dings gelangen konnte. Vielleicht ist das nur ein Altweibermärchen. Doch wie dem auch sei, kein Mann von uns kann mit diesen Paddelbooten umgehen. Außerdem zeigt die Geschichte, was die Skraelinge für möglich halten, und sie müssen es ja wissen, richtig?
    Befreit uns von unserem Dämon, und ich werde euch zu eurem Volk führen. Andernfalls …“ – Haakon lächelte mit schmalen Lippen – „… wäre ich gar nicht überrascht, wenn das Ungeheur euch für Norweger ansähe und tötete. Ihr gehört zur Hälfte unserer Rasse an. Seid ehrlich gegen eure Rasse, und wir werden ehrlich gegen euch sein.“
    Wieder herrschte ängstliche Stille. Tauno und Eyjan tauschten einen Blick. „Nein“, sagte der Bruder.
    „Was?“ entfuhr es Haakon. Er versuchte zu höhnen: „Habt ihr Angst? Wo ihr doch Mitkämpfer haben werdet? Dann flieht bei Tagesanbruch aus diesen Gewässern.“
    „Ich glaube, daß du uns belügst“, erklärte Tauno. „Nicht über deine Bluttat an den Inuit und auch nicht über ihre Rache. Das nicht – aber über dieses Seevolk. Es klingt falsch, was du sagst.“
    „Ich habe die Gesichter beobachtet“, fiel Eyjan ein. „Deine eigenen Gefolgsleute schlucken dieses Garn nicht.“
    Jonas faßte seinen Dolch. „Nennt ihr meinen Vater einen Lügner?“
    „Ich nenne ihn einen verzweifelten Mann“, antwortete Tauno. „Aber …“ – er wies auf das Kruzifix über dem Hochsitz – „… nimm dies Zeichen deines Gottes in deine beiden Hände, Haakon Arnorssohn. Küsse deinen Gott auf die Lippen und schwöre bei deiner Hoffnung, nach deinem Tod zu Ihm zu gelangen, daß du uns, deinen Gästen, die völlige Wahrheit gesagt hast. Dann werden wir mit dir hinausfahren.“
    Haakon blieb sitzen. Er glotzte.
    Eyjan stand auf. „Am besten gehen wir, Tauno“, seufzte sie. „Gute Leute, es tut uns leid. Aber warum sollten wir unser Leben für nichts aufs Spiel setzen, in einem Streit, der nicht unserer ist und in dem ihr noch dazu im Unrecht seid? Ich gebe euch den Rat, tut, was Bengta gesagt hat, und verlaßt dieses Land eures Unglücks.“
    Haakon sprang auf. Sein Schwert fuhr aus der Scheide. „Ergreift sie!“ rief er.
    Tauno zog das Messer. Das Schwert sauste herab und schlug es ihm aus der Hand. Frauen und Kinder kreischten. Aus Angst davor, was geschehen konnte, wenn die Geschwister entkamen, warfen die Männer sich auf sie.
    An Taunos Arme und Beine hängten sich je zwei. Er schleuderte sie herum. Eine Keule traf seinen Kopf. Er brüllte auf. Die Keule schlug zweimal, dreimal zu. Todespein und Sternschnuppen schossen durch seine Welt. Er brach zusammen. Zwischen von Lumpen umhüllten Beinen erhaschte er einen Blick auf Eyjan. Sie stand mit dem Rücken zur Wand. Speere hielten sie fest, das Schwert schwebte über ihr, Jonas hatte ihr den Dolch an die Kehle gesetzt. Tauno fiel ins Nichts.

 
9
     
    Der Tag brach als trübes rotes Glimmen durch die Wolken, fiel als stählerner Schein auf die Finsternis und die Kabbelwellen des Fjords. Ein scharfer Wind blies. Tauno fragte sich, ob um diesen Ort ständig der Wind heule. Er erwachte auf dem Stroh, wo man ihn hingelegt hatte, und sah Haakon als Schatten über sich aufragen. „Aufstehen!“ rief der Häuptling. Im Dunkel des Hauses waren gedämpfte

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