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Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Männerstimmen, das Weinen von Säuglingen, das Jammern älterer Kinder zu hören.
    „Wie fühlst du dich?“ fragte Eyjan von der anderen Seite des Raums her. Wie er hatte sie die Nacht auf dem Fußboden verbracht, Hände und Füße gefesselt, den Hals an einen Pfosten festgebunden.
    „Steif“, antwortete er. Nach ein paar Stunden Schlaf klopften seine Schläfen nicht mehr so stark wie in dem Augenblick, als er zuerst das Bewußtsein wiedererlangt hatte. Aber Blut verklebte sein Haar, Durst seinen Mund. „Und du, meine Schwester?“
    Sie lachte heiser auf. „Dieser Lümmel Jonas kam vor Tagesanbruch gekrochen und wollte mich befummeln, wagte es dann aber doch nicht, mir die Beine loszubinden. Es wäre mir auch so möglich gewesen, aber es hat mir ein gewisses Vergnügen bereitet, so zu tun, als könnte ich es nicht. Soll ich weitererzählen?“ Sie benutzten die Sprache ihres Vaters.
    „Nur wenn du ihn über dir haben willst und wahrscheinlich die anderen auch noch. Wir sind seelenlos – sind Tiere –, die benutzt werden können, wie die Menschen es für richtig halten – weißt du das nicht mehr?“
    Haakon hatte sich so ausgedrückt, als er sie binden ließ: „Nie hätte ich Hand an einen Menschen gelegt, den ich meinen Gast genannt habe, nicht einmal an einen Skraeling. Aber ihr seid keine Menschen. Bricht ein Mann sein Wort, wenn er ein Schaf schlachtet, das er aufgezogen hat? Sünde wäre es, wenn ich euch nicht zwingen würde, meine Leute zu erretten.“ Er setzte hinzu: „Morgen wirst du uns im Kampf gegen den Tupilak helfen, Tauno. Eyjan bleibt als Geisel zurück. Wenn du siegst, lassen wir euch beide frei. Den Eid will ich dir auf das Kreuz leisten.“
    „Können wir einem Verräter selbst dann glauben?“ fuhr sie dazwischen.
    Seine Mundwinkel verzogen sich nach oben. „Welche Wahl habt ihr denn?“
    An diesem Morgen standen auf seinen Befehl Männer, in Hemden und Hosen gekleidet, die Waffen gezogen, im Kreis herum, während er Tauno losband. Der Sohn des Wassermanns erhob sich, lockerte seine verkrampften Glieder, ging zu Eyjan hinüber und küßte sie. Jonas trat von einem Fuß auf den anderen. „Gehen wir“, sagte der Jüngling, den Mund voll mit Käse und Schiffszwieback, „gehen wir und bringen wir die Sache hinter uns.“
    Tauno schüttelte den Kopf. „Zuerst Essen und Wasser für meine Schwester und mich. Und zwar soviel, wie wir brauchen.“
    Haakon runzelte die Stirn. „Es ist besser, vor dem Kampf wenig oder gar nichts zu essen.“
    „Nicht für Wesen unserer Art.“
    Ein braunhaariger Mann mittleren Alters, der Steinkil hieß, lachte laut auf. „Richtig. Haakon, du weißt doch, wie die Seehunde schlingen.“
    Der Anführer zuckte die Schultern. Er mußte sich beherrschen, sich sein Entsetzen nicht anmerken zu lassen, als er sah, wieviel Pfund Fleisch seine Gefangenen verzehrten. Als sie fertig waren, bellte er Tauno an: „Wirst du jetzt kommen?“ Dann ging er auf die Tür zu.
    „Noch einen Augenblick“, sagte Tauno.
    Haakon fuhr herum. „Hast du vergessen, was du hier bist?“
    Tauno gab ihm seinen starren Blick zurück. „Hast du vergessen, was Führerschaft ist … sogar hier?“
    Dann kniete der Liri-Prinz neben seiner Schwester nieder, nahm sie in seine Arme und murmelte in den frischen Duft ihres Haars und ihres Körpers: „Eyjan, mein Los ist das bessere. Wenn ich sterbe, wird es auf saubere Art sein. Du aber – hier sind Frauen, Kinder und alte Leute, die dich bewachen. Kannst du dir ihre Ängste zunutze machen oder sie irgendwie überlisten und …?“
    „Ich werde es versuchen“, antwortete sie. „Aber, oh, Tauno, die ganze Zeit werde ich an dich denken! Wenn wir heute nur zusammen ausziehen könnten!“
    Sie sahen sich in die Augen, als sie das „Lied des Abschieds“ sangen:
     
    Liebende leiden, und schwer fällt das Scheiden,
    Wenn sie voll Wehmut und dunkler Gedanken.
    Wir aber woll’n uns nicht trennen mit Tränen.
    Fröhlich, mit festem Sinn, Hoffnung im Herzen
    Laß uns so lachen, wie einst wir es oft getan.
    Liebster, ich leihe dir gerne mein Glück,
    Doch bitt’ ich dich, bringe es recht bald zurück mir.
     
    Noch einmal küßte er sie, und sie ihn. Er stand auf und ging nach draußen.
    Elf kräftige Männer und Burschen kamen mit. Sie konnten zwei der drei Boote bemannen, die Haakon von alters her besaß. Jonas hatte mehr Leute von den benachbarten Höfen herbeiholen wollen. „Wenn es uns mißlingt und wir sterben“, sagte er, „ist

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