Kinderkrankheiten von A–Z
beim Ungeborenen. Doch ernster als die Schilddrüsenvergrößerung sind die Auswirkungen des resultierenden Hormonmangels auf die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Früher wurden viele Babys mit einer Schilddrüsenunterfunktion geboren, heute ist es immerhin noch 1 Neugeborenes auf 3500 Kinder und damit die häufigste kindliche Hormonstörung. Allerdings wird in der 1. Lebenswoche standardmäßig im Rahmen des Neugeborenenscreenings bei der U2 ein Bluttest durchgeführt, sodass nahezu alle Fälle frühzeitig entdeckt und zügig durch Hormongabe behandelt werden. Neben einem Jodmangel ist eine Schilddrüsenunterfunktion bei Kindern auch Folge einer Autoimmunerkrankung (→ S. 87 ), bei der sich körpereigene Zellen gegen Schilddrüsengewebe richten ( Hashimoto-Thyreoiditis ). Seltene Ursache ist ein Hirntumor, bei dem die Schilddrüse nicht mehr beauftragt wird, Hormone nachzubilden. Symptome, die neben dem Kropf auf eine Unterfunktion hindeuten, sind:
beim Baby Verstopfung und Trinkunlust, trockene Haut, vergrößerte Zunge und verlangsamte Entwicklung sowohl körperlich als auch geistig,
beim älteren Kind Verstopfung, Frieren, struppiges Haar, Leistungsabfall und Kleinwuchs.
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose )
Bei dieser Form werden mehr Schilddrüsenhormone gebildet als nötig und als dem Körper guttun. Sie ist im Kindesalter sehr selten, nimmt in der Pubertät etwas zu und tritt fast immer als Folge einer Autoimmunreaktion auf ( Basedow-Krankheit ).
Neben dem Kropf (der auch hier vorkommen kann ) deuten Gewichtsverlust, Durchfall, schneller Herzschlag, Schwitzen und Wärmeempfindlichkeit, evtl. »hervorquellende« Augen, Nervosität, Händezittern und Schlafstörungen auf eine Überfunktion hin.
Was Sie für Ihr Kind tun können
Falls Sie den Verdacht auf eine Schilddrüsenstörung haben, suchen Sie den Kinderarzt auf; ist bereits eine solche diagnostiziert worden, geben Sie Ihrem Kind regelmäßig die Medikamente und nehmen Sie die Kontrolluntersuchungen wahr. Daneben sollten Sie auf eine Ernährung mit ausreichend Jod achten, also v. a. viel Meeresfisch servieren.
HÄTTEN SIE’S GEWUSST?
Von Algen und Schafen – die Geschichte der Therapie
Vermutlich wurden bei Vergrößerungen der Schilddrüse bereits im Altertum (Jod enthaltende ) Algen oder getrockneter Meerschwamm gegeben. Erst im 19. Jahrhundert erkannte man den Zusammenhang zwischen ernährungsbedingtem Jodmangel, dem Kropf und der Schilddrüsen unterfunktion. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte man – neben der Jodgabe – eine weitere Therapiemöglichkeit: das Ersetzen der fehlenden Hormone. Wenig appetitlich und nicht selten allergieerregend wurde ein aus Schafsschilddrüsen gewonnener Extrakt unter die Haut gespritzt, wenig später musste wöchentlich eine halbe Schafsschilddrüse roh verzehrt werden. Glücklicherweise gibt es heute sowohl Jod als auch Schilddrüsenhormone als Tabletten.
Schlafstörungen
»Mama, ich kann nicht schlafen« – wenn dieser Satz fällt, haben die meisten Eltern bereits so einige schlaflose Nächte und zahllose Versuche hinter sich, ihr Kind mit den abwegigsten Kniffen ins Traumland zu befördern.
Schlaf dient der körperlichen und geistigen Erholung, damit wir im Wachzustand gesund und leistungsfähig sind. Außerdem dienen nächtliche Träume dem Lernen und Verarbeiten der Eindrücke des vorangegangenen Tages: Wer länger nicht schläft oder häufig geweckt wird, wird gereizt und aggressiv – das werden leidgeprüfte Eltern bestätigen. Auch das immunologische Gedächtnis (also die Bildung von Antikörpern ) und der Stoffwechsel werden vom Schlaf beeinflusst, z. B. produziert der Körper bei Schlafmangel weniger Antikörper und ist infektanfälliger, daneben kommen stärkere Blutzuckerschwankungen vor.
Einige Schlafprobleme betreffen das Einschlafen, andere verhindern das Durchschlafen. Diese klare Abgrenzung setzt aber das Vorhandensein von längeren Wach- und Schlafphasen voraus, die erst auftreten, wenn der Biorhythmus zwischen Tag und Nacht unterscheidet. Säuglinge in den ersten Lebenswochen haben noch keinen Schlafrhythmus, der gestört sein könnte; ihr Biorhythmus bildet sich erst aus. Hier spricht man also noch nicht von Schlafstörungen.
Einschlafstörungen
Nach sechs Monaten scheint ein Kind allmählich lernen zu können, selbstständig einzuschlafen. Allerdings hängt das Einschlafverhalten von vielen Faktoren ab, sodass eine allgemeingültige Aussage nicht möglich
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