Kinderkrankheiten von A–Z
unbekannten Keim, der hier auftaucht, müssen spezifische neue Antikörper gebildet werden. Kein Wunder also, dass diese Lymphorgane in den ersten Lebensjahren sehr groß werden können. Im Schulalter bilden sie sich dann meist wieder langsam zurück.
Dieses Wachstum kann allerdings Probleme verursachen: Vergrößerte Rachenmandeln (»Polypen «) können z. B. die Ohrtrompete verlegen oder den Schlaf stören, die Nasenatmung behindern oder sich entzünden (→Hals- und Mandelentzündungen, S. 161 ). Erst in solchen Fällen werden die Veränderungen als krankhaft angesehen und dann eventuell therapeutisch angegangen.
HAUPTSYMPTOME
Schnaufen, schnarchen und schlecht hören
Vergrößerte Rachenmandeln (Polypen )
Typisches Zeichen ist eine »Erkältung, die einfach nicht weggeht«: eine ständig verstopfte Nase mit Atmen durch den Mund und nasaler Sprache, Reizhusten und nächtliches Schnarchen, evtl. mit Atemaussetzern. Schlafen in Rückenlage funktioniert oft schlecht.
Oft steht der Mund ständig offen, was Keimen erst recht Tür und Tor öffnet. Auf Dauer sind Veränderungen am Kiefer und Fehlstellungen der Zähne und somit Kaustörungen möglich.
Auch unspezifische Symptome wie Appetitlosigkeit (u. a. durch das beeinträchtigte Geruchs- und Geschmacksempfinden ), Gedeihstörungen und – als Folge des unruhigen Schlafs – Müdigkeit und Konzentrationsstörungen kommen vor.
Die Verlegung der Ohrtrompete führt zu einem chronischen Paukenerguss (→ S. 298 ) mit Schwerhörigkeit und Verzögerung der Sprachentwicklung oder evtl. zu einer Mittelohr- (→ S. 264 ) oder Nasennebenhöhlenentzündung (→ S. 283 ).
Vergrößerte Gaumenmandeln
Die Mandeln sind häufig zerklüftet und in den Furchen finden sich gelb-weiße Ablagerungen.
Besonders große Mandeln, die sich in der Mitte berühren (Kontakttonsillen, →Foto S. 164 ), führen dazu, dass das Kind nur durch den Mund atmen kann, eine »kloßige« Sprache und evtl. Probleme beim Schlucken hat.
Bei älteren Kindern sind wiederkehrende Mandelentzündungen möglich.
Was Sie für Ihr Kind tun können
Um eine Operation zu vermeiden, können Sie die folgenden Vorschläge ausprobieren. Ziel ist dabei vor allem, das Immunsystem zu stärken sowie schädliche Substanzen und Reizstoffe auszuleiten. Prinzipiell wichtig sind warme Füße. Empfohlen wird häufig auch eine fleisch- und zuckerarme Ernährung. Allerdings lässt sich ein chirurgischer Eingriff nicht immer umgehen.
Heilpflanzen, Wasser & Wickel
Wirksame Anwendungen, um das Immunsystem zu stärken, sind beispielsweise Oberkörperwaschungen, ansteigende Fußbäder als Form der Teilbäder (→ S. 380 ) oder Anwendungen mit Senfmehl (→ S. 386 ). Allerdings brauchen Sie und Ihr Kind für all diese Maßnahmen Geduld und Durchhaltevermögen.
Homöopathie
Verschiedene Homöopathika können helfen. Der Selbstbehandlung sind allerdings oft Grenzen gesetzt, und dann sollte ein erfahrener Therapeut zur Konstitutionsbehandlung hinzugezogen werden.
Ergänzend oder auch alternativ zur Lymphdrainage (→ S. 366 ) können homöopathische Komplexmittel (z. B. Lymphdiaral® Tr., Lymphomyosot® Tr.) zur Abschwellung der übermäßig großen Lymphknoten eingesetzt werden.
Ist eine Operation unumgänglich, können Sie vorher eine Woche lang 3-mal täglich Arnica D6 geben, nach dem Eingriff zunächst 1- bis 2-stündlich, dann für eine weitere Woche wieder 3-mal pro Tag. Dies lindert die Beschwerden und fördert die Wundheilung.
DAS TUT IHREM KIND GUT
Lymphdrainage
Eine Unterstützung des Lymphabflusses im Kopfbereich behebt nicht nur sehr wirkungsvoll die Schwellungen von Mandeln und Lymphknoten, sondern ist auch angenehm. Führen Sie diese regelmäßig 2-mal tgl. für etwa 5 Min. durch. Unterstützen Sie das leichte Ausstreichen bei Kindern über 2 Jahren den Hals abwärts mit einer homöopathischen Salbe (Lymphdiaral Sensitiv ® Salbe N ). Der Druck bei der Massage sollte etwas fester als ein leichtes Streicheln sein. Ist es dem Kind unangenehm, streichen Sie vermutlich zu fest. Ist Ihr Kind am Hals zu kitzelig? Lymphdiaral®-Tropfen sind dann eine Alternative.
Streichen Sie in Pfeilrichtung
Die Mandeln unterm Messer
Bessern sich die genannten Symptome nach mehreren Monaten nicht oder treten mehr als 6-mal pro Jahr Mandelentzündungen auf, wird empfohlen, die vergrößerten Mandeln unter Vollnarkose zu operieren.
Gaumenmandeln: Diese werden entweder komplett (Tonsillektomie ) oder nur zum Teil (Tonsillotomie ) entfernt,
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