Kinderkrankheiten von A–Z
Noten nach Hause. Es äußert Sätze wie »Das kann ich ja doch nicht« oder »Immer mach ich alles falsch«, die auf ein angeschlagenes Selbstwertgefühl deuten.
Es fühlt sich ausgelaugt, ist ständig müde oder leidet unter Schlafstörungen. Morgens kommt es nicht aus dem Bett. Es fällt ihm schwer, sich zu konzentrieren.
Es ist entweder sehr unruhig und zappelig oder bewegt sich besonders wenig und langsam.
Sein früher normaler Appetit ist plötzlich schlecht oder im Gegenteil sehr groß. Auch Verdauungsbeschwerden, Bauch-, Kopf- oder Rückenschmerzen können auftreten.
Kryptopyrrolurie – eine unbekannte Krankheit
In unserem Körper spielen sich ständig unzählige Stoffwechselvorgänge ab – dafür werden u. a. Vitalstoffe benötigt, deren Mangel Beschwerden verursacht.
Kryptopyrrolurie (KPU) – was ist das?
Seit etwa 50 Jahren wird über eine Störung diskutiert, die im Stoffwechselweg des Blutfarbstoffes stattfindet. Der – vermutlich erbliche – Mangel eines Enzyms führt zur vermehrten Bildung von Pyrrolen, Substanzen, die in größeren Mengen giftig sind. Deshalb versucht der Körper, diese zu eliminieren – an die Gallensäuren gebunden über den Darm sowie über den Urin. Um Pyrrole im Blut unschädlich zu machen, bilden vor allem Zink, Vitamin B 6 und Mangan mit ihnen feste Verbindungen. So entsteht ein Mangel an diesen Stoffen, der allein durch die Nahrung nicht ausgeglichen werden kann. [51a]
Ein bunter Strauß an Symptomen
Je nach Defekt können die Ausfälle sehr ausgeprägt sein oder auch nur in besonders stressigen Situationen (Pubertät!) auftreten. Die Krankheitszeichen sind so unspezifisch, dass viele Betroffene über Jahre wegen verschiedenster Störungen behandelt werden. Nicht selten wird ihnen der Stempel einer psychischen Störung aufgedrückt – kein Wunder, spielt doch gerade Vitamin B6 bei den Prozessen im Nervensystem eine enorm wichtige Rolle. Typische Symptome der KPU sind:
Betroffene können sich nicht an ihre Träume erinnern. Dies ist so typisch, dass es auch zur Therapiekontrolle herangezogen wird – ist die Traumerinnerung wieder vorhanden, stimmt die Dosis von Vitamin B 6 .
Häufig treten neurologische und psychiatrische Störungen auf. Betroffene leiden oft unter Stimmungsschwankungen (vor allem bei Stress), nervöser Erschöpfung oder Schlafstörungen, aber auch Kurzzeitgedächtnis- und Konzentrationsproblemen; nicht selten wird ADHS oder eine Depression, Schizophrenie oder Angststörung diagnostiziert. Umgekehrt sollte bei Verdacht auf eine dieser Erkrankungen auch an eine KPU gedacht werden.
Daneben können eine erhöhte Infektanfälligkeit, eine empfindliche Haut mit Wundheilungsstörungen, Neigung zu Neurodermitis und Akne, aber auch Haarausfall und brüchige Nägel auftreten; oft auch weiße Flecken auf den Nägeln. Nicht selten sind Gelenk- und Knochenschmerzen, Allergien, Kopfschmerzen, Übelkeit und Störungen des Zahnwachstums.
Verdacht – was nun?
Die vermehrte Ausscheidung von Pyrrolen im Urin lässt sich leicht nachweisen. Ist die Konzen tration erhöht, ist die Behandlung einfach: Es werden meist als Dauertherapie hohe Dosen Zink, Vitamin B 6 , Mangan und einige andere Mikronährstoffe eingenommen (z.T. ein Vielfaches der empfohlenen Dosis für Gesunde, deshalb nur unter ärztlicher Kontrolle!). Viele Betroffene zeigen innerhalb von kurzer Zeit eine deutliche Besserung ihrer Beschwerden, was nach oft jahrelangen unfruchtbaren Therapien fast wie ein Wunder wirkt.
Weitere Informationen – auch zu geeigneten Labors (z. B. Orthomedis AG, Ganzimmun AG) – finden Sie unter www.kryptopyrrolurie.info und www.symptome.ch sowie in dem Buch Leben mit KPU des Arztes Joachim Strienz.
Was Sie für Ihr Kind tun können
Zeigt Ihr Kind grundlos über mehrere Wochen einige der zuvor genannten Zeichen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Haben Sie ein älteres Kind, das Selbstmordabsichten äußert (oder im Gegenteil auf einmal sehr gut gestimmt ist – das könnte ein Zeichen dafür sein, dass es den Entschluss zum Selbstmord gefasst hat und dadurch erleichtert ist), warten Sie nicht mit dem Arztbesuch – die Gefahr der Selbsttötung ist real! Sprechen Sie mit dem Kind über Ihre Befürchtungen, das entlastet die Situation häufig für kurze Zeit. Der Arzt wird zunächst eine körperliche Ursache (z. B. eine Stoffwechselstörung) ausschließen, Ihr Kind ggf. an einen Kinder- und Jugendpsychiater überweisen und z. B. eine medikamentöse Therapie und
Weitere Kostenlose Bücher