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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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läuft über mich. Sie reden nicht mit Journalisten. Das übernehme ich.“
    Sieh an, auch er wollte seine Viertelstunde Ruhm. Andy Warhol hatte mit seinem kurzen Satz einiges angerichtet – seither wollte jeder mindestens einmal im Leben im Rampenlicht stehen: die Schiedsrichter auf den Sportplätzen, die den Bogen etwas überspannten, die Gewerkschaftsbosse, die Unternehmer als Geiseln nahmen, um ihre Arbeitsplätze zu verteidigen, aber auch um ins Fernsehen zu kommen, und die Provinzstaatsanwälte, sobald eine Kamera eingeschaltet wurde.
    „Sie hätten bestimmt lieber mit Cathy d´Humières gearbeitet, aber Sie werden sich an mich gewöhnen müssen. Sie werden die Ermittlungen solange leiten, wie sich der Verdächtige in Polizeigewahrsam befindet. Sobald mir der Verdächtige vorgeführt wird, eröffne ich ein Ermittlungsverfahren. Wenn ich mit Ihrer Arbeit nicht zufrieden bin, wenn die Ermittlungen nicht schnell genug vorankommen, oder wenn ich der Ansicht bin, dass Sie sich nicht genug ins Zeug legen, werde ich dafür sorgen, dass der Richter Ihnen die Ermittlungen entzieht und der Fahndungsgruppe der Gendarmerie überträgt. Bis dahin haben Sie freie Hand.“
    Er wandte sich ab und ging zu seinem Skoda, der etwas weiter weg geparkt war.
    „Super“, sagte Vincent, „wir haben wirklich einen angenehmen Beruf.“
    „Zumindest wissen wir, woran wir sind“, kommentierte Samira. „Und was ist das für ein Gericht in Auch?“
    Sie war eingetroffen, als sie aus dem Dachgeschoss zurückkamen. Mit ihrem Armeeparka, der auf dem Rücken mit den Worten Zombies vs. Vampires bedruckt war, hatte sie zwangsläufig die Aufmerksamkeit der Gendarmen auf sich gezogen.
    „Ein Landgericht …“
    „Hmm.“
    Er ahnte, worauf sie hinauswollte: Es war so gut wie sicher, dass dies für den Herrn Staatsanwalt der erste bedeutendere Fall war. Um seine mangelnde Erfahrung wettzumachen, kehrte er seine Autorität hervor. Manchmal zogen Justiz und Polizei an einem Strang, manchmal war es auch eher wie Tauziehen.
    Sie kehrten ins Haus zurück. Die Kriminaltechniker vom Erkennungsdienst waren eingetroffen; sie hatten Absperrbänder gespannt, Scheinwerfer angeschaltet, meterweise Stromkabel verlegt, gelbe Spurentafeln aus Plastik aufgestellt, um mögliche Indizien zu markieren, und jetzt untersuchten sie mit Speziallampen die Wände nach Blut-, Sperma- oder sonstigen Spuren. Ohne ein Wort pendelten sie in ihren weißen Overalls zwischen Erdgeschoss, Treppenhaus und Garten; jeder wusste genau, was er zu tun hatte.
    Servaz ging vom Wohnzimmer in den Garten. Der Regen hatte etwas nachgelassen. Trotzdem trommelten ihm die Tropfen auf den Schädel. Noch immer hallte Mariannes Stimme am Telefon in seinen Ohren wider. Ihr zufolge hatte Hugo sie angerufen und erzählt, dass er gerade im Haus seiner Lehrerin aufgewacht war. Vor Panik war seine Stimme nicht wiederzuerkennen gewesen. Er wusste nicht, was er überhaupt da tat und wie er dorthin gekommen war. Schluchzend hatte er erzählt, wie er zunächst den Garten abgesucht hatte, weil die Fenstertüren offen standen, und dann verblüfft die Puppen entdeckt hatte, die im Swimmingpool trieben. Anschließend hatte er das Haus durchstöbert, Zimmer für Zimmer, in jedem Stockwerk. Als er im Dachgeschoss die Leiche von Claire Diemar in der Badewanne entdeckt hatte, wäre er beinahe ohnmächtig geworden. Marianne hatte Servaz gesagt, ihr Sohn habe gute fünf Minuten lang einfach nur geschluchzt und unzusammenhängendes Zeug gestammelt. Dann habe er sich wieder gefangen und weiter erzählt. Er hatte Claire aus dem Wasser gezogen, sie geschüttelt, um sie aufzuwecken, und die Knoten aufzubinden versucht, aber sie waren zu fest. Außerdem war sie ja sowieso bereits tot. Da war er völlig verstört wieder hinausgegangen und hatte sich im Regen zum Swimmingpool geschleppt. Er wusste nicht, wie lange er, gedankenverloren, am Beckenrand gesessen hatte, ehe er seine Mutter anrief. Er fühle sich seltsam, hatte er ihr gesagt – in seinem Kopf war nichts als Nebel. Genau so habe er sich ausgedrückt. Als hätte man ihn unter Drogen gesetzt … Und während er noch ganz benommen war, kamen die Gendarmen und legten ihm Handschellen an.
    Servaz trat an das Becken. Ein Techniker fischte mit einem Kescher die Puppen heraus. Einzeln steckte er sie in durchsichtige Plastikbeutel, die ihm ein Kollege hinhielt. Die Szene hatte etwas Unwirkliches; auch hier waren Scheinwerfer aufgestellt worden, und die gespenstisch

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