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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Nähe eines verfallenen Bauernhofs mit Scheune ein weiteres Schild zu den „Gorges de la Soule“. Er fuhr rückwärts dicht an die Mauer heran, so dass er der Straße aus der Schlucht gegenüberstand, stellte den Motor und die Scheinwerfer ab und wartete.
    Es kam ihm unendlich vor, und er begann sich gerade zu fragen, ob sie nicht doch den anderen Weg genommen hatte, als das unbekannte Fahrzeug an ihm vorbeikam. Er wartete, bis es außer Sicht war, und fuhr los. Ein paar Kilometer weit fuhr er recht langsam, dann beschleunigte er, als ihm sein Navi anzeigte, dass die nächste Kreuzung näher kam.
    Er sah den Wagen links abbiegen, und wieder nahm er den Fuß vom Gas und ließ den Abstand größer werden. An der nächsten Kreuzung machte er es genauso und sah gerade noch, wie der Wagen geradeaus weiterfuhr. Richtung Marsac … Die Straße die am Gymnasium vorbei in die Stadt führte. Er musste näher herankommen, wenn er das Fahrzeug in den schmalen Straßen nicht verlieren wollte. Jetzt war er zweihundert Meter hinter ihm und verringerte auf der langen Geraden langsam den Abstand, als er die Bremslichter aufleuchten sah und die Fahrerin in die Eichenallee abbog, die zum Gymnasium führte. In aller Eile überlegte er, während er abbremste, um nicht zu schnell aufzuholen. Wenn auch er jetzt in die lange Allee zum Parkplatz einbog, würde sie ihn zwangsläufig bemerken! Und auf diese Entfernung konnte man die Fahrerin unmöglich identifizieren.
    Da fiel es ihm ein. Vincent! Er parkte irgendwo vor dem Gymnasium und beobachtete die Vorderseite der Gebäude. Servaz hielt auf dem Seitenstreifen gegenüber dem dunklen Hauptgebäude, am Ende der großen Wiese. Sein Daumen lag bereits auf der Anruftaste.
    „Martin? Was ist?“
    „Da kommt ein Wagen zum Parkplatz!“, schrie er. „Siehst du ihn? Ich muss wissen, wer die Fahrerin ist!“
    Schweigen.
    „Warte … Ja, ich sehe sie … Warte … sie steigt aus … Eine Schülerin … blond … Dem Alter nach bestimmt in der Khâgne …“
    „Geh zu ihr! Ich muss wissen, wer es ist!“, brüllte er. „Denk dir was aus. Sag ihr, seit dem Mord an ihrer Lehrerin überwacht die Polizei das Gymnasium. Frag sie, ob ihr etwas aufgefallen ist. Sag ihr, sie sollte nach dem, was geschehen ist, nicht allein herumspazieren. Erfind was … Und frag sie nach ihrem Namen.“
    Er sah, wie Espérandieu mehrere hundert Meter weiter aus dem Auto stieg, ohne die Tür zu schließen, und schnell auf die Gestalt zuging, die ihn noch nicht entdeckt hatte und sich jetzt auf die Eingangstreppe zubewegte.
    Er warf einen Blick auf das Armaturenbrett.
    Das Fernglas …
    Er beugte sich vor und öffnete das Handschuhfach. Da lag es, zusammen mit seiner Taschenlampe, seinem Notizblock und seiner Waffe.
    Er nahm das Fernglas. Espérandieu lief quer durch die Wiese, um die junge Frau einzuholen. Sie hatte ihn noch immer nicht bemerkt. Servaz richtete das Fernglas auf sie. Legte die Augen ans Okular.
    „Lass sie laufen“, sagte er plötzlich in den Apparat.
    „Was?“
    „Du brauchst dich nicht zu zeigen. Ich weiß, wer das ist …“
    Er sah, wie Espérandieu stehen blieb und sich nach allen Seiten umsah, bis er ihn schließlich entdeckte. Er setzte das Fernglas ab und fragte sich fieberhaft, was das, was er gerade gesehen hatte, bedeutete.
    Sarah …
     
    Margot überprüfte, ob ihre Tür auch fest verschlossen war, und kehrte in ihr Bett mit den klammen Laken zurück. Sie betrachtete das leere zweite Bett, und ihre Brust schnürte sich zusammen. Ihre Mitbewohnerin hatte sich in ein anderes Zimmer verlegen lassen, seit sich im Gymnasium herumgesprochen hatte, dass Margot bedroht wurde.
    Ihr wurde bewusst, wie sehr ihr Lucie fehlte, obwohl sie nicht auf der gleichen Wellenlänge lagen und sich kaum austauschten. Lucie hatte all ihre Sachen gepackt und die Fotos mit ihren fünf Geschwistern von der Wand genommen, sodass ihr Teil des Zimmers trist und verlassen wirkte.
    Sie saß im Schneidersitz auf dem Bett und dachte über das Thema nach, das Van Acker ihnen aufgegeben hatte, aber ihr Kopf war leer. Das Aufsatzthema lautete: „ Führen Sie sieben gute Gründe an, um niemals einen Roman zu schreiben, und einen (triftigen), um einen zu schreiben. Margot vermutete, dass Van Acker allen Klassenkameraden, die von einer Zukunft als Schriftsteller träumten, die Augen dafür öffnen wollte, was für Schwierigkeiten sie erwarteten. Ein paar Gründe, niemals einen Roman zu schreiben, hatte Margot schon

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