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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Chef der Einsatzkräfte, die euch nach dem Unfall am Stausee von Néouvielle zu Hilfe gekommen sind, und der Busfahrer.“
    „Doch, doch. Jetzt, wo Sie es sagen …“
    „Und Claire Diemar befand sich an diesem Abend auch in dem Bus, nicht wahr?“
    Hugo warf Servaz einen seltsamen Blick zu. Der Donner grollte hinter den Fenstern.
    „Richtig. Sie war da. Sie glauben also, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Unfall und ihrem Tod gibt? Sie sagen, David hätte sich des Mordes an Claire bezichtigt? Ehe er sich umbrachte?“
    Servaz musterte ihn aufmerksam. Hugo schien aufrichtig erstaunt. Der Junge war ein verdammt guter Schauspieler.
    „Wenn er sich umgebracht hat, indem er absichtlich gegen einen LKW fuhr, und wenn Sie in diesem Auto saßen, wie kommt es dann, dass Sie jetzt hier sind?“
    Er starrte Servaz misstrauisch an. Der musste sich beherrschen, um sich nicht über den Tisch hinweg auf ihn zu stürzen.
    „Es ist vorbei“, sagte Ziegler in aller Ruhe.
    Hugos Blick wandte sich ihr zu.
    „Die Idee mit dem Heft war eine gute Finte. Riskant, aber raffiniert. Zuerst hat es dich belastet. Dann hat es dich entlastet.“
    Keine Antwort.
    „Wenn die Polizisten ihre Ermittlungen nicht so konsequent vorangetrieben hätten, wenn sie nicht so neugierig, so akribisch und gewissenhaft gearbeitet hätten, dann hättest du deinem Anwalt wohl selbst vorgeschlagen, ein graphologisches Gutachten anfertigen zu lassen.“
    Für einen Sekundenbruchteil war es da, das Funkeln. Das Signal, auf das sie warteten. Aber es war gleich wieder weg.
    „Ich weiß nicht, wovon Sie reden, verdammt! Das ist nicht meine Handschrift in diesem Heft.“
    „Natürlich nicht“, sagte Servaz. „Es ist die von David.“
    „Dann stimmt es also, dass er sie umgebracht hat?“
    „Du verdammter Mistkerl“, sagte Ziegler.
    „Hast du ihn aufgefordert, diesen Satz in das Heft zu schreiben, Hugo? Oder hat er es von sich aus getan?“
    „Was? Ich weiß nicht, wovon Sie reden!“
    Wieder ein Blitz. Näher bei ihnen. Ein Schrei aus dem Gefängnis. Ein langer Schmerzensschrei. Der ebenso schnell verhallte, wie er ertönt war. Die Schritte eines Wärters auf dem Flur. Dann wieder Stille. Aber im Gefängnis war es nie sehr lange still.
    „Claire war mit ziemlich vielen Männern im Bett, stimmt´s?“, sagte Servaz.
    „Warst du eifersüchtig?“, fragte Ziegler.
    „Wie viele habt ihr umgebracht, du und deine kleinen Kameraden?“, wollte Espérandieu wissen.
    „Der Einsatzleiter, das wart ihr“, sagte Servaz. „Sarah, Virginie, David und du: Er wurde von vier Leuten in den Fluss geworfen.“
    „Und im Auto von Joachim Campos hat ein Zeuge neben ihm zwei Männer gesehen: David und dich?“, äußerte Ziegler.
    „Habt ihr Claire Diemar neulich Abend zu zweit umgebracht?“, fuhr Vincent fort. „Die Kamera hat zwei Personen gefilmt, die aus dem Pub herauskamen. Habt ihr diese Tat auch gemeinsam begangen? Oder hat David nur Schmiere gestanden?“
    „Was ich nicht verstehe, ist, wieso du am Tatort geblieben bist“, fügte Servaz hinzu. „Warum bist du dieses Risiko eingegangen? Warum hast du es nicht so gemacht wie die anderen Male? Warum hast du ihren Tod nicht als Unfall oder als spurloses Verschwinden kaschiert? Warum hast du dich an den Rand des Schwimmbeckens gesetzt? Warum?“
    Im Licht der Neonröhre pendelte Hugos Blick zwischen den dreien hin und her. Servaz sah den Zweifel, die Wut, die Angst in seinen Augen. Servaz‘ Handy stieß in seiner Tasche einen doppelten Piepston aus. Eine SMS … Nicht jetzt … Er ließ Hugo nicht aus den Augen.
    „Verdammt, hören Sie auf damit!“, stieß er schließlich hervor. „Rufen Sie den Direktor! Ich will mit ihm reden! Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen! Verschwinden Sie!“
    „Hast du sie allein umgebracht, Hugo? Oder habt ihr es zu mehreren getan? Hat dir David geholfen?“
    Schweigen.
    „NEIN, ICH WAR ALLEIN …“
    Hugo sah zu ihnen auf: zwei schmale, funkelnde Schlitze. Sie sagten nichts. Servaz spürte sein Herz pochen.
    „Ich bin zu ihr gegangen, um sie vor der Gefahr zu warnen, in der sie schwebte. Ich hatte auf der Toilette des Pubs gesnifft, und ich hatte zu viel getrunken … Ich wusste, dass die anderen bald losschlagen würden. Es war Juni. Und ich wusste, dass diesmal sie an der Reihe war. Wir hatten unter uns darüber gesprochen.“
    Er machte wieder diese kleine Handbewegung, die er von seiner Mutter hatte.
    „Ich wusste, dass sie in dieser Nacht vor sechs Jahren feige

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