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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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worden wäre und nun endgültig entlastet werden sollte und dass schon morgen die Mitglieder der Mehrheitspartei der Presse mitteilen würden, dass sämtliche Verdachtsmomente gegen ihn ausgeräumt waren. Sie würden all diese „absolut bedauerlichen Indiskretionen“ heftig kritisieren, würden in den Fernsehstudios aufkreuzen, um kundzutun, dass es „in diesem Land einmal etwas gegeben hat, was man Unschuldsvermutung nannte, die aber in diesem Fall von der Opposition mit Füßen getreten wurde“. In Paris hatte man bemerkt, dass sich der Wind drehte: Auf keinen Fall durfte man den Eindruck erwecken, man hätte Paul Lacaze vorschnell fallengelassen, falls sich seine Unschuld herausstellte. Die Parole lautete jetzt: Zusammenrücken!
    Dies hielt den Gefängnisdirektor allerdings nicht davon ab, dem Commandant mit den roten Augen und den geweiteten Pupillen und dem jungen Lieutenant, der mit seinem silberfarbenen Blouson wie ein Jugendlicher aussah, mit einem gewissen Argwohn zu begegnen. Außerdem waren Gesicht und Hände des Beamten von Blutergüssen und Kratzern übersät, und in seinem zerzausten Haar klebte ein großer Verband – als hätte man ihm den Schädel zusammengeflickt. Der Direktor wollte gerade die Tür hinter ihnen schließen, als Servaz tönte:
    „Wir erwarten noch jemanden.“
    „Die Staatsanwaltschaft hat mir gegenüber nur von zwei Personen gesprochen.“
    „Zwei, drei … was macht das schon für einen Unterschied?“
    „Hören Sie, es ist bereits nach Mitternacht. Muss ich mir hier die Beine in den Bauch stehen, bis Sie fertig sind? Ich würde nämlich gern …“
    „Da ist sie schon.“
    Ein Motorengeräusch ertönte vom Parkplatz, über den das Gewitter fegte, und ein Fahrzeug der Gendarmerie tauchte auf. Die Beifahrertür ging auf, und eine Frau in Motorradkombination und in Motorradstiefeln stieg aus; ein großer kreuzförmiger Verband bedeckte ihre Nase und ihre Wangen. Außerdem trug sie den linken Arm in einer Schlinge. Ziegler zog den Kopf zwischen die Schultern, als sie spürte, wie ihr die Regentropfen unter die Kleidung krochen, und die wenigen Meter, die sie vom Eingang trennten, legte sie im Laufschritt zurück. Eine gute Stunde lang war sie von einem Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Auch und mehreren Beamten der Fahndungsgruppe der Gendarmerie ausgequetscht worden. Trotzdem hatte sie es noch rechtzeitig geschafft, zu Martin zu stoßen. Sie hatte ihm in wenigen Worten erklärt, was passiert war, hatte ihm allerding einmal mehr verschwiegen, dass sie in seinen Rechner eingedrungen war.
    „Wie hast du das alles herausgefunden?“, hatte er perplex gefragt.
    Er schien nicht überrascht zu sein, als er erfuhr, dass Marianne ihn ausspioniert hatte. Sie spürte, wie unendlich traurig ihn diese Neuigkeit machte. Martin hatte sie dann gebeten, sich in der Justizvollzugsanstalt von Seysses mit ihnen zu treffen. Am Telefon wirkte er erschöpft, sie hatte ihn gefragt, warum er nicht im Krankenhaus war, aber er hatte nicht geantwortet.
    „Sie gehört zu uns“, sagte der Polizist.
    Er zuckte mit den Schultern, wies die Wachen an, sie durchzulassen, als die drei Besucher beim Durchschreiten der Sicherheitsschleusen den Alarm auslösten, und ging ihnen in das Gefängnis voraus. Ihre Schritte hallten in den schmalen Gängen. Sie gingen durch drei Gittertüren. Schließlich nahm der Direktor einen Schlüsselbund heraus, steckte einen Schlüssel ins Schloss und sperrte die Tür des Besuchszimmers auf.
    „Er erwartet sie.“
    Und weg war er. Er wollte nicht wissen, was sich da drinnen abspielen würde.
    „Guten Abend, Hugo“, sagte Servaz, als er eintrat.
    Der junge Mann, der mit gefalteten Händen hinter dem Resopaltisch saß, hob den Kopf und sah ihn an.
    Dann wanderte sein Blick zu Espérandieu und Ziegler, die hinter dem Commandant eintraten, und Servaz sah ein kurzes, erstauntes Funkeln in seinen blauen Augen, als sein Blick auf das Gesicht der Gendarmin fiel.
    „Was ist los? Der Direktor hat mich aus dem Bett geholt, und jetzt sind Sie da …“
    Servaz bemühte sich, seine Wut zu verbergen. Er setzte sich und wartete, bis Vincent und Irène ebenfalls saßen. dingas Gewitter h, aberankstelle.$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$$. Alle drei gegenüber von Hugo. Rein juristisch gesehen durften sie den Jungen im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen über Claires Tod nicht mehr befragen, da er in dieser Sache offiziell als Beschuldigter galt. Aber in Anbetracht der jüngsten Entwicklungen hatte

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