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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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heute sind sie der beste bekannte Marker für den Ertrinkungstod. Das städtische Trinkwasser enthält allerdings nur sehr wenige Diatomeen. Verstehen Sie das Problem?“
    Der Rechtsmediziner zog die Handschuhe aus, warf sie in einen Treteimer und trat an den berührungsfreien Wasserhahn.
    „Außerdem lassen sich die Spuren von Schlägen auf dem Körper nur schwer interpretieren, weil die Leiche untergetaucht war. Zum Glück lag sie nicht sehr lange im Wasser.“
    „Es gibt also Spuren von Schlägen?“, fragte Servaz nach.
    Delmas deutete mit einer seiner eingeschäumten rosigen Hände auf seinen eigenen Nacken.
    „Ein Hämatom in Höhe des Scheitelbeins und ein Hirnödem. Ein sehr heftiger Schlag mit einem schweren Gegenstand. Vermutlich bestand daraufhin bereits akute Lebensgefahr, aber ich glaube trotzdem, dass sie ertrunken ist.“
    „Sie glauben? “
    Der Rechtsmediziner zuckte mit den Schultern.
    „Ich sagte ja schon, der Tod durch Ertrinken ist nie leicht nachzuweisen. Die Analysen werden uns vielleicht mehr sagen. Der Strontium-Gehalt im Blut zum Beispiel – wenn die Konzentration stark vom normalen Blutwert abweicht, aber sehr nahe am Strontium-Gehalt des Wassers liegt, in dem sie gefunden wurde, dann wäre so gut wie sicher, dass sie in dem Moment gestorben ist, in dem ihr Kopf in dieser verdammten Badewanne unter Wasser geriet …“
    „Hm.“
    „Das Gleiche gilt für die Leichenflecken: Dadurch, dass der Körper im Wasser lag, hat sich ihre Bildung verzögert. Außerdem hat die histologische Untersuchung nicht viel ergeben …“
    Er wirkte ziemlich frustriert.
    „Und die Taschenlampe?“, fragte Servaz.
    „Wie, die Taschenlampe?“
    „Was halten Sie davon?“
    „Nichts. Die Interpretation ist Ihre Aufgabe. Ich beschränke mich auf die Tatsachen. Jedenfalls war sie in Panik. Sie hat sich so heftig gewehrt, dass die Fesseln sehr tief in ihr Fleisch geschnitten haben. Die Frage ist, wann das war. Es widerlegt wohl die Hypothese, dass der Schlag auf den Schädel bereits tödlich war …“
    Servaz hatte allmählich die Schnauze voll von den rhetorischen Pirouetten des Rechtsmediziners. Delmas war kompetent. Und weil er kompetent war, war er auch äußerst vorsichtig in seinen Aussagen.
    „Ich hätte gern eine Schlussfolgerung, die ein wenig …“
    „Präziser ist? Die werden Sie bekommen, sobald die Laborergebnisse vorliegen. Bis dahin würde ich sagen, dass sie mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit lebend in diese Badewanne getaucht worden und darin ertrunken ist. Gar nicht so schlecht in Anbetracht der Umstände, oder?“
    Servaz stellte sich vor, wie die Panik der jungen Frau mit steigendem Wasserspiegel exponentiell zunahm, er kannte diese entsetzliche Atemnot, die er an einem Dezembertag, als er beinahe unter einer Plastiktüte erstickt wäre, selbst erlebt hatte. Er dachte an die Gefühlskälte dessen, der sie so hatte sterben sehen. Der Rechtsmediziner hatte recht: Die Interpretation war seine Sache. Und sie sagte ihm, dass er es nicht mit einem gewöhnlichen Mörder zu tun hatte.
    „Übrigens: Haben Sie schon Zeitung gelesen?“, fragte Delmas.
    Servaz stutzte. Er erinnerte sich noch an den Artikel, den er in Elvis´ Krankenhauszimmer gelesen hatte. Der Rechtsmediziner fischte La Dépêche von einer Arbeitsplatte und reichte sie ihm.
    „Das dürfte Ihnen gefallen. Seite 5.“
    Servaz blätterte die Seiten um und schluckte. Er musste nicht lange suchen. Die Schlagzeile war unübersehbar: „HIRTMANN SCHREIBT AN DIE POLIZEI“. Verdammt! Der Artikel war nur ein paar Zeilen lang. Darin war von einer E-Mail die Rede, die von jemandem, der sich als Julian Hirtmann ausgab, „an Commandant Servaz von der Kripo“ geschickt worden sei. „Laut polizeilicher Quelle lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine sichere Aussage darüber treffen, ob es sich um den schweizerischen Mörder oder aber um einen Hochstapler handelt …“ Wie bei dem vorangehenden Artikel wurde auch hier hervorgehoben, dass Commandant Servaz „bereits in den Mordfällen, vom Winter 2008-2009 in Saint-Martin die Ermittlungen leitete“. Servaz konnte es nicht fassen. Die Wut kochte in ihm hoch.
    „Super, oder?“, sagte der Rechtsmediziner. „Ich würde gern wissen, welcher Idiot ihnen diese Info gesteckt hat. Jedenfalls kommt das sicher aus Ihrem Team.“
    „Ich muss los“, sagte er.
     
    Espérandieu hörte Knocked Up von den Kings of Leon, als Servaz in sein Büro trat.
    „Mist, was ziehst du denn für ein

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