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Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Titel: Kindsköpfe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kriss Rudolph
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Mund führte, mit langen Fingern und gespitzten Lippen, wirkte gekünstelt. Niklas versuchte sich Petra beim Sex vorzustellen, wie sie Wolfram mit spitzen Fingern das Gummi überzog. Falls sie einander überhaupt berührten.
    Sein Piratenschiff fest umklammert, schielte Hannes neugierig um die Ecke, und Niklas winkte ihn zu sich. Beim Anblick des Jungen begann sich Petra zu verwandeln. Ihr Lächeln schwoll an zu einem Strahlen, ihre Wangen erröteten, und sie schraubte ihre Stimmlage um zwei Oktaven nach oben.
    »Hallo, mein kleiner Liebling! Was hast du denn da?«
    »Das ist der Rote Korsar«, erwiderte Hannes stolz und fehlerfrei.
    »Sehr schön«, freute sich Niklas. Die Sitzungen bei der neuen Logopädin zahlten sich aus.
    »Sag ihm guten Tag!«, forderte Petra ihren Mann auf.
    Wolfram reichte seinem Sohn etwas ungelenk die Hand. Doch Hannes hielt sich lieber an seinen Patenonkel und verbarg sein kleines Gesicht in Olivers Pulli. Niklas fragte sich, vor wem der Junge größere Angst hatte, als es klingelte. Der erste Überraschungsgast war gekommen: Herr Lothar, dem Niklas an der Tür die Tüte mit den geliehenen Eurovisionsvideos abnahm, um sich nicht dem Verdacht der Bestechung auszusetzen. Dann stellte er ihn den Gästen vor. »Herr Lothar konnte sich bereits ein Bild davon machen, wie gut es die Kinder bei uns haben.«
    Petra musterte den Besucher skeptisch, bevor sie ihm die Hand gab. »Gut verglichen mit was?«
    »Gut im Sinne von Stabilität und Kontinuität.«
    Petra schien über eine Replik nachzudenken, während sie ihr Kreuz zwischen Daumen und Zeigefinger rieb. Dann entschied sie sich, Herrn Lothar zu ignorieren.
    »Wo ist denn überhaupt Charlotte?«
    Sie schickte sich an, das Kind suchen zu gehen, doch Niklas stellte sich ihr in den Weg.
    »Vielleicht sollte der verlorene Vater erst mal allein guten Tag sagen.«
    Wolfram stand immer noch wie angewurzelt mitten im Raum und starrte auf seinen Sohn, der Oliver die Funktion des Vorsegels am Roten Korsar erklärte.
    »Wie wir sehen, ist die Annäherung zwischen Vater und Kind schwierig genug«, erklärte Herr Lothar. »Darum hätte ich es begrüßt, wenn er alleine gekommen wäre.«
    Petras Strahlen ließ langsam etwas nach. Sie ließ sich auf dem Sofa nieder und nippte an ihrem Kaffee. Niklas gab Oliver ein Zeichen, mit Hannes bei ihr zu bleiben, während er Wolfram und Herrn Lothar zum Kinderzimmer führte.
    »Du weißt, wie sie war«, sagte Wolfram leise und rieb sich den Nacken.
    »Wie wer war?«, fragte Niklas.
    »Deine Schwester. Es war unmöglich, neben ihr zu atmen. Alles musste sie kontrollieren.«
    »Zum Glück ist deine neue Frau ja ganz anders.«
    Niklas klopfte an die Tür zum Kinderzimmer. »Bitte sehr. Wir werden schon erwartet.«
    Das Kind saß auf dem Boden, mit dem Rücken zum Eingang, und kämmte Luzie der Zweiten die dreieinhalb Haare, die ihr seit dem Anschlag mit dem schwarzen Färbemittel geblieben waren. Das Mädchen trug einen knallroten Pulli und eine blaue Jeanshose, die zu langen Beine zweimal umgekrempelt.
    »Hallo«, sagte Wolfram und klopfte zaghaft an den Türrahmen. »Ich bin dein Vater. Wir … haben uns lange nicht gesehen.«
    Daraufhin drehte sich Maki um und blinzelte Wolfram aus ihren schmalen Mandelaugen an. »Lotte ist auf'm Klo und macht sich zurecht. Wer is’n der Spinner, Niklas?«

9 : Der Bruch
    Niklas bereute bald, dass er Wolfram erlaubt hatte, die Kinder zu sehen. Nicht dass sein Auftritt etwas an Herrn Lothars Haltung verändert hätte. Der mahnte die Männer lediglich, Lotte und ihren Bruder nicht in die Auseinandersetzung hineinzuziehen, konnte aber ansonsten keine Gründe finden, warum sie nicht bei Niklas und Oliver bleiben sollten.
    Doch Hannes machte seit dem Wiedersehen mit seinem Erzeuger wieder jede Nacht ins Bett, und auch seine Schwester schien mehr darunter zu leiden, dass ihr Vater sich nicht mehr gemeldet hatte, als sie zugeben mochte. Nach einiger Zeit wurde ihre Laune immer schlechter. Morgens musste Niklas die Kleine dreimal auffordern, aufzustehen, bis er ihr beim sechsten Mal die Decke wegnahm. Allerdings weigerte sie sich danach, mit den anderen zu frühstücken. Wenn Lotte etwas nicht sofort gelang, schimpfte sie wie ein Karussellbremser. Als Niklas das falsche Shampoo eingekauft hatte, das angeblich in den Augen ziepte, sprach sie zwei Tage lang kein Wort mehr mit ihm.
    Auch Oliver kam nicht mehr mit dem Mädchen klar.
    »Wenn ich dich heiraten soll, musst du schon ein bisschen

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