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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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seinem Kopf.
     
     
    11 Uhr 35
     
    Tannenberg läutete Sturm und polterte gleichzeitig mit der Faust gegen die massive Haustür. Mit verdutzter Miene öffnete Elfriede Krehbiel und bat ihn in die Villa.
    »Um Himmels willen, was ist denn mit Ihnen los?«, fragte sie den nach Luft schnappenden, verschwitzten Kriminalbeamten.
    »Haben Sie einen Kuli für mich?«, stieß Tannenberg keuchend aus. Wie betend presste er die Handflächen aneinander, bewegte sie flehend auf und ab. »Und bitte, bitte kein Wort zu meiner Familie oder zur Polizei.« Erschrocken blickte er sich um, senkte die Stimme und ergänzte im Flüsterton: »Auch bitte keinen Ton zu Ihrer Familie. Es geht um Emmas Leben.«
    »Um Gottes willen«, stöhnte die alte Dame, die inzwischen vor Schreck die Hand auf ihren Mund gepresst hatte. »Was ist denn passiert?«
    Wie ein kleiner Junge, der dringend auf die Toilette muss, trippelte Tannenberg auf der Stelle herum. »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Frau Krehbiel. Aber ich brauche schleunigst irgendetwas zu schreiben.«
    Elfriede nickte mit einem nach wie vor völlig entgeisterten Gesichtsausdruck, wandte ihm den Rücken zu und entfernte sich.
    Tannenberg eilte ihr ein paar Schritte nach. »Und bitte auch etwas zu trinken«, wisperte er mit gepresster Stimme.
    »Ja, natürlich«, gab sie über die Schulter zurück.
    »Haben Sie vielleicht Diclofenac oder Ibuprofen im Haus? Meine Knochen tun mir so fürchterlich weh«, jammerte er, wobei er sich nach vorne beugte und seine Hände das schmerzende Knie wie eine Bandage umfassten.
    »Ich glaube schon«, entgegnete die alte Dame.
    Sie eilte daraufhin zunächst in die Küche und anschließend ins Bad. Etwa eine Minute später kehrte sie zurück. Tannenberg nahm die beiden Kugelschreiber entgegen und steckte sie in die Jacke. Danach riss er die Voltaren-Packung auf, drückte sich zwei Tabletten auf die Hand und warf sie ein.
    »Plagen Sie sich auch mit Rheuma herum, Sie Armer? Ich leide auch darunter«, erklärte Frau Krehbiel mit sorgenvoller Miene und reichte ihm eine geöffnete Wasserflasche. Sie hatte ihm noch eine weitere Trinkflasche mitgebracht, die er in die linke Außentasche seines Sakkos gleiten ließ.
    Er setzte die Flasche an den Hals und trank hastig. Das Handy meldete sich mit einem ungewohnt schrillen Klingelton. Er verschluckte sich, drückte hustend die grüne Taste.
    »Sie haben wirklich großes Glück, dass die Hilfe der Familie Krehbiel nicht gegen die von Simon aufgestellten Regeln verstößt«, verkündete die Entführerstimme. »Sonst wäre bereits zu diesem frühen Zeitpunkt unser Spiel zu Ende.«
    »Aber ich kann doch nichts dafür. Ich hatte doch nichts zu schreiben«, versuchte Tannenberg sein Verhalten zu rechtfertigen.
    Sein Gesprächspartner ignorierte diesen Einwurf. »Ach übrigens, bevor ich’s vergesse: Ihre Dienstwaffe dürfen Sie natürlich nicht weiter mit sich führen. Obwohl die Sache eben mit den Jungs, das hatte schon was.« Affektiertes Kichern. »Das mit der Waffe geht klar?«
    »Ja.«
    »Schön, dass Sie so kooperativ sind. Na, wie steht’s denn mit Ihrer Kondition? Sie konnten sich ja nun ein wenig warmlaufen.« Er kicherte erneut. »Dieser Begriff passt perfekt zum Wetter, finden Sie nicht auch?«
    Tannenberg ließ lediglich ein merkwürdiges Grunzgeräusch verlauten.
    »Ich wollte Sie nur ein wenig auf Touren bringen. Das ist doch ausgesprochen nett von mir, nicht wahr?«
    Laber hier nicht blöd rum, dachte der Kriminalbeamte, und sag endlich, was du von mir willst. Ich muss noch vor zwölf dieses verdammte Kreuzworträtsel hinkriegen.
    Der unbekannte Anrufer schien seine Gedanken erraten zu haben: »Simon says: Verlasse sofort das Haus. Setz dich auf eine Parkbank und löse das Rätsel. Du hast nicht mehr viel Zeit. Es ist schon bald High Noon.«
    Wieder dieses diabolische Lachen.
    Entgeistert starrte Tannenberg auf seine Armbanduhr. Verflucht, schon Viertel vor zwölf.
    Ohne ein Wort des Abschieds stürmte er aus der Villa und ließ sich auf der nächsten erreichbaren Parkbank nieder. Nur noch 13 Minuten, pochte es unter seiner Schädeldecke. Ich hasse Kreuzworträtsel, schimpfte er tonlos.
    Er begann links oben in der Ecke. Zahlenglücksspiel – fünf Buchstaben. Sein pulsierendes Gehirn spielte ihm Jacob als Assoziation ein. Tannenberg verstand den göttlichen Fingerzeig auf seinen von Spielleidenschaft besessenen Vater: LOTTO. Englisch: Tee – TEA. Firmensymbol (kurz) – LOGO.
    Es dauerte keine fünf

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