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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Minuten, bis der Leiter des K 1 das recht einfach gestrickte Kreuzworträtsel vollständig ausgefüllt hatte. Er schrieb den Inhalt der nummerierten Kästchen hintereinander:
     
    ESSA
     
    Essa, Essa – was ist denn das für ein komisches Wort? Panik brach in ihm aus. In Windeseile überprüfte er noch einmal seine Einträge und die richtige Reihenfolge der mit den Zahlen eins bis vier durchnummerierten Buchstaben. Aber er kam erneut zu demselben Ergebnis: ESSA.
    Er blickte hinunter zu seinem linken Handgelenk. »Fünf vor zwölf«, brabbelte er vor sich hin. »Was für eine Uhrzeit – was für eine Symbolik!«
    Dieser Saukerl muss mich die ganze Zeit über beobachtet haben, schlussfolgerte er aus dem Inhalt des kurzen Telefonats. So ein Wahnsinn! Der beobachtet mich garantiert immer noch. Der sitzt bestimmt hier irgendwo in einem Auto. Sein unruhiger Blick hüpfte von einem der rund um den Stadtpark abgestellten Autos zum anderen. Oder er steht irgendwo in einem dieser Häuser hinter dem Vorhang und amüsiert sich köstlich.
    »So ein Scheißspiel«, zischte er zum wiederholten Mal in die hochsommerliche Hitze. Er nahm einen tiefen Schluck aus der Plastikflasche. Anschließend wischte er sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn und aus dem Genick.
    Er zog das im Sandkasten entdeckte Handy aus seinem beigen Leinensakko und verglich die Uhrzeit auf dem Display mit der auf seiner Armbanduhr. Die Differenz betrug knapp 30 Sekunden.
    Besitzt ein Handy eigentlich eine Funkuhr?, fragte er sich gerade, als es in seiner Hand zu blinken begann: ›Unbekannter Anrufer‹.
    »Na, wie sieht’s aus mit der Lösung?«
    »Ich hab’s rausgekriegt«, erwiderte Tannenberg mit einem leisen Anflug von Stolz.
    »War ja auch nicht gerade schwer«, höhnte der Entführer. »So, dann nennen Sie mir mal das Lösungswort.«
    »Essa«, kam es wie aus der Pistole geschossen.
    »Sehr gut«, lobte die Männerstimme betont gedehnt.
    »Und was soll das sein – Essa? Dieses Wort ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Das hab ich noch nie gehört.«
    »Seien Sie doch nicht so ungeduldig, Herr Hauptkommissar. Irgendwann im Leben ergibt alles einen Sinn – manchmal früher, manchmal aber auch erst später.«
    »Kommt dieses Wort aus einer anderen Sprache?«
    Ein blechernes Kichern ertönte. »Wer weiß.« Der Anrufer räusperte sich. »Ich habe Ihnen gerade eine MMS geschickt. Wissen Sie wenigstens, was das ist?«
    »Ja, das sind Fotos, die man mit einer Digitalkamera aufnehmen und an ein Handy versenden kann.«
    »So in etwa. Na, ist das goldige Foto schon bei Ihnen angekommen.«
    »Nein.«
    »Dann warten wir eben noch einen Moment.«
    ›MMS-Eingang‹ erschien plötzlich auf dem Display.
    »Jetzt ist diese MMS da«, erklärte Tannenberg.
    »Dann öffnen Sie die Datei.«
    »Und wie?«
    »Einfach nur die O.-K.-Taste drücken.«
    Der Kriminalbeamte tat wie ihm geheißen.
    Das Digitalfoto zeigte Emma. Sie stand in ihrem Gitterbettchen, die winzigen Händchen klammerten sich an den Stäben fest. Dieser Anblick trieb Tannenberg einen glühenden Dolch ins Herz.
    »Und? Erkennen Sie Ihren kleinen Schatz?«, fuhr die Erpresserstimme fort. Als niemand antwortete, schob Emmas Entführer geschwind nach: »Das Bild wurde gerade eben aufgenommen. Wie Sie sehen, lebt der süße kleine Engel noch. Ich betone das Wort ›noch‹. Und zwar deshalb, weil Sie Ihre erste Aufgabe in dem vorgegebenen Zeitkorridor lösen konnten. War ja auch Pipikram.«
    »Du, du elender Sauhund«, schluchzte Tannenberg, der seine Erregung nicht mehr im Zaum halten konnte. »Wenn ich dich erwische, dich, dich mach ich, mach ich kalt.«
    »Na, na, na, Herr Hauptkommissar, Sie werden doch nicht schon jetzt die Nerven verlieren. So etwas würde Emma nämlich gar nicht gut bekommen. Also regen Sie sich wieder ab und konzentrieren Sie sich auf Ihre nächste Aufgabe. Hören Sie genau zu, was Ihnen Simon zu sagen hat. Haben Sie sich wieder unter Kontrolle?«
    »Ja«, grummelte der Kriminalbeamte, dem es nur unter großer Kraftanstrengung gelang, sich zusammenzureißen.
    »Sehr gut. Und denken Sie stets daran, dass wir Sie permanent beobachten.« Der Mann brach ab und lachte auf. »Ach, übrigens: Falls Sie auf die Idee kommen sollten, mit Ihrem neuen Handy jemanden anzurufen – vergessen Sie es! Erstens würde es nicht funktionieren, denn das Handy nimmt nur Anrufe entgegen. Zweitens würde eine Kontaktaufnahme zu irgendjemandem zum sofortigen Spielabbruch führen. Die Sache mit

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