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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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nie so weit gekommen. Emma wäre niemals entführt worden. Er kniff die Augen zusammen, dicke Tränen liefen ihm über die Wangen.
    »Warum, Gott, lässt du so etwas nur zu? Das arme Kind kann doch nichts dafür«, schrie er mit sich überschlagender Stimme in den Wald hinein.
    Wütend sprang er auf, riss die Arme nach oben und brüllte wie von Sinnen weiter: »Wenn du mich unbedingt quälen willst, dann foltere mich, mach mit mir, was du willst. Aber verschone Emma!« Er fiel auf die Knie und legte seine Stirn auf die sandige Erde. Dann drückte er sich wieder in die Höhe und faltete die Hände zum Gebet. »Bitte, bitte, lieber Gott, hilf der armen kleinen Emma!«, flehte er.
    Völlig entkräftet und von Verzweiflung gemartert, sank er nun vollständig auf den staubigen Waldboden nieder und heulte wie ein Schlosshund. Nachdem er eine Weile wimmernd auf dem Bauch gelegen hatte, drehte er sich auf den Rücken und starrte mit wässrigen Augen hinauf in den azurblauen Sommerhimmel.
    Du elender Jammerlappen, meldete sich seine innere Stimme wie immer ungefragt zu Wort. Du zerfließt hier in Selbstmitleid, und die arme Emma wartet darauf, dass du ihr hilfst. Mann, reiß dich endlich zusammen und spiele verdammt noch mal dieses Scheißspiel weiter mit! Das ist die einzige Chance, die Emma hat.
    Tannenberg erhob sich ächzend und begann umgehend mit der Suche nach der angeblich hier am Pfaffenbrunnen deponierten Plastiktüte.
     
     
    13 Uhr 20
     
    Diesmal wurde er bedeutend schneller fündig. Ziemlich genau in der Mitte der imposanten Kaskadenkonstruktion lehnte ein flacher Felsbrocken an der Sandsteintreppe. Darunter lag in einer Kuhle die gesuchte Plastiktüte. Sie enthielt wieder eine Pappbox, die Tannenberg mit zitternden Fingern öffnete. Abermals stieß er auf ein Kreuzworträtsel, aber anstelle eines weiteren Handys entdeckte er einen zusammengefalteten Zettel. Auf ihm war eine Rechenaufgabe abgedruckt:
     
    Simon says: Berechne das Volumen eines Raumes mit den Koordinaten: 2,5 m; 2,1 m; 3 m!
     
    Tannenberg zückte einen der beiden Kugelschreiber, führte die geforderte Multiplikation aus und unterstrich die Lösung mit zwei dicken Strichen. »15,75 Kubikmeter – und was soll ich damit?«
    Er hielt sich jedoch nicht lange mit dieser Frage auf, sondern wandte sich sogleich dem bedeutend umfangreicheren Kreuzworträtsel zu. Es stammte aus der Wochenendbeilage der Pfälzischen Allgemeinen Zeitung . Tannenberg konnte deshalb diese eindeutige Zuordnung treffen, weil sein Vater samstags stets mit Argusaugen darüber wachte, dass ja kein anderer als er selbst dieses Kreuzworträtsel löste. Diesmal waren fünf der gesuchten Buchstaben mit roten Kreisen markiert. Sie trugen die Ziffern fünf bis neun.
    »Ich bin vielleicht ein Hornochse!«, beschimpfte er sich, als er die ersten Buchstaben eingetragen hatte. »Warum hab ich das vorhin nicht gleich so gemacht? Warum soll ich diesen ganzen überflüssigen Kram ausfüllen, wenn ich doch nur diese fünf Buchstaben brauche.« Er tippte sich an die Stirn. »Mann, Mann, Mann!«
    Schmunzelnd kritzelte er die gesuchte Lösung unter das Ergebnis der Rechenaufgabe:
     
    RTSRE
     
    Doch mit einem Mal verfinsterte sich seine Miene. Kopfschüttelnd fügte er die Lösungsbuchstaben des ersten Rätsels hinzu:
     
    ESSARTSRE
     
    »Was ist denn das für ein Granaten-Schwachsinn?«, fluchte er ungehalten drauflos.
    Er schaute auf seine Armbanduhr. Noch fast zehn Minuten Zeit. Ein Gedanke blitzte in seinem Hirn auf. Vielleicht ist das ja auch ein Anagramm. Er übertrug die mysteriöse Buchstabenfolge in die Spiegelschrift.
    »ERST-RASSE«, las er mit geschürzten Lippen vor. »Was soll das denn sein?«
    Er wanderte grübelnd ein paar Schritte auf und ab, doch es fiel ihm beim besten Willen nichts zu diesen beiden Begriffen ein. Vielleicht hab ich ja beim Ausfüllen Fehler gemacht, überlegte er. Daraufhin überprüfte er noch einmal die gesuchten Lösungswörter.
    »Stadt in Italien: PISA, englisch: Sohn: SON – das war das ›S‹«, murmelte er.
    Die anderen Erläuterungen waren ebenfalls eindeutig und ergaben die aufgeschriebenen Buchstaben. Auch deren Reihenfolge stimmte.
     
     
    14 Uhr
     
    Kurz darauf läutete das Handy des Entführers.
    »Na, wie sieht’s aus mit den Befehlen? Haben Sie sie befolgt?«, fragte die Männerstimme.
    »Selbstverständlich.«
    »Na, da bin ich aber mal gespannt.«
    »Die Buchstabenfolge lautet: R-T-S-R-E. Aber ich kann damit nichts anfangen. Auch

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